Liebe ist … den Partner nach vielen Jahren noch genauso zu lieben wie am ersten Tag“, steht unter einer kitschigen Zeichnung von zwei Figürchen geschrieben,die dort, wo eigentlich Augen sein sollten, illustrierte Herzchen im Gesicht haben. Doch genau an dieser Stelle hapert’s: Ist es überhaupt möglich, nach langer Zeit noch so glücklich zu sein wie am ersten Tag? Oder sogar noch glücklicher? Kann man langfristiges und nachhaltiges Glück in trauter Zweisamkeit finden?

HERZELN IN DEN AUGEN

„Die Mehrheit der Menschen wünscht sich eine fixe Partnerschaft und ein Leben in Zweisamkeit. Wichtig ist hierbei die Erwartungshaltung“, meint Parship-Psychologin Caroline Erb. Oder anders gesagt: Märchenhafte Beziehungen mit Regenbögen und tänzelnden Tieren überlassen wir lieber Walt Disney. Nicht umsonst hat „Verliebtheit“ meist das Wort „Phase“ hintendran gestellt und zeigt uns somit ganz klar: Irgendwann ist Schluss mit rosaroter Brille und vermeintlichen Herzerln in den Augen. Doch nur weil die Verliebtheit irgendwann der Realität Platz macht (Pi mal Daumen spricht man hier von rund 23 Monaten nach dem Beziehungsstart), ist das noch lange nicht das Ende.

„Das Schönste an einer langjährigen Partnerschaft ist, dass man den anderen genau kennt. Man kann jede Reaktion vorhersagen, ist ein eingespieltes
Team und kann gemeinsame Couch-Gammeltage einlegen, ohne sich von seiner schönsten Seite zeigen zu müssen.“ Und genau ab hier trennt sich die Spreu vom Weizen, denn was auf der einen Seite vertraut ist, kann auf der anderen über viele Jahre zur öden und vielleicht sogar entsexualisierten Beziehungsroutine führen. Da wir das natürlich keinesfalls wollen, gibt es ein paar Eckpfeiler, oder besser gesagt nützliche Tipps, an die wir uns hiermit gerne offiziell klammern.

QUALITY FIRST

Den Partner täglich zu sehen ist nicht gleich Zeit miteinander zu verbringen. Auch wenn es Job und Uni einem nicht immer leicht machen: Versuche, deinen Frust nicht automatisch bei deinem Gegenüber abzuladen, nur weil er oder sie gerade da ist. Abgedroschen, aber wahr: Es ist immer ein Geben und Nehmen. Wenn du merkst, dass dein Partner auch gerade stressige Zeiten hat, erwarte nichts Übermenschliches und nicht immer ein offenes Ohr.

So etwas wäre schön, ist aber unrealistisch. Lasst den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen (gerne auch mal vom Liefer­service – dass man nach einem harten Tag nicht immer Lust auf Kochen hat, ist stinknormal) Revue passieren und seht zu, dass ihr beide zu Wort kommt.

RAUM UND ZEIT

Wenn du etwas liebst, lass es ­gehen. Nein, wir reden nicht vom Schlussmachen, sondern lediglich von einer
Extraportion Freiraum. Wenn Zeit ohne den Partner nicht bereits ein fixer Bestandteil eurer Beziehung ist, dann sollte sie es zumindest ab jetzt schleunigst werden. Permanentes Aufeinanderkleben birgt nämlich nach wie vor das höchste Konfliktpotenzial in sich.

Abende mit der besten Freundin oder ein Trip mit dem Freundeskreis ist nicht nur Seelenbalsam, sondern absolut notwendig, um den Partner wieder zu vermissen und dem Wieder­sehen entgegenzufiebern. Eine Richtlinie, wie viel gemeinsame Zeit gut ist, gibt es nicht: „Das ist individuell; im Idealfall ist der Wunsch nach Partnernähe bei beiden ähnlich ausgeprägt“, weiß Caroline Erb. Freilich funktionieren konstruktive Freiräume nur in Beziehungen, in denen Eifersucht und Vorwürfe à la „Ich habe das Gefühl, dass du lieber Zeit mit deinen Freunden verbringst“ kein Thema sind.

SEXY TIME

Zugegeben, manchmal wären wir sie doch alle gern: die Partnerin, die ihn abends sexy aufgerüscht empfängt und ihm Femme-fatale-artig „Nimm mich auf der Stelle“ ins Ohr haucht. In der Realität bleibt es aber oft nur bei der Vorstellung, und Beine enthaaren als Vorspiel muss schon mal reichen. Nicht, dass er da besser wäre: Abende, an denen er uns mit verbundenen Augen in ein mit Kerzen-schein ausgeleuchtetes Schlafzimmer führt und uns mit einer heißen Massage in Stimmung bringt, weichen da schon mal einem unsanften Anstupsen (meist während der Einschlafphase), gefolgt von einem erwartungsvollen: „Naaaa?!“ Mag sein, dass dieses Szenario leicht überzeichnet ist, aber die Kernaussage ist klar: Sex ist wichtig.

Oder besser gesagt: Sich auch in stressigen Phasen Zeit für Sex zu nehmen, ist wichtig. Das soll nicht heißen,dass jeden Tag Schlag Mitternacht in den Laken (oder sonst wo) herumgeturnt werden muss, sondern vielmehr, dass man den Partner auch nach langer Zeit als solchen wahrnimmt. Hierfür müssen keine Sextoys mit Special Effects angewendet werden: Oft reicht es schon, über gemeinsame Fantasien zu sprechen und einen kleinen Teil gemeinsam umzusetzen. Oberstes Gebot: Beide müssen auf ihre Kosten kommen.

DIE ABRECHNUNG

In einem kitschigen Hollywoodfilm hieß es kürzlich sinngemäß: „Wichtig ist nicht, mit wem du Samstagnacht verbringst, sondern wen du den ganzen Sonntag bei dir haben möchtest.“ ­Umgelegt auf das wahre Leben könnte man frei interpretieren: Abenteuer sind aufregend – und wie wir finden, natürlich extrem wichtig. Aber wenn man die eine Person gefunden hat, gibt es nichts Schöneres, als jeden Moment miteinander zu teilen.

Abgesehen von Reibereien, Prüfungen (nicht die im Job oder auf der Uni, sondern vielmehr aufs Leben bezogen) und vielleicht bereits verflogenen Schmetterlingen muss am Ende des Tages und unter dem Strich für beide das Positive überwiegen. Nur dann funktioniert das Prinzip „Wir beide gegen den Rest der Welt“.

Und mal ehrlich: Gemeinsam kämpft es sich doch viel leichter gegen Hindernisse, die einem immer wieder in den Weg ­geworfen werden!