Wer bislang immer angenommen hat, dass sich nur weibliche Wespen mit ihrem giftigen Stachel wehren, liegt falsch. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass auch die männlichen Vertreter zustechen können …

… allerdings mit einem stacheligen Penis.

Männliche Wespen stechen mit stacheligen Genitalien zu

Wer schon mal von einer Wespe gestochen wurde, weiß, wie schmerzhaft das sein kann. Geschweige denn, wenn man allergisch darauf reagiert! Doch mit Sicherheit handelte es sich dabei immer um weibliche Tiere dieser Gattung. Wie ein japanisches Forschungsduo jetzt aber herausgefunden hat, sind auch die männlichen Vertreter dazu in der Lage, Mensch und Tier mit Stacheln Schmerzen zuzufügen.

Das zeigt auch eine Studie, die die Forschenden im Fachmagazin Current Biology veröffentlicht haben. Zu dem Ergebnis kamen die beiden nur durch Zufall! Denn die Agrarwissenschafterin Misaki Tsujii von der Universität Kobe bei Osaka wurde von einer Wespe gestochen, als sie eigentlich gerade dabei war, den Lebenszyklus einer Faltenwespenspezies zu erforschen. Die große Überraschung dabei: Es handelte sich um ein Männchen, das den Stich abgab.

Männliche Genitalien als Abwehr gegen Räuber

Bei einer weiteren Untersuchung wollte man herausfinden, wie und wann die männlichen Wespen zustechen. Dafür wurden die Tierchen gemeinsam mit ihren Fressfeinden, Laubfröschen, eingesperrt. Die Frösche wollten die Wespen sofort verspeisen, spukten diese aber größtenteils wieder aus. Der Grund: Stacheln! Und diese befanden sich direkt an den Genitalien der Insekten.

„Basierend auf ihrer Erfahrung und den Beobachtungen stellte ich die Hypothese auf, dass die männlichen Genitalien von A. gibbifrons als Abwehr gegen Räuber fungieren“, stellt Co-Autor Shinji Sugiura fest. Um die Hypothese zu untermauern, sperrte man vergleichsweise auch 17 Männchen zu den Fröschen, deren Genitalien man zuvor entfernte. Das Ergebnis: Da diese offenbar nicht mehr zustechen konnten, haben die Laubfrösche sie auch gegessen.

„Pseudostachel“ nicht ganz so schmerzhaft

Die Studie zeigt deutlich, dass die Geschlechtsteile der Männchen variabler einsetzbar sind, als man bisher angenommen hat, wie auch Sugiura feststellt. Zuvor hat man diese häufig nur während Interaktionen zwischen Weibchen und Männchen untersucht, aber nie im Zuge von Fressfeinden. „Diese Studie unterstreicht die Bedeutung der männlichen Genitalien als Abwehrmittel gegen Raubtiere und eröffnet eine neue Perspektive für das Verständnis der ökologischen Rolle der männlichen Genitalien bei Tieren“, so der Forscher.

Auch bei anderen Wespenfamilien, der Spezies Anterhynchium gibbifrons soll der „Pseudostachel“ der Männchen vorkommen. Man geht aber davon aus, dass Lebewesen, die für die männlichen Tiere eine Bedrohung darstellen, seltener von ihnen gestochen werden. Dazu zählen im Übrigen auch Menschen! Der Stich dieser Tiere soll auch weniger schmerzhaft sein.