„18-Jährige sind ein Horror für die Arbeitswelt“, sagte die Modedesignerin Lena Hoschek vor Kurzem während eines Panels am Female Future Festival in Wien. Auch in den Medien kritisiert man immer wieder die Arbeitsmoral der Jungen. Die neuen Generationen seien faul und hätten hohe Ansprüche.

Doch stimmt das wirklich? Welche Anforderungen stellen die jüngeren Generationen an die Arbeitswelt? Und wie wirkt sich das auf das künftige Berufsleben aus? Diese Fragen haben wir unter anderem der Soziologin Annika Schönauer von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) gestellt. Für sie ist es vor allem wichtig, das Thema differenziert zu betrachten. Denn man darf nicht außer Acht lassen, dass eine große Gruppe an ausgebildeten jungen Fachkräften sehr wohl arbeiten möchte, aber keinen Job findet.

Wie arbeiten die jüngeren Generationen?

Bei der Generation Y, auch Millennials genannt, handelt es sich um die Jahrgänge 1980 bis zu den späten 90ern. Ihnen wird oft nachgesagt, zu viele Anforderungen an die Arbeitswelt zu stellen, dabei aber auch die Arbeitsmoral zu verlieren. In Zeiten, wo gefühlt jeder zweite Influencer auf Instagram ist, wirkt es so, als hätten die Menschen verlernt, einen Bürojob mit normalen Arbeitszeiten zu haben. Für Soziologin Annika Schönauer ist dieses Bild übertrieben. Für sie geht es hier um einen relativ kleinen Anteil der jungen Leute. „Es geht um hochgebildete junge Leute, die tatsächlich Forderungen an den Arbeitgeber stellen. Sie fordern ein weniger strenges Arbeitsregime“, erklärt die Soziologin.

Wie hat sich die Arbeitswelt verändert?

Flexiblere Arbeitszeiten lösen in Österreich den typischen „Nine To Five“ Arbeitstag ab. Das sagt zumindest eine Studie des Unternehmens Deloitte. Kernarbeitszeiten verlieren an Bedeutung. Doppelt so viele Mitarbeiter wie noch vor zwei Jahren nehmen Angebote wie „Home Office“ in Anspruch. Auf der anderen Seite ist man aber auch vermehrt in der Freizeit erreichbar. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen also.

Sieht man sich den gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahre an, ist das auch nachvollziehbar. Die Frauenerwerbstätigkeit nimmt zu. „Männer wollen sich vermehrt in der Familie engagieren“, sagt Schönauer. Die Familienstrukturen sind flexibler geworden. Um dem gerecht zu werden, muss die Arbeitswelt nachziehen.

Auch durch die Digitalisierung ist es einfacher geworden, viele Jobs von zu Hause oder unterwegs aus zu machen. Man ist oft nicht mehr an das Büro gebunden. Diese Art zu arbeiten, wird von den Jüngeren besser angenommen als von den Älteren. „Für die Jungen ist es ein Zuckerl, wenn sie mobil arbeiten können“, erklärt Annika Schönauer. Muss man dafür aber bei anderen Dingen Abstriche machen oder seinen Arbeitsplatz teilen, wie es mittlerweile in einigen Unternehmen durch sogenannte „Shared Desks“ üblich ist, sieht man dies eher negativ.

Was hat es mit dem Begriff „Work-Life-Balance“ auf sich?

„Home Office“, mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten: Wie lässt sich das alles mit seinem Privatleben vereinbaren? Der Begriff „Work-Life-Balance“ ist mittlerweile zu einem geflügelten Wort geworden. Die Jüngeren scheinen eine ausgewogene Mischung von Arbeit und Freizeit haben zu wollen. „Der Drang nach Selbstverwirklichung nimmt zu“, sagt Schönauer. Ein ausgeglichenes Leben gehört für die Jungen anscheinend dazu. Die Soziologin fügt aber auch hinzu, dass der Druck, sich über die Arbeit zu verwirklichen, gerade bei jungen Leute enorm hoch sei. „Der Brot-Job ist out“, so Schönauer. Einfach nur arbeiten zu gehen, um Geld zu verdienen, war einmal. Heute möchte man den Job auch leben.

Sind jüngere Leute also faul?

Die Arbeitsstrukturen haben sich eben verändert. „Die Jungen haben bei ihren Eltern gesehen, dass es sich nicht mehr auszahlt, reinzuhackeln“, erklärt die Soziologin. Man möchte außerdem nicht mehr nur die Zeit absitzen. Den Millennials scheint es wichtig zu sein, nach ihrer Leistung bezahlt zu werden, statt nach Arbeitsstunden. Weniger arbeiten tun sie deswegen aber nicht. Gerade weil die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr verschwimmen und die Ansprüche der Menschen sich ändern, kann man wohl nicht generalisierend von einer faulen Generation sprechen.

Wie die perfekte Arbeitswelt übrigens bei der nächsten Generation, der Generation Z aussieht, kann man laut Schönauer noch nicht sagen.