Aktuelle Zahlen der Beratungsstelle ZARA zeigen, dass die Coronavirus-Krise den Rassismus im Netz verstärkt. ZARA dokumentierte im Zeitraum von 16. März bis 30. April insgesamt 93 rassistische Diskriminierungen mit Corona-Bezug.

87 Prozent der Fälle wurden online beobachtet. Die Beratungsstelle fordert mehr rechtliche Handhabe gegen Hass im Netz.

Rassismus im Netz durch Coronavirus verstärkt

Während sich vor Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen mit 16. März rassistische Vorfälle mit Bezug zum Coronavirus noch vorwiegend an Menschen richteten, denen man asiatischen Aussehen zuschrieb, verlagerten sich die Beschimpfungen und Drohungen während des Lockdowns in Richtung geflüchteter Menschen und Muslime. Die Beratungsstelle ZARA verzeichnete zwischen 16. März und 30. April insgesamt 93 rassistische Diskriminierungen mit Coronavirus-Bezug. Im gesamten Jahr 2019 hat man der Stelle 1.950 Fälle gemeldet.

„Es werden immer wieder die gleichen Feindbilder instrumentalisiert, um ganz bewusst Hass zu schüren“, sagte eine der beiden ZARA-Geschäftsführerinnen, Caroline Kerschbaumer, in einer Pressekonferenz am 6. Mai. Im Internet werfe man den Betroffenen etwa häufig vor, sich nicht an die Ausgangsbeschränkungen zu halten. Eine Zunahme von Fake News und Verschwörungstheorien sei im Zuge der Pandemie ebenso zu beobachten. Die große Unsicherheit sei nämlich „ein idealer Nährboden für Fake News und Verschwörungstheorien“, so die ZARA-Geschäftsführerin.

FPÖ-Politiker spricht von „Asylantenvirus“

Kerschbaumer kritisierte zudem auch eine Aussendung des Wiener FPÖ-Chefs Dominik Nepp. Darin erklärte der Politiker, dass die steigenden Coronavirus-Zahlen auf „Asylanten“ zurückzuführen seien und man deswegen von einem „Asylantenvirus“ sprechen könne.

Corona-Krise geht, Rassismus bleibt

„Das Coronavirus ist tatsächlich bedrohlich, aber ich bin zuversichtlich, dass wir es bald überwunden haben. Beim Rassismus bin ich weniger optimistisch“, sagte die Leiterin der ZARA-Beratungsstellen, Dilmer Dikme. Im Rahmen der Pressekonferenz präsentierte man übrigens den ZARA Rassismus Report 2019. Er weist 1.950 gemeldete Fälle aus. Damit ist der Rekord von 1.920 Meldungen aus 2018 noch einmal übertroffen. „Diese Zahl ist nicht repräsentativ und kann lediglich als Spitze des Eisbergs herangezogen werden“, sagte Dikme aber. Denn nur ein Bruchteil von Rassismus-Fällen werde gemeldet. Eine gesteigerte Zahl an Meldungen müsse hingegen nicht einer allgemeinen Zunahme von Rassismus entsprechen, sondern könne auch ein gesteigertes Maß an Zivilcourage bedeuten.