Wer ist auf der Alm schon einmal in einen Kuhfladen gestiegen? Kein Wunder, immerhin machen die Tiere überall dort hin, wo sie gerade stehen. Das könnte sich aber bald ändern, wenn Kühe lernen, eine Toilette zu benutzen.

Forscher in Mecklenburg-Vorpommern trainieren Kälber dazu, eine Latrine zu benutzen. Intelligent genug seien Kühe jedenfalls dazu. Ganz umsonst ist das Experiment auch nicht. Denn die Ausscheidungen von Kühen, wie etwa der Ammoniak im Urin haben negative Folgen für die Umwelt und auch für die Tiere selbst.

Forscher wollen stubenreine Kühe

Die Ausscheidungen von Kühen seien klimarelevant und könnten bei Körperkontakt zu Krankheiten von Klauen und Eutern führen, erklärt Jan Langbein vom Leibniz-Institut für Nutzerbiologie in Dummerstorf bei Rostock. Außerdem stellten die Ausscheidungen einen erheblichen Reinigungsaufwand dar. Deswegen hat Langbein zusammen mit Forschern aus Neuseeland und Niedersachsen untersucht, ob Kühe auch stuben- beziehungsweise „stallrein“ werden können, wenn sie sich in ihrem Stall bewegen dürfen. Demnach legt eine Studie nahe, dass man Kühen mit bestimmten Lernmethoden beibringen kann, eine Latrine zu benützen. Denn die Tiere verfügen über die Intelligenz und die neurophysiologischen Grundlage, die ein solches Training ermöglichen.

In Dummerstorf hat man deshalb eigens für Kälber Latrinen eingerichtet. Die Forscher führten fünf Versuchsdurchgänge mit jeweils acht bis zehn Tieren im Alter von fünf Monaten bei Versuchsbeginn durch. Die Latrinen waren mit einem durchlässigen grünen Belag versehen, der gleichzeitig als Spritzschutz fungierte, erläutert Langbein. Schieden die Tiere außerhalb der Latrinen ihren Urin aus, wurden sie mit einer kurzen Dusche bestraft. Gingen sie aber auf die vorgesehenen Toiletten, bekamen sie eine Belohnung, etwa in Form von gequetschter Gerste. Laut den Forschern hätten nach neun bis zehn Trainingstagen elf von 16 Kälbern das Lernkriterium erreicht und 76 Prozent aller kleinen Toilettengänge fanden innerhalb der Latrine statt.

Viehalter sind skeptisch

Wie Langbein erklärt, gehe es nun um die Praxistauglichkeit der Methode. Sollte es gelingen, die Intelligenz der Kühe für eine Einrichtung einer Toilette zu nutzen, würden laut den Forschern alle profitieren: „Die Kühe, die Tierhalter und die Umwelt“, erklärt etwa Projektkoordinator Lars Schrader vom Institut für Tierschutz und Tierhaltung in Celle. „Wir halten es auch im Interesse der Milchviehhalter grundsätzlich für sinnvoll, die Forschung, wie Ammoniak im Stall reduziert werden kann, breit aufzustellen“, sagt zudem der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer. Dazu müssten auch unterschiedliche Methoden untersucht werden, die nicht zunächst die Investition in teure Technik voraussetzen. Ob eine Kuh-Toilette auch in der Praxis umsetzbar ist, sei für die Milchviehhalter aber noch fraglich, erklärt Foldenauer. Der Aufwand und der Lernprozess müssten noch geklärt werden.