In unserer schnelllebigen Welt ist Liebe ganz allgemein zu etwas sehr Vergänglichem geworden. Wer sich fürs Leben binden will, der sieht sich im Laufe der Jahre nicht nur mit alltäglichen Problemen, sondern oft auch mit tiefgreifenden Konflikten konfrontiert, die wiederum nicht selten zu einer Trennung führen.

Eine Langzeitstudie der Universität Stanford gibt Aufschluss über entscheidende Faktoren des langjährigen Beziehungsglücks. Der Soziologe Michael Rosenfeld von der Universität Stanford untersuchte für die Studie seit 2009 mehr als 3000 Paare.

Zeit als wesentliche Komponente

Aus der Untersuchung geht hervor, dass Zeit ein entscheidender Faktor für die Dauerhaftigkeit einer Beziehung ist. So sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Trennung für unverheiratete Paare nach einem Jahr Beziehung bereits beträchtlich.

Verheiratete Paare trennen sich seltener

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Obwohl die Scheidungsrate in unseren Breiten seit Jahren konstant steigt, ist die Eheschließung nach wie vor mehr oder weniger ein Garant für die Beziehungsbeständigkeit. Das bedeutet konkret: Verheiratete homo- oder heterosexuelle Paare trennen sich seltener.

Wie aus einem Artikel der Washington Post über die Studie hervorgeht, sinkt die Trennungsquote bei gleichgeschlechtlichen verheirateten Pärchen in den ersten fünf Jahren rapide und liegt mit Vollendung des fünften Ehejahres bei acht Prozent – nach 20 Jahren sogar nur noch bei unter einem Prozent. Bei heterosexuellen Ehepaaren fällt die Quote im gleichen Zeitraum von drei Prozent auf ebenso weniger als ein Prozent.

Ohne Trauschein ist Trennung wahrscheinlicher

Bleiben Paare unverheiratet, so ist eine Trennung der Untersuchung zufolge allgemein wahrscheinlicher. Selbst bei Langzeitbeziehungen, die 20 Jahre oder länger bestehen, ist das Risiko relativ hoch. Der Faktor Zeit bleibt dennoch ein wesentlicher. Genauer gesagt gilt es für Paare den Forschern zufolge das kritische erste Jahr zu überstehen. Augenscheinlich wurde dies bei der Befragung frisch zusammengekommener Paare. Von jenen Pärchen, die zum Zeitpunkt der Befragung höchstens zwei Monate zusammen waren, trennten sich 60 Prozent innerhalb eines Jahres. Wer länger zusammen blieb, war eher vor einem Liebesaus gefeit. Auch bei Paaren ohne Trauschein sinkt die Trennungswahrscheinlichkeit in den ersten fünf Jahren Beziehung jährlich um zehn Prozent. Nach fünf Jahren liegen unverheiratete homo- und heterosexuelle Paare damit bei 20 Prozent.

Die Fünfjahresgrenze markiert einen Scheidepunkt im Vergleich von verheirateten und unverheirateten Paaren. Nach 15 Jahren liegen die unverheirateten heterosexuellen Paare etwa bei zwölf Prozent und die unverheirateten homosexuellen Paare nur noch bei gut fünf Prozent. Spannend ist auch die Erkenntnis, dass bei unverheirateten heterosexuellen Paaren die Trennungswahrscheinlichkeit nach 25 Jahren noch einmal leicht ansteigt.

Scheidungen in Österreich

Die Zahl der Ehescheidungen lag in den 1980er und 1990er Jahren bei rund 16.000 bis 18.000 pro Jahr. Im Jahr 2001 wurde die bislang höchste absolute Zahl der Ehescheidungen (20.582) erreicht. Im Jahr 2013 sank die Zahl der Scheidungen auf 15.958.

Die Gesamtscheidungsrate (Wahrscheinlichkeit, mit der im jeweiligen Jahr geschlossene Ehen bei unverändertem Scheidungsverhalten durch eine Scheidung enden) erhöhte sich von 26,5 Prozent im Jahr 1981 auf den bisherigen Höchstwert von 49,47 Prozent im Jahr 2007. Im Jahr 2014 betrug die Gesamtscheidungsrate 42,1 Prozent.

Im Schnitt sind Paare in Österreich laut derzeitigem Erhebungsstand 10,7 Jahre verheiratet.