Am 20. April gab die Europäische Arzneimittelbehörde EMA das grüne Licht für den Impfstoff von Johnson & Johnson. Es gebe eine „mögliche Verbindung“ zu „sehr seltenen“ Fällen von ungewöhnlichen Thrombosen. Der Nutzen der Impfung sei dennoch höher als die Risiken.

In der EU sind also weiterhin vier Impfstoffe gegen das Coronavirus zugelassen. Wo liegt aber der Unterschied zwischen den Vakzinen?

Biontech/Pfizer und Moderna: mRNA-Impfstoffe

Was sind mRNA-Impfstoffe?

Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. mRNA steht für „messenger Ribonukleinsäure“ ist der „Bauplan“ für jedes einzelne Eiweiß des menschlichen Körpers. „Der Impfstoff besteht nur aus dem Bauplan für den wichtigsten Bestandteil des Virus, das sogenannte Spike-Protein, der in ein winziges Fettkügelchen eingepackt ist und in dieser Form verimpft wird“, erklärt Virologe Norbert Nowotny gegenüber der miss.

Die im Impfstoff enthaltene mRNA baut der Körper in einigen Tagen ab, sie gelangt nicht in das menschliche Erbgut, die DNA. Die Muskelzellen um die Impfstelle vermehren das Spike-Protein. Das Immunsystem des Geimpften erkennt sie als Fremdkörper, aktiviert Abwehrzellen und bildet Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus sowie Abwehrzellen. Folgt später eine Infektion mit dem Coronavirus, erkennt der Körper das Spike-Protein wieder und bekämpft es.

Wie wirksam sind sie?

Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Infektion an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften nach bisherigen Erkenntnissen um rund 95 Prozent. Noch weiß man nicht genau, wann der Impfschutz einsetzt. Die erste Impfung bietet nur eine eingeschränkte Wirkung. Studien haben gezeigt, dass der volle Schutz bei Biontech sieben beziehungsweise bei Moderna 14 Tage nach der zweiten Impfung vorhanden ist. Unklar ist außerdem auch noch, wie lange er anhält und ob geimpfte Menschen andere anstecken können.

Was für Nebenwirkungen gibt es und wie sieht es mit der Thrombose-Gefahr aus?

Beim Impfstoff von Biontech und Pfizer gibt es bisher vor allem Berichte von milden Nebenwirkungen. Bei Biontech/Pfizer wie auch bei der Impfung von Moderna gehören zu den häufigsten Beschwerden nach einer Impfung Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Schüttelfrost. Die Beschwerden sind meist gering ausgeprägt und treten eher bei Jüngeren auf.

Nachdem der Astrazeneca-Impfstoff durch seltene, aber schwere Nebenwirkungen wie Thrombosen für Schlagzeilen sorgte, zeigte eine am 15. April veröffentlichte Oxford-Studie, auch Vakzine von Biontech und Moderna hätten ein erhöhtes Thrombose-Risiko. Mittlerweile hat Biontech/Pfizer mit seinem Statement reagiert. Darin ist zu lesen, dass es keine Hinweise darauf gäbe, „dass arterielle oder venöse thromboembolische Ereignisse, mit oder ohne Thrombozytopenie, ein Risiko im Zusammenhang mit der Verwendung unseres COVID-19-Impfstoffs darstellen.“

Astrazenca und Johnson & Johnson: Vektor-Impfstoffe

Was sind Vektor-Impfstoffe?

Anders als mRNA-Impfstoffe beruhen die Vektor-Impfungen von Johnson & Johnson auf einem anderen Prinzip. „Der Impfstoff von AstraZeneca verwendet ebenfalls den Bauplan für das Spike-Protein, dieser Bauplan wird aber mithilfe eines viralen Vektors (also eines anderen, harmlosen Virus) in unsere Zellen gebracht, wo das Spike-Protein gebildet wird. Unser Immunsystem reagiert dagegen und bildet schützende Immunzellen und Antikörper“, erklärt Virologe Norbert Nowotny. Der Transportstoff, das Vektorvirus, wird im Körper in kurzer Zeit abgebaut. Das Spike-Protein löst den gleichen Prozess aus wie bei den mRNA-Impfstoffen und führt so zu einem Impfschutz. Dieses Verfahren hat sich übrigens bereits bei Impfungen gegen verschiedene andere Krankheiten bewährt.

Obwohl der Schutz bei mRNA-Impfstoffen übrigens höher ist, haben sie einen großen Nachteil gegenüber den Vektor-Vakzinen. Sie muss man bei sehr tiefen Temperaturen von bis zu minus 80 Grad lagern und transportieren. Dagegen genügen bei Vektor-Impfstoffen Kühlschrank-Temperaturen von zwei bis acht Grad. Sie eignen sich daher besser für den Einsatz in Hausarztpraxen.

Wie wirksam sind die Impfstoffe von Astrazeneca oder Johnson & Johnson?

Nach derzeitigem Kenntnisstand hat der Vektor-basierte Impfstoff Vaxzervia von AstraZeneca unter Einhaltung des empfohlenen Abstands von 12 Wochen zwischen beiden Impfungen eine Wirksamkeit von bis zu 80 Prozent in allen Altersgruppen. Den Impfschutz hatte man in den klinischen Studien 15 Tage nach Verabreichung der zweiten Dosis auf seine Wirksamkeit hin überprüft. Die Wahrscheinlichkeit, an COVID-19 zu erkranken, war bei den gegen COVID-19 geimpften Personen um bis zu 80 Prozent geringer als bei den nicht geimpften Personen. Wie lange der Impfschutz anhält, ist derzeit noch nicht bekannt.

Der Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson hat nach momentanen Wissen nach der empfohlenen einmaligen Impfdosis eine Wirksamkeit von etwa 65 Prozent in allen Altersgruppen und eine Wirksamkeit von etwa 75 Prozent gegen schwere Verläufe. Für einen ausreichenden Impfschutz braucht es bislang nur eine Dosis des Impfstoffs von Johnson & Johnson. Die Wahrscheinlichkeit an COVID-19 zu erkranken, war bei den gegen COVID-19 geimpften Personen um 65 Prozent geringer als bei den nicht geimpften Personen.

Was für Nebenwirkungen gibt es und wie sieht es mit der Thrombose-Gefahr bei Astrazeneca- bzw. Johnson & Johnson-Vakzinen aus?

Der Impfstoff von Astrazeneca hat in den letzten Wochen für viele Schlagzeilen gesorgt. Beim Impfen mit dem Mittel kann es in wenigen Fällen zu Blutgerinnsel also Thrombosen an unterschiedlichen oder ungewöhnlichen Stellen kommen. Davon verliefen einige tödlich. Die Zwischenfälle traten überwiegend zwischen sieben und 14 Tagen nach der Impfung und überwiegend bei Frauen unter 55 Jahren auf. Allerdings haben bisher auch insgesamt mehr Frauen unter 55 Jahren den Impfstoff erhalten als andere Personengruppen.

Auch bei Johnson & Johnson kam es zu Thrombose-Fällen. In den USA und auch in Europa hatte man deshalb das Ausrollen des Vakzins von Johnson & Johnson vorläufig gestoppt, um die Fälle noch einmal im Detail zu prüfen. Der Impfstoff hatte in den USA Ende Februar eine Notfallzulassung erhalten und war bereits sieben Millionen Mal verimpft worden. Doch dann gab es insgesamt acht Fälle sogenannter Sinusthrombosen (Blutgerinnsel in den großen, venösen Blutleitern des Gehirns), die in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung standen.

Betroffen waren vor allem Frauen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren, die an diesen lebensbedrohlichen Blutgerinnseln in der größten Vene des Gehirns erkrankten. Eine Frau starb, die anderen konnte man rechtzeitig behandeln. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA prüfte daraufhin den Impfstoff. Sie kam zwar zum Ergebnis, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen Impfungen und den Blutgerinnseln besteht. Doch angesichts der Seltenheit der Fälle würden die Nutzen die Risiken überwiegen. Tatsächlich ist die Inzidenz in etwa zehnmal seltener als im Fall von Astrazeneca, wo in etwa ein Fall pro 100.000 registriert wurde – ebenfalls vor allem bei Frauen jüngeren Alters. Und auch hier sprach sich die EMA für eine Fortsetzung der Impfungen ohne alle Einschränkungen nach Alter oder Geschlecht aus.