Sie macht Comedy, aber bei Sexismus bleibt ihr das Lachen im Hals stecken: Hannah Gadsby (40) mischt die Comedyszene gerade mit einer gehörigen Portion Ernsthaftigkeit auf und zeigt, dass Lachen nicht immer die beste Medizin ist. Nur einer von vielen Gründen, warum wir sie euch am heutigen „Woman Crush Wednesday“ (#WCW) genauer vorstellen wollen.

Hannah Gadsby verpackte ernste Themen in Comedy

„Warum erzählst du mir das?“, fragte Hannahs Mama schon fast teilnahmslos, nachdem sich ihre Tochter gerade ihr gegenüber geoutet hatte. „Schwuchtel“, rief ihr der Mann an der Bushaltestelle entgegen – bevor er erkannte, dass ihm eine Frau gegenüberstand. Hannah verpackte ebensolche prägenden Situationen ihres Lebens lange Zeit in Comedy. Sie nahm sich mit ihren Witzen und Geschichten stets selbst auf die Schaufel – und hierfür gab es genug Material.

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FYI – The fantastic bit of art on the wall behind me is by the brilliant Joan Ross – @wecallthisatree

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Als lesbische Frau wuchs sie in den 80ern und 90ern im konservativen Tasmanien auf. Ebendort war Homosexualität damals sogar noch strafbar. Damals, heute nicht mehr. Vielleicht kann Hannah deshalb heute über so manche Geschichte von früher mit einem Augenzwinkern schmunzeln. Abgesehen davon, dass es in ihrer Stand-up-Comedy stets um Themen ging, bei denen einem eigentlich das Lachen im Hals stecken bleibt, schien Hannah gemerkt zu haben: Die Witze gegen sich selbst sind keine Demut, sondern Demütigung. „Ich erniedrige mich selbst, um sprechen zu dürfen“, stellt sie heute klar. Aber so sind viele von uns Menschen nun mal: Sie hören selbst die problematischsten Themen lieber mit etwas Ironie. In humorvolle Watte verpackt, fühlt sich die Realität gleich ein Stückchen ferner an – und wir uns weniger verantwortlich für ebenjene. Damit ist jetzt Schluss.

Hannah Gadsby: Erfolgreich auf Netflix

Mit ihrer auf Netflix verfügbaren Show „Nanette“ definiert die Schauspielerin, die manche vielleicht schon aus der Serie „Please like me“ kennen, Humor neu. Einige sind sogar der Meinung, sie erfände den Begriff „Comedy“ überhaupt neu, indem sie feststellt: „Lachen ist keine Medizin. Es ist nur der Honig, der die bittere Medizin süßt.“ Und diese bittere Medizin ist im Moment gerade Wut. Das merkt man beim Schauen von „Nanette“. Zwar beginnt die Sendung wie viele Comedy- Programme mit lockeren Witzen, spätestens ab der Hälfte allerdings merkt man, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt – denn diesmal scherzt sie nicht nur über den Mann, der sie an der Bushaltestelle als Schwuchtel beschimpft hat.

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Here she is #nanetflix #nanette #netflix

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Gadsby spricht offen über Gewalt in ihrer Vergangenheit

Diesmal erzählt sie die Geschichte zu Ende. Dass der Mann zurückkam, Gewalt an ihr ausübte und niemand um sie herum Zivilcourage zeigte. Dass sie keinen Mut hatte, den Mann anzuzeigen – schon gar nicht im konservativen Tasmanien. Sie klagt sexistische Künstler, Politiker und Männer aus ihrer Heimatstadt an, indem sie ihre Comedyshow mit einer Portion Ernsthaftigkeit paart, und kritisiert die jahrelang eingeübte Praxis in der Comedyszene. Gleichzeitig gibt sie schließlich mitten auf der Bühne ihr Karriereende bekannt. „Gerade jetzt, wo sie doch von so vielen Seiten gelobt wird und Bekanntheit erreicht hat?!“, möchte man rufen. Aber es geht um so viel mehr.

Außerdem sei sie gerade vor allem eines: müde. Müde von der Wut und von den Geschichten, die sie nur – in humorvolle Watte verpackt – erzählen konnte, um gehört zu werden. Und wer sich jetzt gerade beim Lesen fragt: „Warum erzählst du mir das?“ – Ganz einfach, weil wir Geschichten wie die von Hannah hören müssen, um uns nicht mehr länger der Verantwortung, dass wir unsere Gesellschaft alle maßgeblich mitprägen, entziehen können. Wir finden: Hannah geht dabei mit gutem Beispiel voran.

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Sums it up

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