Während es in vielen europäischen Ländern derzeit drastische Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus gibt, setzen die Niederlande bislang auf sogenannte Herdenimmunität und die Vernunft der Bürger.

Denn alle Geschäfte haben dort derzeit immer noch offen. Doch nun muss das Land nachjustieren.

Coronavirus Niederlande: Das macht die Regierung anders

Anstatt nicht notwendige Geschäfte zu schließen, hat in den Niederlanden weiterhin alles wie gewohnt offen. Menschen spazieren durch die Straßen, gehen einkaufen, tragen keine Atemmasken und es gibt offenbar keine Hamsterkäufe. Denn die Niederlande machen im Kampf gegen das Coronavirus so einiges anders. Von der Regierung gibt es derzeit nämlich keine offiziellen Ausgangsbeschränkungen.

Niederlande: Bürger sind disziplinierter als die Regierung

Allerdings verhalten sich viele der Bürger disziplinierter, als es die Regierung eigentlich verlangt. Denn während es in vielen anderen Ländern strenge Ausgangsbeschränkungen gibt, darf man in den Niederlanden weiterhin in allen Läden einkaufen. Wenn auch mit gewissen Zugangsbeschränkungen. Dennoch entschieden sich einige Geschäfte trotzdem dazu, zu schließen und die Warnungen der Behörden ernst zu nehmen. Und auch viele Bürger bleiben zu Hause.

Keine strengen Maßnahmen in den Niederlanden

Es scheint fast so, als würde es die Coronavirus-Epidemie in den Niederlanden gar nicht geben. Denn dort geht die Politik derzeit offenbar sehr gelassen mit der Situation um. Man setzt auf die sogenannte Herdenimmunität und hofft auf die Vernunft der Bürger. Es gibt keine Ausgangsbeschränkungen und keine Kontaktverbote. Lediglich Schulen und Restaurants mussten bislang schließen.

Was ist Herdenimmunität?

Das Konzept der Herdenimmunität ist im Zusammenhang mit dem Coronavirus sehr umstritten. Auch Großbritannien setzte vorerst auf diese Strategie, gestand jedoch schnell einen fatalen Fehler bei der Bekämpfung des Virus aus. Und auch der niederländische Premierminister Mark Rutte machte vergangene Woche Schlagzeilen: „Die Realität ist, dass ein großer Teil der niederländischen Bevölkerung mit dem Virus infiziert sein wird“, so der Politiker. Man könne allerdings eine kontrollierte Herdenimmunität aufbauen, meinte Rutte.

Das bedeutet, dass sich der Teil der Bevölkerung, der nicht zur Risikogruppe zählt, möglichst anstecken soll. So könne man die Alten und Schwachen, die währenddessen streng isoliert werden, besser schützen. Und zudem könne man das normale Leben weiterhin so gut es ginge aufrechterhalten.

Viel Kritik gegen niederländische Regierung

Für diesen Kurs musste sich die niederländische Regierung bislang jede Menge Kritik anhören. Auch internationale. Man experimentiere mit der Bevölkerung und spiele russisches Roulette, so etwa der Vorwurf. Denn Wissenschaftlern zufolge müssen sich etwa 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung anstecken, um tatsächlich Herdenimmunität zu erreichen. Und das wären etwa zehn Millionen Niederländer. Bei diesen hohen Zahlen würde das Gesundheitssystem zusammenbrechen.

Vor allem im Nachbarland Deutschland sorgt die Situation in den Niederlanden für Aufregung. Man warnt Bürger sogar davor in die niederländischen Grenzstädte zu fahren.

Vernunft der Bürger reicht nicht aus

Dass die Vernunft der Bürger zur Bekämpfung des Coronavirus in den Niederlanden nicht ausreicht, zeigte sich vergangenes Wochenende. Denn unzählige Menschen tummelten sich dort auf den Straßen. Nun reagiert die Regierung rund um Premierminister Mark Rutte doch mit strengeren Maßnahmen. Seit Montag gibt es Beschränkungen bei größeren Versammlungen und auch die Gruppenbildung von mehr als drei Personen aus verschiedenen Haushalten an öffentlichen Plätzen wird eingeschränkt. Außerdem müssen Kosmetikstudios und Friseure vorerst zwei Wochen schließen. Andre Geschäfte bleiben allerdings weiterhin offen, sofern Kunden genügend Abstand voneinander halten. Strengere Maßnahmen gibt es derzeit nicht.

Die Zahl der Infizierten stieg alleine Montag auf Dienstag (24. März) übrigens um 17 Prozent. Insgesamt 6.440 registrierte Fälle gibt es bereits. 357 Menschen starben an den Folgen des Coronavirus.