Die Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine wird in den Medien zensiert. So sind zum Beispiel Worte wie „Krieg“ oder „Bomben“ tabu. Aktivisten versuchen nun das System auszutricksen – und zwar mittels Rezensionen auf Google Maps und Tinder-Profilen.

Wladimir Putin möchte um jeden Preis verhindern, dass sein Volk von den wahren Geschehnissen in der Ukraine erfährt. 

Aktivisten informieren über Ukraine-Krieg auf Tinder

Der Krieg in der Ukraine findet nicht nur am Boden statt, sondern auch in der digitalen Welt. So blockiert Russland im Krieg gegen die Ukraine ganz gezielt den Informationsfluss. Dadurch erhalten große Teile der Bevölkerung kaum verlässliche Informationen. Selbst unabhängige Medien unterliegen den strengen Kontrollen Putins. Nun hat das Hackerkollektiv Anonymous die Menschen aber dazu aufgerufen, mit unkonventionellen Mitteln gegen die Propaganda vorzugehen.

Die Aktivisten animieren die Menschen dazu, verlässliche Informationen über die Dating-Plattform Tinder zu teilen. Ein User erstellt ein Profil und schreibt darin Informationstexte. Dann ändert dieser in der App den Standort in eine russische oder ukrainische Stadt, um dort so gezielt Menschen zu erreichen. Tinder enthält nämlich eine „Reise“-Funktion, mit der man den Aufenthaltsort verändern kann.

Kriegsinformationen auf Google Maps

Aber auch Google Maps muss nun als Informationsmedium herhalten. Google kann von Russland nämlich nicht zensiert werden. Deswegen hat das Hackerkollektiv bereits vor einigen Tagen vorgeschlagen, via Googlemaps Infos zu verbreiten. Die Anleitung dazu klingt simple: „Geh auf Googlemaps. Gehe nach Russland. Finde ein Restaurant oder ein Geschäft und schreibe anstelle einer Bewertung, was wirklich in der Ukraine geschieht.“

Gesagt, getan: neben schockierenden Fotos der Angriffe, finden sich in den Google-Maps-Einträgen jetzt auch Appelle für den Frieden. Wer kein Russisch kann, kann auf eine Vorlage von Anonymous zurückgreifen. Der Ton dieses Aufrufs ist wenig diplomatisch: „Das Essen war großartig! Leider hat Putin unseren Appetit verdorben, indem er in die Ukraine einmarschiert ist. Stellen Sie sich Ihrem Diktator entgegen, hören Sie auf, unschuldige Menschen zu töten! Ihre Regierung lügt Sie an. Aufstehen!“

Anonymous hat Kreml den Krieg erklärt

Einen Haken hat das Vorgehen allerdings. Laut dem „Tagesspiegel“ hat der russische Suchdienst Yandex bereits damit begonnen, solche Beiträge zu sperren. Und auch bei Tinder ist für Russinen und Russen Vorsicht geboten. Tinder muss seit einer Gesetzesänderung 2019 lokale Nutzerdaten mit Russlands Polizei und Geheimdiensten teilen und ist gesetzlich verpflichtet, die Nutzerdaten ein Jahr zu speichern.

Das Anonymous-Kollektiv hatte der russischen Regierung kurz nach ihrem Angriff auf das Nachbarland den Krieg erklärt. Die Hacker meldeten bereits mehrere erfolgreiche Aktionen. So wurden etwa russische Staatsmedien vorübergehend lahmgelegt und eigentlich zensierte Informationen verbreitet.