Fake News werden mittlerweile größtenteils über soziale Netzwerke verbreitet. Ein Freund teilt einen fragwürdigen Link, fünf andere reagieren darauf und binnen weniger Minuten hat sich der unseriöse Artikel Zugang zum Facebook-Feed zehn weiterer Freunde verschafft. Bei dieser unübersichtlichen und sekundenschnellen Verbreitung von Inhalten ist es wenig verwunderlich, dass Experten davon ausgehen, dass auch politische Entscheidungen heutzutage enorm von Fake News beeinflusst, wenn nicht sogar gesteuert werden können. Laut der Zeit Online wurden beispielsweise kurz vor Ende des US-Wahlkampfes und Donald Trumps Sieg die 20 erfolgreichsten Falschmeldungen öfter geteilt und kommentiert als die 20 erfolgreichsten Artikel seriöser Medien.

Die unkontrollierbaren Weiten des World Wide Web

Besonders problematisch an der Verbreitung von Fake News via Internet ist die Tatsache, dass man sie nicht mehr zurückholen kann. Einmal im Netz aufgetaucht, verbreiten sich Falschmeldungen wie ein unaufhaltsamer Virus – vollkommen egal, ob sie in der Zwischenzeit von seriösen Medien offiziell als „erfunden“ entlarvt oder vom Verfasser gelöscht wurden. Ein besonders schockierendes Beispiel: Der Artikel über eine Gruppe junger Flüchtlinge, die in einem Supermarkt in Deutschland Wurstsemmeln geklaut und „Mutti Merkel zahlt!“ gerufen haben sollen, verbreitete sich rasend schnell im Netz. Schon wenige Stunden nach der Veröffentlichung wurde der Vorfall von Supermarktbetreibern und Polizeistellen der im Artikel genannten Region dementiert. Die Fake-Meldung wurde trotzdem weiterhin geteilt und verbreitet.

Fragwürdige Motive

Nachdem vergangene Woche bei einem Attentat in Las Vegas 59 Menschen starben und über 500 Menschen verletzte wurden, kam es innerhalb weniger Stunden zu einer regelrechten Flut von Falschmeldungen im Netz. Verschwörungstheorien („Inszeniertes Attentat„), vollkommen willkürliche Behauptungen über den Attentäter („Der 32-jährige, zum Islam konvertierte Samir Al-Hajeed…“) und Meldungen von erfundenen Opfern machten vor allem auf Twitter und Facebook die Runde. Bilder von Prominenten, wie hier ein Posting mit einem Foto von Mesut Özil, werden besonders oft für Fake Meldungen dieser Art verwendet.

Der Twitter-Nutzer „Jack Sins“ teilte vergangene Woche etwa in einem Posting mit, dass er nach dem Attentat seinen Vater vermisse. Als sich sein Tweet als Fake herausstellte und ihn ein Journalist der Plattform Mashable nach den Gründen seiner erfundenen Opferrolle fragte, antwortete der User, er habe es „für die Retweets“ gemacht. 

Twitter hat den Nutzer mittlerweile gesperrt. Viel zu oft dauert es aber sehr lange, bis Facebook, Twitter und Co auf Falschmeldungen reagieren und die Inhalte entfernen.

Money, Money, Money

Warum immer mehr Fake News im Netz verbreitet werden? Neben dem Wunsch nach Aufmerksamkeit, Wahlkampf-Manipulation, Hetze und zahlreichen weiteren fragwürdigen Motiven ist der Hauptgrund wohl, dass man damit sehr leicht an sehr viel Geld kommen kann. Das „professionelle“ Erlernen der möglichst glaubhaften Produktion von Falschmeldungen boomt. Das Ziel: Mit der Werbung, die auf den Seiten geschaltet wird, Geld zu verdienen. Die Artikel und Videos funktionieren also quasi als Lockmittel, die so interessant und aufregend wie möglich gestaltet werden müssen, um ein Maximum an Klicks zu generieren.

Was fällt unter die Bezeichnung „Fake News“?

Wer jetzt glaubt, Falschmeldungen seien ausschließlich zu 100% erstunken und erlogene Artikel und Videos, die man ganz einfach als solche entlarven könne, der täuscht sich leider. Betreiber von Fake News wissen (meistens) durchaus, was sie tun. So sind ihre Inhalte oft zu einer Hälfte wahr, zur anderen frei erfunden, so dass es für den Leser schwieriger wird, zu beurteilen, ob der Verfasser über mehr Informationen als andere Medien verfügt, oder einfach nur lügt. Oft werden auch seriöse Artikel vergangener Jahre wiederverwertet, reißerischer aufgezogen und als aktuelle Geschehnisse verkauft. Im Strudel der manchmal schlecht, manchmal aber auch sehr professionell aufgezogenen Falschmeldungen ist es oft also nicht so leicht, zwischen seriösem und unseriösem Content zu unterscheiden.

Fake-News entlarven: So erkennst du Falschmeldungen

1. Aufmachung: Stark gekürzte, reißerische Schlagzeilen („Riesenkomet könnte Erde zerschmettern“), schockierende Aufmacherbilder (die oft gar nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun haben) und eine überspitzte, dramatische Darstellung eines Ereignisses sollte generell mit Vorsicht genossen werden.

2. Verfasser: Bei Artikeln von Blogs sollte immer nachgeforscht, WER den Inhalt verfasst hat. Im Impressum einer Website findest du normalerweise Adressangabe und Namen, welche du ganz einfach googeln kannst. Stammt beispielsweise ein Artikel über einen angeblichen Raubüberfall nahe eines Flüchtlingsheims in Deutschland von einem Journalisten aus Amerika sollten die Alarmglocken läuten. Bei Blogs gilt außerdem immer: Ist der Artikel ein Meinungsartikel oder ein Fakten-Bericht?

3. Verbreiter: Bevor man auf Facebook und Co einen Artikel eines anderen Nutzers teilt, sollte man sich sein Profil genau ansehen. Wie viele Freunde und/oder Follower hat er/sie? Welche anderen Artikel hat er/sie auf seiner Pinnwand geteilt? Teilt er/sie ausschließlich Artikel einer einzigen Website/ zu einem einzigen Thema?

4. Gegenchecken: Wenn dir der Inhalt eines Artikels aus irgendeinem Grund komisch vorkommt, oder du das Gefühl hast, beim Lesen nicht genug relevante Informationen erhalten zu haben, ist es ratsam, den beschriebenen Vorfall zur Sicherheit zu googeln und so gegenzuchecken, was (oder ob) andere Medienportale dazu berichten.

5. Bilder überprüfen. Mit der „umgekehrten Bildersuche“ (reverse image search) kannst du das Bild eines Artikels, z.B. auf „images.google.com“ oder „www.tineye.com“ hochladen und nach ähnlichen Bildern suchen. So kannst du ganz einfach herausfinden, ob Fotos ursprünglich aus anderen Zusammenhängen stammen.

6. Mithelfen. Im Kampf gegen Fake News müssen wir alle aktiv mithelfen, um zu verhindern, dass diese weiter verbreitet werden. Wenn du siehst, dass ein Facebook-Freund eine Falschmeldung teilt, mach ihn darauf aufmerksam. Wenn Hetz-Postings mit erfundenem Inhalt verbreitet werden, kannst du diese auf Facebook auch melden und/oder andere User in den Kommentaren aufklären. Denn selbst wenn nur einer von 300 Usern deine Warnung ernst nimmt und beginnt, den Inhalt zu hinterfragen und eigenständig zu recherchieren, ist das ein unglaublich wichtiger Beitrag.

i-button: Facebook gegen Fake News

Auch Facebook möchte nun aktiver gegen Falschmeldungen vorgehen. Das Onlinenetzwerk testet zurzeit die Funktion „Kontext-Button“, die helfen soll, geteilte Artikel besser einzuschätzen. Der Button soll Leser zu weiteren Informationen zum Thema des Artikels weiterleiten. Durch die Neuerung könnten Nutzer zukünftig auch ohne großen Aufwand mehr über den Verfasser des Inhalts und seine Glaubwürdigkeit erfahren – ohne Facebook dabei verlassen zu müssen.