Vor 30 Jahren war sie noch ein Luxusprodukt, seit einiger Zeit ist die Avocado die neueste Lieblingsfrucht von Bloggern, Fitness-Gurus und Veggie-Verfechtern und landet regelmäßig auf dem Teller: Schließlich ist sie gesund, schmeckt gut und ist vielseitig verwendbar.

Fast fünf Millionen Beiträge gibt es auf Instagram zur Frucht, kaum ein Kochbuch kommt momentan auf den Markt, in dem kein Avocado-Rezept angepriesen wird. Sie ist reich an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Kalium, sie senkt den Cholesterin-Spiegel und ist außerdem ein wahrer Wundertäter für Haut und Nägel – eine Wunderfrucht, ohne die der lifestyle- und trendbewusste Yuppie gar nicht mehr kann. 

Gesund – aber schädlich

Aber der Avocado-Boom hat dramatische Folgen für die Umwelt: Für die Anpflanzung der Trend-Frucht wird in Mexiko Regenwald abgeholzt – und zwar im ganz großen Stil und häufig illegal. „Im Jahr werden etwa 1500 bis 4000 Hektar Wald gerodet, um Platz für Avocado-Felder zu schaffen„, so Jaime Navia Antezana von der mexikanischen Umweltschutzorganisation Gira. Außerdem verunreinigen Pestizide das Trinkwasser.

Zwischen 2000 und 2010 breitete sich die Anbaufläche in Mexiko von 95.000 Hektar auf mehr als 134.000 Hektar aus: Denn durch die steigende Nachfrage ist die Frucht bei den Bauern ein beliebtes Anbauprodukt – sie wird auch „grünes Gold“ genannt. Der Avocadobaum wird bis zu 20 Metern hoch und hat seinen Ursprung in Südmexiko, vor etwa 10.000 Jahren hat man angefangen, sie in Zentralamerika zu kultivieren. Die spanischen Eroberer brachten sie in die Karibik, nach Chile und Madeira, im 19. Jahrhundert kam die Avocado sogar bis nach Afrika, Malaysien und auf die Philippinen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Avocado im Mittelmeerraum angebaut. Zu den beliebtesten Sorten bei uns zählen Fuerte und Hass. Hauptanbaugebiete heute sind Mexiko, Kolumbien, Indonesien, Chile, Brasilien, Kalifornien, Südspanien und Israel – Gebiete, in denen häufig akuter Wassermangel besteht: Ein einzelner Avocadobaum braucht täglich etwa 50 Liter Wasser. Außerdem können Avocados bei uns nur deshalb angeboten werden, weil sie lange Transportwege in Kühlcontainern hinter sich haben: Aus Umweltperspektive ein weiterer, bedenklicher Faktor.  

Auch, wenn Bio-Avocados voll im Trend liegen: Biologische, nachhaltige Landwirtschaft ist in den Hauptanbaugebieten schwierig. Der Avocadobaum benötigt mineralischen Dünger, diese versalzen den Boden und verseuchen das Grundwasser: „Was wir hier als gesund essen, ist andernorts also ungesund für alle!“, so Utopia.

Die Avocado-Mafia holzt Regenwald illegal ab 

Mitte August schloss die Staatsanwaltschaft für Umweltschutz in Michoacán, Mexiko vier illegal angelegte Avocado-Felder, neben dem Öko-System muss auch die Bevölkerung in den Anbaugebieten unter dem Avocado-Boom leiden: Denn mehr als 80 % der Wälder gehören mexikanischen Dorfgemeinschaften, sogenannten Ejidos. Die Verwaltung des Landes erfolgt gemeinsam, bestellt wird es aber individuell. Die Folge der Monokultur: Wenn das Land an mächtige, international agierende Agrarunternehmer verkauft wird, wird dieses soziale Gefüge zerstört.  

Laut FAO wurden in Mexiko im Jahre 2013 mehr als 1,4 Millionen Tonnen Avocado geerntet, 2015/2015 etwa 1,6 Millionen. Heute werden 350.000 Hektar weltweit für den Avocado-Anbau verwendet und jährlich 2,6 Millionen Tonnen produziert. In Deutschland stieg der Import der Avocado von 10.700 Tonnen im Jahr 2013 auf mehr als 16.000. Der Pro-Kopf-Verbrauch der Avocado in den USA hat von rund zwei auf fast sieben Pfund zugelegt, die größten Import-Nationen sind Frankreich, Niederlande, Belgien und das Vereinigte Königreich.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass der Anbau eine wichtige Ertragsquelle für die Anbauländer ist und dass sie dadurch wesentlich am globalen Welthandel beteiligt werden. Allerdings sollte man als Konsument lernen, die Avocado eben als das zu sehen, was sie ist: Ein Luxusprodukt, das auch als solches behandelt werden sollte.

Wer gelegentlich zu Avocados greift, der sollte nicht nur auf den Reifegrad achten, sondern auch auf die Kennzeichnung mit dem EU-Bio-Siegel und auf ein möglichst nahes Herkunftsland. So kann man den ökologischen Fußabdruck der Frucht zumindest ein geringer halten.