Ja, ihr habt schon richtig gelesen. Ein Altenheim in Japan braucht jetzt Unterstützung bei der Betreuung seiner Patient*innen; und zwar ausgerechnet von Babys. Denn diese sollen die Menschen im Heim unterhalten, ihnen Mut machen und sie erheitern.

Babys seien laut dem Pflegeheim eine gute Gesellschaft.

„Baby workers“: Die etwas andere Pflegebetreuung

Die meisten Jobaussendungen haben ähnliche Voraussetzungen: Eine abgeschlossene Ausbildung, berufliche Vorerfahrung und meist einige Jahre im Business gehören zu den Standards. Doch eine Jobausschreibung im japanischen Pflegeheim Moyai Seiyūkai will von Berufserfahrung offenbar überhaupt nichts wissen.

Denn ihre Stellenausschreibung richtet sich an Bewerber*innen, die zwischen null und drei Jahre alt sind. Der Grund: Das Pflegeheim sucht explizit nach Babys, die den älteren Menschen im Heim Gesellschaft leisten sollen. Die sogenannten „Baby workers“ sorgen also für ein Lächeln bei den Menschen und für gute Laune im Heim.

Die Bedingungen für die „Angestellten“: die Erziehungsberechtigten müssen immer anwesend sein. Dienstzeiten gibt es allerdings keine; die Babys dürfen und kommen und gehen wann sie möchten. Auch die Bezahlung ist eher ungewöhnlich: Denn als Entgelt erhalten die Babys Windeln, Babynahrung, kostenlose Baby-Fotoshootings, Gutscheine für ein Café – und vermutlich jede Menge Kuscheleinheiten von den Bewohner*innen des Heims.

32 Babys unterstützen Menschen in Pflegeheim

Denn wer kann schon widerstehen, wenn ein Baby im Raum ist? Da muss man doch einfach gut gelaunt sein, oder? Das dachte sich wohl auch die Leiterin des Pflegeheims Kimie Gondo, als sie die Baby-Initiative startete. „Selbst Bewohner, die früher schlecht gelaunt waren oder die ganze Zeit mürrisch aussahen, strahlen jetzt, wenn die Babys kommen, und wirken sehr glücklich“, erklärt sie gegenüber „VICE“. Die Babys sollen dabei helfen, eine fröhlichere Atmosphäre in dem Pflegeheim zu schaffen und den älteren Menschen Gesellschaft leisten. Sie „begleiten“ die Menschen dafür bei Spaziergängen, leisten Gesellschaft bei Snacks und Spielen und sind da, um ein Lächeln zu zaubern.

Die „Babyworker“-Idee, wie sie in Japan genannt wird, kam der Heimleiterin, als sie 2020 ihr eigenes Kind zur Arbeit mitnahm und bemerkte, wie begeistert die Bewohner*innen waren. Es ist ein Konzept, das übrigens seit 1991 auch in einem Altenheim in Seattle erfolgreich durchgeführt wird. Und auch in Japan scheint es aufzugehen. Denn mittlerweile „arbeiten“ bereits 32 Babys und Kleinkinder in dem Pflegeheim und kümmern sich um die 120 Menschen in der Einrichtung. „Sie sind einfach so niedlich, und sie machen den ganzen Ort heller“, erzählt eine Bewohnerin des Heims der „New York Times“. „Junge Energie ist anders.“