Facials, Seren, Cremen und Masken sind Dinge, die wir vorwiegend für eine geschmeidige Gesichtshaut verwenden. Doch was wäre, wenn wir euch sagen, dass diese Beauty-Produkte auch für die Vagina enorm boomen? Ist es nur ein weiterer Hype, der wieder vergeht oder etwas, das wir auf keinen Fall verpassen dürfen?

Wir haben mit einer Gynäkologin sowie mit einer Dermatologin darüber gesprochen.

Expertinnen klären auf, was hinter „Vagina-Beauty“ steckt

Schonmal von einem Vagina-Facial gehört? Von einem Vagina-Dampfbad? Oder von einer Maske für untenrum? Fest steht: wir kümmern uns jetzt um einen Bereich, der abgesehen von den „besonderen Tagen“ viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Und das ist unsere Intimzone, mit allem, was hier eben dazugehört! Doch wie gut sind Beautyprodukte für Down Under wirklich? Das haben wir mit zwei Expertinnen besprochen.

Dr. med. univ. Kerstin Ortlechner ist zertifizierte Fachärztin für Dermatologie und klärt uns auf, woher der plötzliche Hype rund um Beauty-Produkte für die Vagina kommt. „Ich glaube, dass das ganze Thema mittlerweile sehr enttabuisiert ist. Die Menschen sind offener geworden und es ist nicht mehr so intim und verpönt, darüber zu sprechen, wenn man seinen Intimbereich pflegen möchte. Man widmet sich jetzt diesem Bereich, genauso wie man sich um den Rest seines Körpers kümmert, wie etwa Pediküre und Maniküre“, so die Ärztin.

Nicht zuletzt könnte Guru Gwyneth Paltrow maßgeblich für diesen Hype verantwortlich sein. Denn mit ihren „Vagina-Kerzen“ (die den Namen „Smells Like My Vagina“ tragen) hat sie dafür gesorgt, dass wir unserem Genitalbereich etwas offener gegenüberstehen. Wie offen genau, beweisen nun auch diverse Beauty-Gimmicks, die nur für das Areal untenrum gemacht sind.

Was können Beauty-Produkte für die Vagina wirklich?

Viele fragen sich jetzt vermutlich: Geht das überhaupt? Es geht! Diverse Seren und Peelings sorgen dafür, dass die Poren im Intimbereich gereinigt sind und dadurch ein weiches und frisches Hautgefühl entsteht. Das asiatische Kosmetiklabel „Two Lips“ möchte mit seinen Produkten beispielsweise nur einen Bereich ansprechen: die Vulva.

Nicht umsonst gilt das Unternehmen als Erfinder der weltweit ersten Vagina-Tuchmaske. Dabei soll schwarze Aktivkohle die Vulvahaut entgiften, weiße Lakritze und Indischer Wassernabel sorgen laut Hersteller dafür, dass der Intimbereich aufgehellt wird. Zudem sollen natürliche Inhaltsstoffe wie Kamille, Aloe Vera oder Ylang-Ylang Feuchtigkeit spenden und beruhigend wirken.

Die Frage, die sich hier stellt, ist allerdings, wie dringend man Behandlungen wie diese benötigt. Gynäkologin Dr. med. univ. Denise Tiringer hat dazu eine klare Meinung: „Dass man dem Intimbereich damit eher schadet als nützt, ist vielen Frauen nicht bewusst.“ Und dafür gibt es laut der Ärztin auch einen guten Grund. „Wir Gynäkologen stehen dem Vulva-Beauty-Trend kritisch gegenüber. Der weibliche Intimbereich ist sehr empfindlich und leicht reizbar. Hier mit verschiedenen Produkten zu hantieren, die möglicherweise Duftstoffe-, Konservierungsmittel und Farbstoffe enthalten, kann die Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen und ihre natürliche Abwehr gegen krankmachende Erreger schwächen“, erklärt Dr. Tiringer.

Also doch nur Wasser?

Früher hieß es immer, dass man seinen Intimbereich nur mit Wasser und auf keinen Fall mit Seife und Ähnlichem pflegen sollte. Handelt es sich dabei nur um einen Mythos? „Das hängt damit zusammen, dass man damals sehr scharfe Reinigungsmittel hatte, etwa Seifen, die den pH-Wert angegriffen haben“, so Dr. Ortlechner. Aus medizinischer Sicht gilt auch heute noch: Weniger ist mehr! Gynäkologin Dr. Denise Tiringer: „Man sollte den Intimbereich am besten nur mit warmem Wasser waschen. So wird die natürliche Abwehr der Scheidenflora am besten geschützt.“

Mittlerweile gibt es zwar entsprechende Produkte nur für diese Zone, doch auch hier ist Vorsicht geboten. Das betont auch Ortlechner: „Man sollte in dem Bereich nur Pflegeprodukte anwenden, die einen angemessenen pH-Wert haben – dieser sollte nicht höher als 4 sein. Auf Produkte mit Duftstoffen, Duftaromen oder jenen, die zu viel Alkohol enthalten, sollte man auf jeden Fall verzichten. Die Produkte sollten also wirklich hochqualitativ, dermatologisch getestet und gynäkologisch geprüft sein!

Achtung: Man kann seine Vagina auch zu viel pflegen

So spannend der Trend dieser Beauty-Produkte auch ist, verleitet er auch dazu, dass wir uns einen Ticken zu viel um unsere Intimzone kümmern. Auch das kann in vielen Fällen negativ enden. Dr. Ortlechner warnt: „Überpflege kann das genaue Gegenteil auslösen. Es besteht auch die Gefahr von Erkrankungen.“ Wie etwa die sogenannte Reinigungs-Vulvitis. „Durch die übermäßige Intimhygiene kommt es hierbei zur vermehrten Entfettung. Die notwendigen Hautfette fehlen und trocknen den Intimbereich aus. Dazu kommt: falsche Produkte in Kombination mit übertriebener Pflege können zu diversen Ekzemen führen“, so die Dermatologin.

Wer jetzt aber dennoch neugierig geworden ist, kann sich ja mal langsam an das Selfcare-Universum der Intimpflege herantasten. Wichtig ist laut Ortlechner aber: „Wenn man sich etwas Gutes tun und seinem Intimbereich widmen möchte, dann auf alle Fälle nur Produkte verwenden, die ausreichend gynäkologisch und dermatologisch getestet sind.“ Auch Gynäkologin Tiringer findet den Ansatz der Hersteller, dem Intimbereich mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die weibliche Intimzone zu enttabuisieren, prinzipiell gut, wie sie uns erzählt.

Diese Produkte sind gynäkologisch und dermatologisch getestet

Lasst uns raten: Euch würde jetzt wirklich mal interessieren, wie Produkte, die einzig und alleine für die Vagina gemacht sind, aussehen? Say no more! Hier ist eine kleine Auswahl, die natürlich dermatologisch und gynäkologisch getestet ist.

Pflegt den Intimbereich: VV Cream von The Perfect V, über niche-beauty.com, 50 ml, ca. € 60

Beruhigt und spendet Feuchtigkeit: Intimpflegeserum V Drops von Dr. Barbara Sturm, erhältlich bei breuninger.com, 50 ml, € 85

Erfrischend und reinigend: Intimate Cleanser und Intimate Wipes von Lunette, erhältlich bei flaconi.at, 100 ml, ca. € 13 bzw. ca. € 10

Für empfindliche Haut: Intimate Calming Oil von Deo Doc, über sephora.de, 30 ml, ca. € 25

So und jetzt bleibt nur noch eines: Die Frage aller Fragen …