Max Giesinger ist bekannt für seine Songs wie „Wenn sie tanzt“ oder „80 Millionen“. Angefangen hat alles 2012 bei der ersten Staffel der Castingshow „Voice of Germany“, bei der er den vierten Platz belegte. Inzwischen spielt er ein Konzert nach dem anderen und am 23. November erscheint sein neues Album „Die Reise“. Das erfolgreiche Leben als Musiker hat aber nicht nur Vorteile, es kann auch ganz schön anstrengend sein. Im Interview hat er uns davon erzählt:

Dein neues Album „Die Reise“ erscheint am 23. November. Warum genau der Titel? Ist es deine persönliche Reise, dein persönlicher Weg?

Ja, irgendwie schon. Die letzten zwei Jahre habe ich ja nichts anderes gemacht als eine riesige Reise. Viele Konzerte, viele Termine und TV Shows. Da war zweieinhalb Jahre wirklich sehr viel los und ich bin wenig daheim gewesen. Es war auch so, dass mein großer Traum in Erfüllung gegangen ist, deswegen war auch meine Ansage Hey Jungs, lasst uns so viel machen wie nur möglich!“ und irgendwann merkt man – krass ich habe jetzt in 6 Wochen keinen einzigen freien Tag gehabt. Man braucht ja auch mal Zeit für sich, um mal sacken zu lassen, was da alles so passiert ist. Deswegen war das auch eine gedankliche Reise. Ich glaube, ich habe in der Zeit auch sehr viel gelernt. Ich konnte ein bisschen meine Grenzen abstecken und habe gemerkt, dass man nicht 300 Konzerte im Jahr spielen muss, sondern so 50 oder 60 auch cool sind. Dann hat man auch noch ein bisschen Zeit für sich und man steht mit einer anderen Energie auf der Bühne, wenn man nicht davor schon 13 Shows gespielt hat. Es ist natürlich ein verrücktes Leben, wenn du jeden Abend vor 4000-5000 Leuten Musik machst und immer in diesem Popstar- Modus drin bist.

Die letzten zwei Jahre hattest du also kaum Zeit für dich. Was war deine letzte eigene große Reise?

Die letzte eigene große Reise hat dieses Jahr stattgefunden, nach Thailand. Das war so meine „Selbst-Check-Zeit“,  um zu sehen ob ich noch so ein liebenswertes Wesen bin und immer noch alleine sein kann. Und irgendwann ist mir aufgefallen, dass ich es noch bin und immer noch Freundschaften schließen kann, aber mir war es dann manchmal ein bisschen zu oberflächlich und ein bisschen zu einsam. Ich war auch ziemlich alleine, ich hab diesen Hostel-Move erst am Ende für mich entdeckt. Ich wollte immer ein gutes Bett, deswegen hab ich mir immer bessere Unterkünfte genommen, aber da hast du nie jemanden kennengelernt und das ist dann auch nicht geil. Ich bin ein sehr sozialer Mensch und mir ist aufgefallen, dass ich das auch brauche. Ich war die letzten zwei Jahre immer mit den gleich Leuten unterwegs, immer die gleiche Tourcrew und natürlich auch immer ähnliche Gespräche. Da wollte ich ein bisschen raus kommen und entspannen. Ich würde das nächste mal mit einem guten Freund fliegen. Man macht als Backpacker doch öfter nur oberflächliche Bekanntschaften. Die Leute fragen so „Bist du Max Giesinger?“ und irgendwann war ich schon den ganzen Tag allein und als mich jemand angesprochen hat, habe ich mich richtig gefreut und gesagt „Ja bin ich, lass mal quatschen und Zeit verbringen.“ Aber das war eigentlich bisschen heuchlerisch, weil die Leute in erster Linie Zeit mit mir verbracht haben, damit sie sagen können, sie haben mit Max Giesinger Selfies in Thailand gemacht. Das fand ich dann ein bisschen schwierig.

Das klingt so, als hätte das Musikbusiness nicht nur positive Seiten?

Es überwiegen die positiven Seiten, aber die negativen sind natürlich auch da. Vor allem dein Privatleben verändert sich stark. Die Leute reagieren anders auf dich und nicht mehr so unbefangen wie früher. Sie haben mehr Respekt oder sind aufgeregter, wenn sie dich treffen. Wenn man Leute kennenlernt, sind sie erstmal ein bisschen verstellt und dann weiß man manchmal nicht mehr, ob die Person auch noch mit mir abhängen würde, wenn ich jetzt nicht Herr Giesinger wäre. Deswegen ist es gut, dass ich so gute Freunde schon vor meinem Erfolg hatte. Und auch der Druck vor einer Show hat sich verändert. Früher als ich im Jugendtreff gespielt habe, war eigentlich alles egal und ich habe gespielt, worauf ich Bock hatte. Jetzt hast du natürlich eine feste Show und es ist ein Riesending mit Lichtshows, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Da ist man dann schon ein bisschen in diesem Korsett gefangen. Aber eigentlich kann man live auch machen, worauf man Bock hat, es ist halt einfach nur ein anderer Druck. Es sind ein paar tausend Leute da und du willst, dass sie einen geilen Abend haben. Eigentlich braucht man diese „Scheiß drauf Einstellung“, die macht alles witzig. Du darfst dich nicht zu ernst nehmen.

Ist es überhaupt möglich, das Klischee zu bedienen und auf Tour jeden Abend Party zu machen?

Also für die Musiker wäre es rein theoretisch möglich, weil ein Drummer kann auch mit einem Kater Schlagzeug spielen. Wahrscheinlich könnte sich auch ein Sänger zwei Wochen lang betrinken, man könnte dann halt nicht mehr singen, denn die Stimme wird ja in Mitleidenschaft gezogen, wenn man zu wenig schläft und zu viel Party macht. Nicht, dass das noch nie passiert wäre, aber ich bin da schon eher vernünftig und gehe dann früher ins Bett und schlafe mich gut aus, um am nächsten Tag fit zu sein. 2017 habe ich so gut wie gar keinen Alkohol getrunken, weil wir so viel gespielt haben, dass es nicht so zugänglich gewesen wäre. Da bin ich auch so ehrgeizig und will den Fans jeden Abend eine tolle Show bieten. Ich glaube, die Nachhaltigkeit, die gerade in unserer Gesellschaft immer wichtiger wird, ist auch ein bisschen in das Pop-Business eingezogen. Einfach ein bisschen gesünder leben, Sport machen,… Man will das ja auch alles ein bisschen länger durchziehen.