Ich muss schon zugeben, als ich erfahren habe, dass RTL eine eigene Dating-Show für homosexuelle Männer produziert hat, war ich zunächst nicht sonderlich begeistert.

Denn ich hatte Bedenken, dass sich das Image von schwulen Männern, das ohnehin schon negativ behaftet ist, in den Augen der Zuschauer dadurch verschlechtert. Denn das Bild, ein schwuler Mann sei ja eigentlich eine halbe Frau ist, hat sich in den letzten Jahren stark in die Köpfe der Gesellschaft manifestiert. Viele denken, homosexuelle Männer haben nur Sex im Kopf und sind von Grund auf alle gleich: hohe Stimme, große Gesten und eng anliegende Kleidung. Nachdem ich bereits vier Episoden von Prince Charming gesehen habe, kann ich jetzt allerdings sagen: Dem ist nicht so.

Klar, werden ab und zu auch in der Show so manche Klischees der Schwulenszene bedient. Allerdings ist es die persönliche Vielfalt der Kandidaten, die mich so begeistert. Ich bekomme, als Zuschauer das Gefühl in eine Community integriert zu werden, von der ich vorher eigentlich ein anderes Bild hatte. Die Kandidaten zeigen ihre Gefühle live im Fernsehen. Ihre Authentizität macht sie sympathisch. Sie haben keine Angst davor auch mal vor den anderen Mitstreitern zu weinen oder zu zeigen, dass sie wütend sind.

Prince Charming: Dramen, Lästereien und bewegende Momente

Drama gehört bei einem Format wie Prince Charming ganz klar dazu. Kleine Zickereien unter den Kandidaten sorgen für Spannung. Bei all den emotionalen und bewegenden Momenten in der Show kann das schon mal ganz gut sein. Hier spielt natürlich auch das richtige Gespür der Produktion eine wichtige Rolle. Die Charaktere und Persönlichkeiten, die für das Format ausgewählt wurden, ergeben einfach einen guten Mix.

Es ist alles dabei – vom über-sensiblen Romantiker, über den breit gebauten Muskelprotz bis zum charmanten Sonnyboy. Hier und da gibt es natürlich auch die gängigen „Lästerschwestern“. Aber wer von uns hat sich bei seinen Freunden noch nicht schon mal über jemand anderes so richtig ausgelassen? Es ist eben einfach menschlich. Und diese Menschlichkeit mit all seinen Facetten im deutschen Fernsehen zu sehen, begeistert mich so sehr an Prince Charming. Es ist auf jeden Fall eine Talfahrt der Gefühle und es macht einfach irrsinnigen Spaß jede Woche aufs Neue bei der großen „Gentlemen-Night“ mit den Kandidaten ums Weiterkommen zu zittern.

Nicolas Puschmann: Harte Schale, weicher Kern

Nun kommen wir zu der Person, um die es in dem Dating-Format eigentlich geht – Nicolas Puschmann. Der heiß begehrte Traumprinz. Auf den ersten Blick fallen einem eher nur die oberflächlichen Merkmale auf – Drei-Tage-Bart, braun gebrannter Sixpack und ein strahlendes Lächeln. Doch der Bachelor hat noch viel mehr zu bieten als nur sein Aussehen. Mit jeder Folge gibt Nicolas den Zusehern und Single-Männern immer tiefere Einblicke in sein persönliches Leben sowie deren Wertvorstellungen. Schnell wird klar, hinter dem zunächst so hart wirkenden Sonnyboy versteckt sich in Wirklichkeit ein sensibler Mann mit großem Herzen. Für mich, ein weiterer Pluspunkt der Sendung.

Warum ihr Prince Charming künftig auf keinen Fall verpassen dürft, sollte nun klar sein. Denn die witzigen, emotionalen und spannenden Momente machen das Format so einzigartig. In diesem Sinne – falls ihr die „erste schwule Dating-Show“ noch nicht gesehen habt, ist es an der Zeit, sich vor den Fernseher zu setzen und das so schnell wie nur möglich nachzuholen.

„Prince Charming“ wird seit dem 30. Oktober 2019 jeden Mittwoch auf TVNOW ausgestrahlt. Insgesamt gibt es neun Folgen.