Im Rahmen einer feministischen Projektwoche an der Universität von Queensland wurde ein Kuchenverkauf organisiert, der auf das globale geschlechterspezifische Lohngefälle aufmerksam machen sollte. 

„Wir wollten, dass dieser [Kuchenverkauf, Anm. d. Redaktion] einen bildenden Dreh hat: Warum also nicht Studenten über das Lohngefälle informieren, während man sie mit Zucker füttert?“, schreibt Madeline Price, Vize-Präsidentin des Gender-Instituts an der Universität von Queensland, in einem Kommentar für den Guardian über das Projekt.

Der Preis der angebotenen Backwaren wurde proportional zum jeweiligen Lohnbenachteiligung berechnet. Während Männer einen australischen Dollar für eine Süßspeise ausgeben mussten, bezahlten Frauen, je nach Beruf und sozio-kulturellem Hintergrund, entsprechend weniger für dieselbe Speise.

„Tötet alle Frauen“

Im Netz formierte sich im Zuge der Veranstaltung ein regelrechter Shitstorm gegen Veranstalter, Besucher und die Idee der Aktion. So posteten einige User beleidigende, untergriffige Kommentare auf Facebook. Einige Nutzer äußerten gar konkrete Gewalt-, Vergewaltigungs- und Todesdrohungen. Price spricht in ihrem Text von „Tastatur-Kriegern“, die online und real anonyme Botschaften hinterließen.

Sätze wie „Tötet alle Frauen“, „Ich würde ein Mädchen schlagen, wenn sie mir beim Kuchenverkauf zuzwinkern würde“, „Ich will diese feministischen Fo**** mit ihren verdammten Backwaren vergewaltigen“, „Frauen sind verdammter Abschaum, sie sollten als Baby umgebracht werden“ sind nur ein Auszug aus der verstörenden Liste an Kommentaren, die auf Facebook geteilt, direkt an die Veranstalter und Unterstützer verschickt oder per E-Mail versandt wurden.

„Dieser harmlose Kuchenverkauf hat Menschen, die sich von einer Debatte über Gleichheit und Feminismus bedroht fühlten, dazu gebracht negative, abfällige, bedrohliche Online-Kommentare zu verfassen“, schreibt Price in ihrem Kommentar. „Wie alle Tastatur-Krieger, tauchten sie im echten Leben nicht auf. Der tatsächliche Kuchenverkauf war mit positiver Stimmung, Unterstützung und Enthusiasmus für den Beginn einer Diskussion über Lohngefälle, das Online-verhalten anderen und […] globale Geschlechtergleichheit gefüllt.“

Price sieht in den Reaktionen auf die Aktion dennoch ein alarmierendes Signal. Man bräuchte den Feminismus auch im 21. Jahrhundert noch, um Aufmerksamkeit auf die immer noch vorherrschende Geschlechterungleichheit in der Welt zu lenken. 

Lohnungleichheit in Österreich

Das geschlechterspezifische Lohngefälle, die sogenannte Gender Py Gap, ist auch in Europa beziehungsweise Österreich nach wie vor ein großes Thema. Laut der Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) beläuft sich das durchschnittliche geschlechtsspezifische Lohngefälle in Österreich auf 23 Prozent (Stand 2015). Damit liegt Österreich im EU-Vergleich an vorletzter Stelle des EU-Rankings. Das durchschnittliche geschlechtsspezifische Lohngefälle in der EU beträgt 16,3 Prozent.

Diese Zahlen verdeutlichen die immer noch präsenten Lohnunterschiede und die damit einhergehende noch nicht überwundene Diskriminierung und Ungleichheit zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Die Gründe dafür sind vielfältig und meist hochkomplex.

Zu den wichtigsten zählen:

Mehr Männer in Führungspositionen.

Frauen übernehmen verstärkt gesellschaftliche relevante, jedoch unbezahlte Aufgaben (Kinderbetreuung, Haushaltsführung, etc.).

Frauen erleben längere und häufiger Phasen der Nicht-Beschäftigung.

Die klassische geschlechterspezifische Zuweisung von Jobs in bestimmten Branchen.