Die Gewaltvorwürfe rund um Till Lindemann klingen nicht ab. Jetzt hat sich auch die Berliner Staatsanwaltschaft eingeschaltet und ermittelt gegen den Rammstein-Frontmann. Der Grund: „Tatvorwürfe aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln“, heißt es seitens Behörden.

Offenbar liegen bereits mehrere Strafanzeigen gegen den 60-Jährigen vor.

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Till Lindemann

Vor einigen Wochen gab es ein Erdbeben in der deutschen Hardrockszene. Denn immer mehr Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann kamen ans Licht. Zahlreichen Frauen beschuldigen den 60-Jährigen, ihnen im Umfeld seiner Konzerte sowie Pre- und Aftershow-Partys K.-o.-Tropfen verabreicht zu haben, sexuelle Gewalt ausgeübt und junge Frauen systematisch als vermeintliche Sexualkontakte rekrutiert zu haben.

Wie der Tagesspiegel nun berichtet, habe die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. Gegen Lindemann würden mehrere Strafanzeigen vorliegen, wie Justizsenatorin Felor Badenberg nach Tagesspiegel-Informationen den Mitgliedern des Rechtsausschusses im Abgeordnetenhaus unter Ausschluss der Öffentlichkeit mitgeteilt hat. So besteht der Verdacht, dass der Sänger etwa gegen Paragraf 177 des Strafgesetzbuches, „wer gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person sexuelle Handlungen an dieser Person vornimmt oder von ihr vornehmen lässt oder diese Person zur Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen an oder von einem Dritten bestimmt“, verstoßen habe.

Dies kann mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis fünf Jahren belangt werden, heißt es. Weitere Angaben könne man derzeit noch nicht mit der Öffentlichkeit teilen, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden sowie die Persönlichkeitsrechte der potenziell Geschädigten und des Beschuldigten zu schützen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Mutmaßliches Opfer ist froh über Entscheidung

Ins Rollen gebracht hat die Debatte rund um Lindemann die Irin Shelby Lynn. Die 24-Jährige sei laut eigenen Angaben Opfer von Lindemanns sexueller Gewalt geworden und wolle mit ihrer Geschichte auf die dunkle Seite des Frontmanns aufmerksam machen. Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft ist für Lynn demnach eine große Erleichterung. „Ich bin sehr froh, dass unsere Stimmen endlich gehört und ernst genommen werden“, so die 24-Jährige gegenüber der Welt. „Besonders nach dem Vorgehen der litauischen Polizei und den Anwälten von Till Lindemann bedeutet uns Betroffenen diese Entwicklung sehr viel.“

Lynn hat das Rammstein-Konzert in der litauischen Hauptstadt Vilnius vergangenen Mai besucht und anschließend die Polizei alarmiert sowie Strafanzeige gegen Lindemann gestellt. Ihr Vorwurf: Backstage sei es zu einer Auseinandersetzung zwischen ihr und Lindemann gekommen, nachdem sie Sex mit ihm abgelehnt hätte. Die 24-Jährige berichtete auf Twitter zudem von Erinnerungslücken. Außerdem habe sie nach dem Konzert Blutergüsse an ihrem Körper entdeckt: „Ich bin fast hundertprozentig sicher, dass ich Drogen bekommen habe, weil ich mich noch nie so gefühlt habe“, stellte sie damals fest.

Beschuldigter weist Vorwürfe zurück

Lindemann sowie Rammstein haben die Vorwürfe bisher zurückgewiesen. Auf der offiziellen Instagram-Seite der deutschen Band befindet sich allerdings ein Statement zu den heftigen Vorwürfen. „Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge. Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden“.