Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sind in vielen Ländern während der Coronavirus-Pandemie durch schlechte Arbeitsbedingungen gefährdet. Das geht aus einem nun veröffentlichten Bericht von Amnesty International hervor.

Es fehle häufig an Schutzkleidung und angemessener Bezahlung.

Beschäftigte im Gesundheitswesen gefährdet

Während des Höhepunkts der Corona-Krise im deutschsprachigen Raum wurden die Menschen in systemrelevanten Berufen, darunter auch jene, die im Gesundheitswesen arbeiten, als Helden gefeiert. So machten etwa während des Lockdowns viele um 18 Uhr ihre Fenster auf, um sich bei den Menschen, die in der Krise an vorderster Front arbeiten, mit Applaus zu bedanken. Doch gerade Beschäftigte im Gesundheitswesen sind in vielen Ländern durch schlechte Arbeitsbedingungen besonders gefährdet. Es fehlt häufig an Schutzkleidung und angemessener Bezahlung. In einigen Ländern müsse man mit Strafmaßnahmen rechnen, wenn man Missstände aufzeigt. Das geht nun aus einem Bericht von Amnesty International hervor. Ärzte, Pfleger und andere Beschäftigte wurden in manchen Staaten sogar festgenommen oder anderweitig unter Druck gesetzt, nachdem sie sich beschwert hatten.

Laut dem Bericht gab es in fast allen der 63 betrachteten Ländern und Regionen Berichte über mangelnde Schutzkleidung. Wie viele Arbeiter im Gesundheitswesen mittlerweile weltweit gestorben sind, ist nicht bekannt. Amnesty International verzeichnete 3.000 Todesfälle in 79 Ländern, die echte Zahl dürfte aber weitaus höher sein. Zudem ist in vielen Staaten die Bezahlung sehr schlecht. Berichten zufolge erhalten Ärzte im Südsudan etwa seit Februar kein Gehalt mehr.

Demonstranten festgenommen

Wer sich beschwert, muss vielerorts mit Repressalien rechnen. In Malaysia wurde laut dem Bericht beispielsweise eine friedliche Demonstration von Reinigungskräften aufgelöst und mehrere Teilnehmer festgenommen. In Ägypten hat man Angestellte des Gesundheitswesens wegen „Verbreitung falscher Nachrichten“ und „Terrorismus“ angeklagt. Auch in Russland wurde zwei Ärzten laut eigenen Angaben mit Konsequenzen gedroht, nachdem sie über den Mangel an Schutzausrüstung geklagt hatten. Eine Mitarbeiterin eines Pflegeheims in den USA verlor ihren Job, nachdem sie per Facebook mehr Schutzkleidung gefordert hatte.

Amnesty-Expertin Sanhita Ambast bezeichnete diese Repressalien als „besonders verstörend“. So seien Beschäftigte im Gesundheitswesen die ersten, denen fehlgeleitete Maßnahmen der Regierung auffielen. „Wenn die Behörden versuchen, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen, dann verwandelt sich ihr Anspruch, alles für die öffentliche Gesundheit zu tun, schnell in eine Farce“, erklärte Ambast. Amnesty International fordert, dass Regierungen Rechenschaft für die zahlreichen Toten unter den Beschäftigten im Gesundheitswesen und anderer systemrelevanter Berufsgruppen ablegen, die sich nicht angemessen vor den Gefahren der Pandemie schützen konnten.