Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät Müttern, ihren Kindern bis zum Ende des sechsten Monats ausschließlich die Brust zu geben.

Dem schließen sich Hebammen, Ernährungswissenschaftler und Mediziner weitgehend an: „Vorausgesetzt, der Säugling ist gesund und gedeiht“, so Berthold Koletzko, Vorsitzender der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in Berlin. Ausnahmen seien etwa Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht.

Stillen ist für Säuglinge die beste Ernährung

„Stillen für sechs Monate ist für die allermeisten Säuglinge die beste Ernährung“, sagt auch Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) in Dortmund. „Eltern sollten keinesfalls vor Beginn des fünften Monats, aber spätestens im siebten Monat beginnen, Gemüse, Kartoffeln, Fleisch und Obst als Beikost zu geben.“ Für gute Knochen und Zähne sollten außerdem alle Kinder im ersten Lebensjahr täglich eine Tablette mit Vitamin D und Fluorid bekommen.

Muttermilch stärkt das Immunsystem des Kindes

Gerade in der Zeit direkt nach der Geburt sei die Muttermilch besonders wertvoll, beispielsweise als Schutz vor Infektionen. „Studien zeigen, dass Säuglinge, die gestillt werden, ein fünfmal geringeres Risiko haben, Durchfälle zu bekommen“, erläutert Koletzko. Auch Bronchitis oder Mittelohrentzündung treten seltener auf.

Stillen habe noch einen weiteren Vorteil: Es schütze die Kleinen vor Übergewicht. „Eine Untersuchung mit 9.000 Kindern hat gezeigt, dass Kinder, die gestillt wurden, ein 20 bis 25 Prozent niedrigeres Risiko haben, im Schulalter übergewichtig zu sein“, sagt Koletzko.

Auch zur Vorbeugung von Allergien gilt Muttermilch inzwischen als der beste Schutz. „Es gibt eine Reihe von Studien, denen zufolge Stillen das Auftreten von Allergien verzögern kann“, sagt Kersting. Dies betreffe vor allem Kinder, deren Vater oder Mutter Allergien haben. „Zum einen sind in der Muttermilch Immunstoffe, die schützen, zum anderen enthält sie kein Fremdeiweiß, gegen das die Kinder Allergien entwickeln können“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin.

Bei der Beikost auf Eisenanteil achten

Mit der Beikost sollte Ende des sechsten Monats begonnen werden. Ein kritischer Punkt ist laut Koletzko das Eisen. Das sei unverzichtbar für die Blutbildung und für die Entwicklung des Gehirns und müsse ausreichend in der Nahrung enthalten sein. Außerdem reiche die Energiezufuhr durch die Muttermilch vielen Säuglingen in diesem Alter nicht mehr aus.

Flexible Gestaltung möglich

Unbedingt müssen sich Mütter allerdings nicht an diese Regel halten, zum Beispiel wenn das Kind keine andere Nahrung akzeptiert: „Wenn das Kind gesund ist und gedeiht, spricht nichts dagegen, auch nach dem sechsten Monat weiterhin voll zu stillen“, sagt Ute Renköwitz, Stillbeauftragte des Bundes Deutscher Hebammen in Karlsruhe. „Wenn es aus medizinischen Gründen notwendig ist, kann den Kindern zusätzliches Eisen verordnet werden.“

Mütter, die länger als sechs Monate voll stillen möchten, sollten aber auch auf ihre eigene gute Versorgung mit Eisen durch die Ernährung achten. Wichtig sind laut Koletzko auch die Vitamine B12, Vitamin C, genug Jod und Folsäure sowie ausreichend Kalzium.

Auch Mütter profitieren

Eine Umfrage an 177 Geburtskliniken aus dem Jahr 2002 ergab, dass nach vier Monaten nur noch jede dritte Frau ihrem Kind die Brust gibt und nach sechs Monaten nur noch jede zehnte. Dabei nützt das Stillen auch den Müttern: Studien zufolge beugen sie damit Eierstock- oder Brustkrebs vor.