Unzählige Demonstrationen, eine Dokumentation und den Einsatz von Hollywood-Stars – das alles hat es gebraucht, um in den USA für Gerechtigkeit zu sorgen. Die heute 30-jährige Cyntoia Brown war zu lebenslanger Haft verurteilt worden, weil sie im Alter von 16 Jahren den Mann erschoss, der sie sexuell missbrauchte. Seit im Jahr 2011 eine Dokumentation über den Fall veröffentlicht wurde, setzten sich vermehrt Prominente wie Kim Kardashian oder Rihanna für die Freilassung der jungen Frau ein. Nun, ganze 14 Jahre nach der Tat, soll Brown tatsächlich aus dem Gefängnis entlassen werden, entschied der republikanische Gouverneur des US-Bundesstaats Tennessee, Bill Haslam.

Cyntoia Brown wird 14 Jahre nach Ermordung ihres Freiers begnadigt

Cyntoia Brown lief als Jugendliche aus ihrem Elternhaus weg, geriet in eine Beziehung mit einem gewalttätigen Mann und wurde von ihm zur Kinderprostitution gezwungen. 2004 erschoss sie einen 43-jährigen Mann, der einer ihrer Freier war und sie für 150 Dollar „gekauft“ haben soll. Er sei ein ehemaliger Scharfschütze gewesen und hätte ihr in seiner Wohnung seine Waffensammlung gezeigt. Nach der Tat durfte Brown während ihres Gerichtsverfahrens nicht einmal selbst aussagen und wurde nach dem Erwachsenen-Strafrecht angeklagt. Sie konnte sich weder verteidigen, noch von ihrer traumatischen Kindheit erzählen. 2006 wurde sie von einer Jury zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt. Nachdem 2011 die Dokumentation Me Facing Life: Cyntoia’s Story“ ausgestrahlt wurde, zeigten sich immer mehr prominente Unterstützer in der Öffentlichkeit. Kim Kardashian machte ihrem Ärger regelmäßig auf Social Media Luft und setzte medienwirksam ihre Anwälte auf den Fall an.

Cyntoia Brown bekommt „zweite Chance“

Während der fast 15 Jahre, die Cyntoia Brown mittlerweile im Gefängnis sitzt, hat die heute 30-Jährige einen College-Abschluss gemacht. Sobald sie aus dem Gefängnis draußen ist, will sie gemeinnützige Arbeit leisten, mit gefährdeten Jugendlichen arbeiten und diese betreuen. Am 7. August soll Brown auf Bewährung entlassen werden, die Bewährungszeit setzte Gouverneur Haslam auf zehn Jahre fest. Als Grund für die Begnadigung gab der Gouverneur von Tennessee unter anderem an, dass Brown in der Haft große Anstrengungen unternommen habe, um „ihr Leben neu zu gestalten“. Haslams Amtszeit endet in wenigen Tagen. Cyntoia Brown bedankte sich für „die zweite Chance“ in einem Statement und gab bekannt, dass sie „alles tun werden, um ihren Glauben in mich zu rechtfertigen“.