Wie gut kennen wir unseren Körper wirklich? Die Antwort: kaum bis gar nicht. Oder wusstet ihr, dass Pommes frites eine genbasierte Essensempfehlung sein können? Aus welchem Grund eine DNA-Analyse hier sehr nützlich sein kann, hat Redakteurin Laura getestet – und dabei auch einen kritischen Blick darauf geworfen. Denn sie hat sich eine Zeit lang so ernährt, wie es laut ihrer DNA am besten für sie wäre.

Eines sei gesagt: Das Ergebnis war überraschend …

DNA-Analysen: The Hype is real

Stäbchen in den Mund, verpacken, wegschicken und auf das Ergebnis warten – das ist nicht nur ein altbekanntes Ritual, das uns seit Beginn der Coronapandemie mal mehr und mal weniger begleitet, sondern auch eine Praktik, die im DNA-Business zum Alltag gehört. Und weil ich gerade so drinnen bin im Stäbchen-Game, dachte ich mir, kann ich meinen Speichel auch gleich analysieren lassen. Allerdings nicht, um herauszufinden, wo meine Wurzeln liegen (wie etwa durch den wohl erfolgreichsten DNA-Analyse-Anbieter in diesem Bereich, Ancestry, der bereits 16 Millionen Kund:innen weltweit zählt), sondern um zu sehen, wie mein Körper wirklich tickt. Eine detaillierte DNA-Analyse in Sachen Ernährung sollte (teilweise überraschende!) Antworten auf viele meiner Fragen bringen.

FTO-Gen sagt viel über körperliche Gesundheit aus

Wusstet ihr, dass der Mensch mehr als 22.000 Gene besitzt? Gut, das Genmaterial von zwei Menschen unterscheidet sich hierbei nur um 0,3 Prozent; doch das ist offenbar genug, um zu entscheiden, wer früh graue Haare bekommt, Sommersprossen hat oder wie sich welche Ernährung auswirkt. Mit Letzterem beschäftigt sich heutzutage auch die sogenannte Nutrigenetik – unsere DNA soll dabei Aufschluss darüber geben, welche Lebensmittel uns gut bekommen und welche wir mit Vorsicht genießen sollten.

Forscher:innen auf diesem Gebiet haben z.B. das FTO-Gen entdeckt: Dieses soll dafür verantwortlich sein, ob Fettzellen Fette im Körper eher verbrennen oder doch speichern. Und das wiederum sagt laut Wissenschaft viel über unsere körperliche Gesundheit aus. Das Ziel solcher Forschungen ist es, noch mehr Verknüpfungen zwischen den Genen und der Ernährung zu entschlüsseln. Damit möchte man weiterführend eine individuelle Ernährungsempfehlung aufstellen. Und da dieser Aspekt mein Interesse geweckt hat, entscheide ich mich für die Lifestyle-Analyse von Beyond DNA, einem österreichischen Unternehmen.

240 Seiten nur über mich und meinen Körper

Der Unterschied zu vielen anderen Anbietern dieser Tests: Hier werden die Speichelproben nicht in die USA oder andere Teile dieser Welt verschickt, wo man nicht unbedingt weiß (und eigentlich auch gar nicht wissen möchte), was mit den Daten passiert, sondern sie werden in einem zertifizierten Labor in Deutschland ausgewertet.

Also wage ich einen Versuch und sende meinen Speichel auf Reisen. Nach ein paar Wochen halte ich dann ein etwa 240 Seiten dickes Buch in meinen Händen; ein Buch, in dem es nur um mich und mein Innerstes geht, buchstäblich. Denn auf den folgenden Seiten finde ich sämtliche Informationen über meinen Körper und meine genetischen Veranlagungen, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Dinge, von denen ich bisher immer annahm, sie seien gesund für mich, bewirken offenbar genau das Gegenteil – und umgekehrt.

Cordon bleu, Cheesecake, Tiramisu kann ich problemlos essen

Wer möchte denn nicht gerne wissen, welche Lebensmittel, Vitamine und sportlichen Aktivitäten seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit fördern und welche Chancen und Risiken die eigene Genetik mit sich bringt? Und das auch noch wissenschaftlich bestätigt! Ja, ich gebe es zu: Es ist beruhigend, zu wissen, dass man (genetisch gesehen) nicht zu Übergewicht neigt. Dass keine Gefahr besteht, einer Alkoholsucht zu verfallen. Oder dass man Kaffee richtig gut abbauen kann (ein wirklich wichtiger Punkt in meinem Leben!).

All das lese ich aus meinem schlauen Buch, das nur auf mich allein abgestimmt ist, heraus. Gleichzeitig ist es good to know, dass als Superfood betitelte Lebensmittel wie Datteln, Rosinen, Nüsse und Avocados, von denen ich das meiste ohnehin nicht gerne esse, eigentlich überhaupt nicht gut für meinen Körper sind – zu viele Fette! Ebenso wie Wassermelonen, Kokosnüsse und Ananas – zu viel Fruchtzucker! Cordon bleu, Tiramisu und Cheesecake kann ich hingegen ohne Probleme essen (das hat mich zugegebenermaßen wirklich überrascht).

Auf die Menge achten

Zu beachten ist dabei jedoch immer die Menge: In einer Tabelle, die mehr als 1000 Lebensmittel umfasst, ist genau aufgeschlüsselt, welche Speisen ich gut verstoffwechsle und welche weniger. Dabei steht eine Empfehlung, wie viel Gramm davon ich zu mir nehmen kann, ohne dass es negative Auswirkungen auf mich hat; und damit meine ich, dass es sich nicht an diversen Körperstellen bemerkbar macht.

Was ja eigentlich auch vollkommen egal wäre, weil es in diesem Tryout ja nicht um eine Zahl auf der Waage, sondern um Gesundheit geht! Meine To-do‘s klingen also ganz einleuchtend. Obwohl sich mein eher faules Ich nicht sicher ist, ob ich von nun an mit einer Miniwaage in der Tasche herumlaufen werde, um mein Essen zu wiegen und damit zu dieser Art von Leuten zu gehören. Spoiler: Das habe ich auch nie gemacht. Vielleicht habe ich ein einziges Mal nachgeforscht, wie viel eine Handvoll Pommes wiegt. Und das auch nur, damit ich weiß, wie viel davon ich ungefähr essen kann; und ob es ein ganzes Cordon bleu oder nur ein jämmerlicher Bissen sein darf.

Ist die menschliche DNA doch zu komplex?

Wie Beate Rothmund, Gründerin von Beyond DNA, mir verrät, geht es nach ihrer Unternehmensphilosophie nicht um Verbote, wie sie in klassischen Diäten oft suggeriert werden. Mithilfe ihrer Analysen sei es stattdessen so, „dass man viel vom Richtigen und wenig vom Falschen isst“, so Rothmund. Zusätzlich sehe ich anhand der Analyse, wie es um meine Vitaminzufuhr steht! Die Auswertung zeigt, wo’s mangelt und welche Bereiche keine Verbesserung benötigen – Informationen, die durchaus nützlich sind.

Experten sehen diese Art von Diät jedoch etwas kritisch: Die deutsche Verbraucherzentrale befürwortet zwar, dass Menschen damit zu einer ausgewogenen Ernährung motiviert werden, dennoch sei hier Vorsicht geboten, da unsere DNA letztlich doch zu komplex ist, um von einzelnen Genen Rückschlüsse über den Stoffwechsel zu erhalten, wie es heißt.

Erstaunlich, was man aus der DNA herauslesen kann

Mein persönliches Fazit: Im Grunde kann man das „Holy Book“, wie ich das Buch von Beyond DNA nenne, also beliebig einsetzen. Entweder hält man sich penibelst genau daran, achtet darauf, wie viele Kalorien man pro Tag zu sich nimmt und welche Sportarten man dazu kombiniert (sicherlich der effektivste Weg, könnte aber auch schnell in eine andere Richtung abdriften). Oder aber man wirft gelegentlich einen Blick hinein, wenn man seinem Körper mal wieder etwas Gutes tun möchte – so lautet auch der Masterplan meiner Mission „gesundes Körpergefühl“.

Ob man eine auf genbasierte Ernährung nun feiert oder mit Skepsis betrachtet, eines steht jedenfalls fest: Es ist erstaunlich, was anhand der Zusammensetzung von Desoxyribonukleinsäure – kurz gesagt: DNA – alles aus einem Menschen herauszulesen ist. Letztlich bleibt es einem aber selbst überlassen, inwiefern ein „Holy Book“ Auswirkungen auf den individuellen Lebensstil haben soll.

DNA-Analysen im Check

Mittlerweile gibt es unzählige Methode, um anhand seiner DNA einiges über sich, seinen Stammbaum und sogar über seine Haustiere herauszufinden. Wir haben ein paar davon genauer unter die Lupe genommen.

  • Beyond DNA: Eine umfassende DNA-Analyse, die sich je nach Paket auf Gewicht, Fitness, Ernährung, Beauty, Medikamente oder ganzheitliche Gesundheit fokussiert, kann auf beyond-dna.at bestellt werden. Die Auswertungen sind laut dem Unternehmen das ganze Leben lang gültig. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit einer personalisierten Vitaminmischung, die man täglich zu sich nehmen kann. Kostenpunkt: Ab 399 €, + 149 € für die monatliche Vitaminversorgung, wenn gewünscht.

  • DNA Confidence: Weitere detaillierte Infos über den Gesundheitszustand liefern die Analysen von confidence.at. Von der Immunregulation über die antioxidative Kapazität des Körpers bis hin zur Bestimmung des biologischen Alters lässt sich hier anhand der DNA so ziemlich alles herauslesen. Kostenpunkt: Ab 390 €.

  • My Heritage: Wer an seinem Stammbaum interessiert ist, kann sich myheritage.at ansehen: Der DNA-Test liefert Infos über den ethnischen Hintergrund der Kund:innen – und kann im besten Fall sogar dafür sorgen, dass man seine Verwandtschaft erweitert. Kostenpunkt: 89 €.

  • Feragen: Tierliebhaber:innen würden doch am liebsten jedes kleinste Detail über ihre flauschigen Begleiter wissen, oder etwa nicht? Feragen.at bietet deshalb DNA-Analysen für Hunde, Katzen und Co an. Damit erhält man Infos über Rasse, Immunsystem und potenzielle Paarungspartner seiner Tierchen. Kostenpunkt: Ab 79 €.