Jede Minute gibt es etwa 44 gemeldete Fehlgeburten auf der Welt. Ein Expertenteam hat am 27. April einen Bericht veröffentlicht, wonach es weltweit etwa 23 Millionen Fehlgeburten pro Jahr gibt. Eine von zehn Frauen hatte bereits mindestens eine Fehlgeburt.

Die Experten haben den Bericht im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht.

Jede siebente Schwangerschaft endet mit einer Fehlgeburt

Jede siebente Schwangerschaft endet negativ, eine von zehn Frauen hat bereits mindestens eine Fehlgeburt erlitten. So steht es in einem nun veröffentlichten Expertenbericht. Demnach gäbe es jährlich 23 Millionen gemeldete Fehlgeburten weltweit. Das seien etwa 44 pro Minute. Laut dem Bericht sei die tatsächliche Zahl aber vermutlich sogar noch höher. Denn nicht jede Fehlgeburt würde gemeldet werden.

Es braucht Unterstützung

„Auch wenn eine Fehlgeburt in den meisten Fällen nur einmal erlebt wird, bräuchte ein erheblicher Teil der Bevölkerung Behandlung und Unterstützung„, erklärte Siobhan Quenby von der Universität Warwick. Sie ist eine der Autorinnen des Berichts im Magazin „Lancet“. Stattdessen herrsche weiter Schweigen nicht nur bei betroffenen Frauen, sondern auch beim medizinischen Personal, politischen Entscheidungsträgern und bei der Forschungsfinanzierung.

Die Verfasser fordern daher ein Mindestmaß an Hilfe für die Betroffenen, vor allem psychologische Hilfe und Beratung vor weiteren Schwangerschaften. Man müsse Frauen, die mehrere Fehlgeburten erlitten haben, umfassender helfen.

Tabuthema Fehlgeburt

Über das Thema Fehlgeburt spricht man in unserer Gesellschaft nur selten. Im letzten Jahr versuchten etwa Model Chrissy Teigen und Meghan Markle das Stigma rund um Fehlgeburten aufzuheben, indem sie über ihre eigenen Erfahrungen öffentlich sprachen. Dennoch wissen die wenigsten, wie alltäglich eine Fehlgeburt ist. Frauenärztin Dr. Eva Lehner-Rothe erklärte in einem Interview mit der miss: „Oft bleiben Fehlgeburten in den ersten Schwangerschaftswochen unbemerkt und werden als Unregelmäßigkeit im Menstruationszyklus fehlinterpretiert. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit. Aber auch wenn es unwahrscheinlicher ist, kann immer etwas passieren.“

Auch den Patientinnen wird oftmals nicht die nötige Betreuung und Aufmerksamkeit gegeben. Teresia hat ihr Kind in der 17. Woche verloren und die Geburt musste medizinisch indiziert werden. Gegenüber der miss erzählte sie: „Ich saß eineinhalb Stunden im Zimmer, hatte schon Blutungen und keiner hat sich um mich gekümmert. Die Situation war einfach nur schrecklich. Erst als eine Hebamme zufällig an meinem Zimmer vorbeigekommen ist und gesehen hat, was los ist, hat sie wirklich alles stehen und liegen lassen und hat sich um mich gekümmert.“

Das Phänomen haben man „viel zu lange heruntergespielt und oft nicht ernst genommen“, kritisierten auch die 31 Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die die Daten in drei Studien zusammentrugen, die für den Bericht zusammengefasst wurden. „Es reicht nicht mehr, den Frauen einfach zu sagen: versucht es weiter“, erklärten sie im Vorwort. Vor allem in psychologischer Hinsicht müsse es mehr Unterstützung für die Betroffenen geben.