Der pensionierte Navy-Meteorologe Paul Grisham hatte die Brieftasche, die er 1968 während seiner Stationierung in der Antarktis verloren hatte, schon längst vergessen. Umso größer war seine Überraschung als sie ihm nun jemand nach 53 Jahren zurückgab.

Lost in der Antarktis. Paul Grisham verliert 1968 seine Brieftasche und bekommt sie 53 Jahre später zurück.

Die Brieftasche bringt alte Erinnerungen zurück

Paul Grisham, heute 91, verlor seine Brieftasche, als er in den 1960er Jahren als Meteorologe für die US-Marine in der Antarktis oder auf „dem Eis“, wie sie in der Navi sagen stationiert war. Aus dieser Zeit hat der Rentner viele Erinnerungen und Geschichten auf Lager. Aber der Verlust seiner Geldbörse gehörte nicht dazu. Umso größer war seine Überraschung als er diese nach 53 Jahren wieder in den Händen hielt. „Es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel“, erzählt Grisham der CNN. „Es bringt Erinnerungen zurück, oh ja. Ich hatte damals dunkelbraune Haare“, freut sich der heutige Rentner beim Erblicken eines alten Lichtbildausweises. Grisham erzählt, jemand habe die Brieftasche gefunden, als er einige alte Gebäude an der McMurdo Station abgerissen habe, einschließlich des Gebäudes, in dem er von 1967 bis 1968 lebte.

Die abgenutzte Brieftasche ist für den Rentner aus San Diego wie eine Zeitkapsel der 13 langen Monate, die er in der Antarktis gedient hat. Darin fand er nun eine Bierrationskarte, die Lizenz zum Kraftfahrzeugführer und eine Karte mit Anweisungen, was im Falle eines nuklearen, chemischen oder biologischen Angriffs zu tun sei. „Gott sei Dank wurde es nie benutzt“, sagt Grisham CNN. Zum Schmunzeln bringt den alten Herrn auch ein handgeschriebenes Rezept für die Herstellung von hausgemachtem Kahlua-Likör. Das kann er ja jetzt mit seinen 91-Jahren noch ausprobieren.

Die Weekend Edition gibt auf Twitter einen Einblick in Grishams Brieftasche.

Grisham war während des Sommerbetriebs in der Antarktis besonders beschäftigt. Er war zuständig für die Überwachung des Wetters und lieferte Berichte für die Flugzeuge und Schiffe, die Personal, Ausrüstung und Zubehör lieferten. „Die gesamte Station arbeitete fünf Monate lang rund, um die Uhr, weil es so viel zu tun gab“, so Grisham. Die Männer mussten sich schließlich auf den langen, schwarzen Winter vorbereiten. Er erzählt von einer zweispurigen Kegelbahn, die auf der Station fast immer benutzt wurde, sowie ein kleines Fitnessstudio, weil es zu kalt war, um sicher draußen zu trainieren.

„Es ist fast unvorstellbar, wie kalt es ist“

Die McMurdo Station befand sich im sogenannten „Bananengürtel“, erzählt Grisham. „Ich habe gesehen, dass es minus 65 kalt war“. Und der ehemalige Meteorologe fügt hinzu: „Es ist fast unvorstellbar, wie kalt es ist. Es ist fast unmöglich, das Menschen zu beschreiben, die dort nicht waren“. Grisham sagt „tatsächlich haben wir viel Zeit damit verbracht herauszufinden, wie wir das den Leuten zu Hause erklären können. Und wir haben einfach nie einen guten Weg gefunden.“ Immerhin ist es dort 50 bis 75 Grad kälter als am Nordpol. „Wenn Sie ein greifbareres Beispiel brauchen, würde eine Getränkedose in 14 Minuten gefrieren und aufplatzen, wenn Sie sie draußen lassen würden, so der 91-Jährige“

Aufgrund der extremen Kälte waren die Männer gezwungen sich Größtenteils Inneren aufzuhalten. Ihre freie Zeit vertrieben sie sich mit Kartenspielen. Grishams Expertise war das Pokerspiel, wie eine Reihe von Zahlungsanweisungsbelegen in der Brieftasche bestätigen. Seine Gewinne schickte er an seine Frau und seine kleinen Kinder. Auch im Schach war er ganz gut, „es gab aber einen russischen Wissenschaftler, den ich einfach nicht schlagen konnte“, so Grisham.

Nach seinem Dienst in der Antarktis bekam er einen Auftrag in San Diego, Kalifornien. Später wurde er einem Flugzeugträger in Vietnam zugewiesen. Nach 25 Dienstjahren ging er 1977 zurück nach San Diego in den Ruhestand. Noch heute lebt er dort mit seiner Frau die er 2001 nach dem Tod seiner ersten Frau in Paris kennengelernt hatte. Die beiden sind nun seit fast 18 Jahren verheiratet.