Der Krieg in der Ukraine hält die Welt in Atem. Die Modeindustrie hält sich zunächst mit Kritik an Russland bedeckt. Auf die Ignoranz der Luxushäuser, zu ihrem fehlenden politischen Engagement hagelt es viel Kritik. Mittlerweile folgen Modehäuser von Chanel bis H&M sowie Models dem Ruf, Haltung zu zeigen.

Die Modewelt zeigt endlich Flagge!

So unterstützt die Mode die Ukraine

Am 24. Februar marschieren Russlands Truppen in die Ukraine ein. Zeitgleich marschieren auch die Models auf der Mailänder Fashion-Week als wäre es ihr usual Business. Nur Giorgio Armani reagiert und dreht seiner Show als „Zeichen des Respekts“ den Ton ab. Der Rest hält sich bedeckt.

Die russische Oberschicht gilt als wichtiger Markt für Luxusartikel. Ihre Ignoranz bekommt die Modebranche vor allem auf Social Media zu spüren. Mittlerweile hat die Modewelt verschiedene Wege und Mittel gefunden, Solidarität und Unterstützung für die Ukraine zu zeigen.

Giorgio Armani

Giorgio Armani, ist während der Mailänder Modewoche einer der ersten, der auf den Einmarsch der Russen in der Ukraine reagiert: „Meine Entscheidung, keine Musik zu verwenden, war ein Zeichen des Respekts gegenüber den Menschen, die von der Tragödie in der Ukraine betroffen sind.“ Damit zeigt der 87-Jährige einmal mehr seine Sensibilität für Weltgeschehnisse. Bereits 2020 ist Armani der Erste, der die drastische Entscheidung trifft, seine Show aufgrund von Corona ohne Publikum stattfinden zu lassen.

Balenciaga

Das deutlichste Zeichen setzt auf der Pariser Modewoche Balenciaga. Das Label löscht sämtliche Posts auf seinem Instagram-Konto. Stattdessen zeigt das Modehaus nur ein Posting: die Ukraine-Flagge mit der Ankündigung, für das Welternährungsprogramm zu spenden. Vor allem der Kreativdirektor des Hauses Demna Gvasalia zeigt politische Haltung und widmet seine Show der Widerstandskraft der Ukrainerinnen: „Es lebe die Ukraine, für Schönheit, Stärke, Wahrheit und Freiheit“ zitiert der Designer in völliger Dunkelheit ein Gedicht aus dem Jahr 1917 zur Einleitung seiner Show. Dann schickt er seine Models mit Plastiksäcken durch einen eisigen Schneesturm. Die letzten Looks seiner Show sind in Gelb und Blau der Flagge der Ukraine gehalten. Gvasalia stammt aus Georgien und flüchtete mit seiner Familie in den 90er Jahren vor dem Krieg in Georgien gegen Russland.

Nanushka

Das aus Budapest stammende Label Nanushka hat seinen Verkauf nach Russland eingestellt. Zudem arbeitet die ungarische Marke mit dem Hungarian Charity Service of the Order of Malta zusammen. Die Organisation bietet Flüchtlingen aus der Ukraine Unterkünfte, Verpflegung und Transport.

Ganni

Auch das dänische Label Ganni schließt sich den internationalen Sanktionen mittels Handelsstopp an. „Wir bei GANNI stehen für den Frieden“, so der Kreativdirektor Ditte Reffstrup in einem auf Instagram veröffentlichten Statement. Zudem spendet Ganni 100 000 DKK (ca. 13 400 Euro), an den dänischen Flüchtlingsrat, der in der Ukraine tätig ist.

Louis Vuitton

Auch Louis Vuitton setzte bei der Pariser Fashion Week ein Zeichen – auch wenn dieses erst als großes Finale der Runway Show zu sehen war. Denn Designer Nicolas Ghesquière entschied sich, die Show mit einem Look in blau-gelb zu beenden. Das XXL-Poloshirt mit blauen und gelben Streifen erinnerte an die ukrainischen Farben. Ghesquière widmete seine Show letztlich jenen jungen Menschen, die „Idealismus, Hoffnung für die Zukunft, für eine bessere Welt“ voranbringen.

Kilian Kerner

Auch bei der Berliner Fashion Week Mitte März gab es einige eindeutige Statements. Bei Kilian Kerner wurde die Show etwa mit einem letzten Walk von allen Models beendet, die Statement-Hoodies trugen. Die Hoodies mit einer „Peace“-Aufschrift sind Teil einer Charity-Aktion des Labels. Die Gewinne von den Verkäufen werden an Hilfsorganisationen für die Ukraine gespendet.

Marc Cain

Ebenfalls in Berlin inszenierte Marc Cain eine berührende Geste zum Ende der Runway Show. Denn am Schluss versammelten sich alle Models erneut auf dem Laufsteg und hielten ihre Hände in die Luft. Auf den Handflächen wurden jeweils Peace-Zeichen gemalt; auf Instagram schreibt das Label dazu: „Wir sind in diesen schwierigen Zeiten geeint.“

Doch das Label geht über den symbolischen Charakter hinaus und spendet auch aktiv. Schon vor der Show verkündete Marc Cain, 200.000 Euro für die Ukraine zu spenden. Zusätzlich entschied sich das Unternehmen, alle Spenden, die im Rahmen der Show eingenommen wurden, zu verdoppeln. 50.000 Euro wurden dadurch zusätzlich an die Caritas gespendet.

Jean Gritsfeldt

Das wohl bedrückendste Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine lieferte Jean Gritsfeldt in Berlin. Denn der Designer lebt selbst in der Ukraine. Die Vorbereitungen auf die Fashion Show wurden durch die russische Invasion unterbrochen. Eine Reise nach Berlin war ihm deshalb mitten im Krieg nicht möglich.

Doch die Fashion Week entschied sich, Gritsfeldt dennoch Platz in dem Lineup zu widmen. Der Designer durfte sich zum Abschied der Fashion Week via Videobotschaft an das Publikum wenden und über die aktuelle Situation sprechen. Da auch seine Kollektion in der Ukraine blieb, wurden stattdessen Models mit künstlichen Wunden und Kriegsverletzungen über den Laufsteg geschickt. Als Zeichen der Solidarität schneiderten viele Designerinnen und Designer der Berliner Fashion Week die Kollektion von Gritsfeldt nach und kleideten die Models damit ein.

Auch diese Labels unterstützen die Ukraine

Während zu Beginn des Ukraine-Krieges viele Marken den Rückzug aus dem russischen Markt scheuen und stattdessen spenden, haben inzwischen immer mehr Marken Handelsstopps angekündigt. Die Eigentümer der weltweit führenden Luxusmarken Hermès, Chanel, LVMH, Richemont sowie Kering (Gucci, Balenciaga und Bottega Veneta) haben ihre Shops in Russland geschlossen. Auch Mango sowie die H&M Group haben bekannt gegeben, alle Verkäufe in Russland vorübergehend einzustellen.

Sportbekleidungsriese Adidas hat bereits Anfang März die Aussetzung seiner Partnerschaft mit dem russischen Fußballverband angekündigt. Auch Nike stoppte umgehend den Online-Verkauf seiner russischen Website. Mittlerweile hat Nike seine Exporte nach Russland komplett eingestellt. Auch Online-Giganten wie Asos, Net-a-Porter und Farfetch sind auf den Zug aufgesprungen. Das Label 032c hat in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Designer @antonbelinskiystudio ein Benefit-Top mit Statement zur Unterstützung der Ukraine entworfen. Der Erlös wird an die Nothilfe Ukraine des Deutschen Roten Kreuzes gespendet.

Solidarität via Instagram

Der französische Designer Simon Porte Jacquemus postete ein Bild in den Farben der ukrainischen Flagge. Auch abseits von Instagram zeigt er Solidarität und unterstützt die medizinische und humanitäre Hilfe für die ukrainischen Flüchtlinge durch Spenden.

Auch Alessandro Michele, Creative Director von Gucci, postet via Instagram einen Beitrag mit einem Gedicht des italienischen Schriftstellers Gianni Rodari.

Models spenden ihre Gagen an die Opfer des Ukraine-Krieges

Models, allen voran das argentinische Model Mica Argañaraz sowie Kiki Willems, Kaia Gerber und die Hadid-Schwestern haben angekündigt, ihre Einnahmen der Fashion Week an ukrainische Hilfsorganisationen zu spenden. „Der feste Zeitplan der Modemonate führt dazu, dass meine KollegInnen und ich oft neue Modekollektionen in herzzerreißenden und traumatischen Zeiten präsentieren“ rechtfertigt sich etwa Gigi Hadid auf ihrem Instagram Kanal. „Wir haben keine Kontrolle über alle unsere Arbeitszeiten, aber wir möchten für etwas laufen. Ich tue es meiner Freundin [und Modelkollegin] Mica Argañaraz @micarganaraz gleich und verpflichte mich, meine Einnahmen der Herbst-Shows 2022 zu spenden, um denjenigen zu helfen, die unter dem Krieg in der Ukraine leiden. Weiterhin werde ich diejenigen unterstützen, die dasselbe in Palästina erleben.“

Hadid schließt ihren Post mit den Worten: „Unsere Augen und Herzen müssen für alle menschlichen Ungerechtigkeiten offen sein. Mögen wir uns alle als Brüder und Schwestern sehen, jenseits von Politik, Rasse und Religion. Am Ende des Tages bezahlen unschuldige Menschen für den Krieg – nicht die FührerInnen. HÄNDE WEG VON DER UKRAINE. HÄNDE WEG VON PALÄSTINA.“