Was viele ESC-Fans erwartet haben, ist seit gestern Nacht fix: Die Ukraine gewinnt den 66. Eurovision Song Contest! Mit 631 Punkten hat das Kalush Orchestra einen großen Vorsprung zum Zweitplatzierten.

Für die Band – und den ukrainischen Präsidenten – ist der Sieg auch ein wichtiges Symbol.

Ukraine gewinnt den Eurovision Song Contest

Insgesamt 25 Länder traten am gestrigen Samstag-Abend beim ESC-Finale in Turin an. Schon seit Wochen waren sich Experten, Buchmacher und ESC-Fans einig, dass dieser Abend nur auf eine Art und Weise enden könnte: Mit dem Sieg der Ukraine. Denn das teilnehmende Kalush Orchestra überzeugte nicht nur mit einer großartigen Mischung aus Folklore und Rap, sondern auch mit einer unterschwelligen Botschaft.

Denn wie Frontmann Oleh Psiuk auch direkt nach dem Sieg betont, sollte der Auftritt vor allem beweisen, „dass die ukrainische Kultur lebendig ist und wunderschön“. Eine berührende Message, ganz besonders vor dem Hintergrund des mittlerweile wochenlangen Krieges in der Ukraine, der durch die russische Invasion verursacht wurde.

Politische Botschaft auf der Bühne

Auch wenn der Gesangswettbewerb Jahr für Jahr betont, sich von der Politik zu distanzieren und sich auf die Musik der Länder zu konzentrieren, war das heuer quasi unmöglich. Denn alleine das Lied der Band „Stefania“ – in dem der Leadsänger seiner Mutter dankt – erhielt in den Wochen des Krieges eine ganz neue Bedeutung.

„Nach der russischen Invasion haben viele nach einer zusätzlichen Bedeutung des Songs gesucht. Zum Beispiel die, die traurig sind, ihre Mütter derzeit nicht sehen zu können“, erklärte der Frontmann im Vorfeld gegenüber NTV. „Andere sehen in ‚Stefania‘ einen Song für alle Mütter, die sich um ihre Kinder kümmern und sie vor der Plage des Krieges beschützen. So ist aus dem Song über eine Mutter ein Song über das Mutterland geworden. Und so hat der Song Einzug in die Herzen und Ohren der Ukrainer gehalten.“

Nach dem Finalauftritt der Band hatte Oleh Psiuk einen deutlichen Wunsch: „Bitte helfen Sie der Ukraine, Mariupol, helfen Sie jetzt Asowstal“, forderte der Sänger auf der Bühne. Und auch nach dem Sieg ist die Botschaft eindeutig: „Slava Ukraini!“ (Ruhm der Ukraine).

Großer Vorsprung dank Publikumsvoting

Den Sieg verdankt das Kalush Orchestra übrigens zu großen Teilen dem Publikumsvoting. Denn in den Augen der Jury hätte es „nur“ für Platz vier gereicht. Wäre es nach der Jury gegangen, hätte Großbritannien mit Sam Ryder gewonnen. Bei dem darauffolgenden Publikumsvoting zeigte sich dann aber schnell, dass die Ukraine den Sieg bekommt.

Von 480 möglichen Publikums-Punkten erhielt die Ukraine 439 und schaffte letztlich den Sieg mit 631 Punkten. Großbritannien erreichte schließlich Platz zwei, gefolgt von Spanien und Schweden. Für die Ukraine ist es heuer der dritte Sieg beim Eurovision Song Contest – zuletzt gewann das Land im Jahr 2016 mit der Sängerin Jamala.

Wo findet der nächste Eurovision Song Contest statt?

Nach dem Sieg der Ukraine bleibt jetzt aber noch eine Frage offen. Denn da der Krieg in dem Land immer noch anhält und die russischen Truppen für Zerstörung und Terror sorgen, ist unklar, ob der kommende ESC überhaupt in dem Land stattfinden kann. Das Kalush Orchestra zeigt sich jedoch zuversichtlich: „Ich bin sicher, dass die Ukraine nächstes Jahr Europa in einer neuen, einigen und glücklichen Ukraine begrüßen wird“, erklärt der Frontmann.

Und auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist sich sicher, dass die Ukraine bis im kommenden Jahr als Gastland fungieren kann. „Unser Mut beeindruckt die Welt, unsere Musik erobert Europa! Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision!“, erklärt er auf Telegram.