Es ist eine unglaubliche Geschichte aus China: Ein einjähriges Mädchen zeigt Auffälligkeiten und entwickelt sich nur sehr langsam. Erst ein Röntgenbild vom Gehirn des Kindes bringt Aufklärung. Denn darin finden Ärzte einen Fötus. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um den Zwilling der Einjährigen.

Weltweit sollen nur etwa 20 Fälle des medizinischen Phänomens bekannt sein.

Mädchen lebt mit Fötus ihres Zwillings im Gehirn

Dass der menschliche Körper ein Wunder ist und die Medizin noch längst nicht alles erforscht hat, was es zu erforschen gibt, beweist einmal mehr ein sehr spezieller Fall aus China. Ein einjähriges Mädchen entwickelt sich nur sehr langsam, zeigt motorische Auffälligkeiten und hat einen vergrößerten Kopfumfang. Da die Eltern des Kindes Aufschluss darüber haben wollen, ob etwas nicht in Ordnung ist, suchen sie schließlich ein Krankenhaus auf. Und tatsächlich: Ein Gehirn-Scan des Kindes zeigt etwas, wovon es auf dieser Welt nur sehr wenige Fälle gibt: Eine sogenannte Doppelfehlbildung.

Damit ist eine Art parasitärer Zwilling gemeint, in der Fachsprache auch als „Fetus in Fetu“ bekannt, wie Forschende gegenüber Neurology erklären. Das bedeutet, dass ein Fötus vom anderen absorbiert wird. Besonders ungewöhnlich an diesem Fall ist allerdings, dass dieser Fötus ins Gehirn des Mädchens gelangt ist und es damit bisher überleben konnte. Der ca. zehn Zentimeter große Fötus hatte laut den Medizinern bereits Anzeichen von Armen und Händen sowie einer Wirbelsäule gebildet. Der Scan zeigte zwei Beinknochen und „fingerähnliche Knospen“. Dennoch sei der Fötus noch extrem unterentwickelt gewesen, wie es weiter heißt.

Parasitärer Zwilling operativ entfernt

Mittels Operation entfernte ein Team aus Spezialisten den Fötus schließlich aus dem Kopf des Mädchens. Ein DNA-Test hat dann bestätigt, dass es sich dabei tatsächlich um den Zwilling der Einjährigen handelte. Wie es dem Kind nach der Operation geht, ist nicht bekannt. Weltweit soll es nur etwa 20 Fälle dieses speziellen Phänomens geben.

Forschende fanden heraus, dass es 1982 bereits einen derartigen Fall gab. Ein damals erst sechs Wochen altes Kind hatte einen ähnlich vergrößern Kopf, wie das Mädchen aus China. Im Hirn des Babys fand man dann sogar einen 14 Zentimeter großen Fötus, der neben Gliedmaßen und Rumpf sogar einen kleinen Kopf gebildet hatte. Der Zwilling hat sich damals von dem Eingriff erholt.

Letztes Jahr sorgte auch ein Mädchen in Indien für Aufsehen. Denn der Bauch des 21 Tage alten Babys war ungewöhnlich stark gewölbt. Bei einer Untersuchung fand ein Team aus Ärzt:innen dann sogar ganze acht Föten im Bauch des Säuglings. Diese konnten mittels OP erfolgreich entfernt werden.

So entsteht ein „Fetus in Fetu“

Während Föten, die sich im Hirn eines Menschen befinden, doch relativ selten sind, ist das Phänomen „Fetus in Fetu“ an sich nicht ganz so ungewöhnlich. Laut Schätzungen kommt es bei einer von 500.000 Geburten zu einer Ausbildung des Syndroms. Dieses kann dann entstehen, wenn sich ein fehlgebildeter Fötus während der Schwangerschaft in seinen Zwilling bewegt. Betroffene tragen dann, sobald sie auf der Welt sind, einen fremden, kleinen Körper in sich. Am häufigsten befindet sich dieser jedoch in der Bauchgegend.