Hochzeiten – genauso wie Junggesell:innenabschiede – sind ja so eine Sache. In der Theorie wirkt alles immer super romantisch und schön, doch die Praxis sieht ganz anders aus. Monatelange Planung, Anspannung und viel, viel Geld stehen am Programm. Und als wäre es nicht schon mühsam und teuer genug, einen Tag und eine Nacht zu feiern, ist es neuerdings offenbar zum Trend geworden, dass man gleich eine mehrtägige Sause daraus macht.

Unpopular Opinion an dieser Stelle: Wieso sollte man dafür sowohl Geld als auch Urlaubstage investieren?!

Warum feiern plötzlich alle mehrtägige Hochzeiten?

Bald kommt sie wieder, die Zeit, in der alle heiraten. Wer sich in einem Freundeskreis befindet, in dem sämtliche Mitglieder im heiratswilligen Alter sind, sollte sich in den kommenden Jahren von Mai bis Oktober besser mal nichts vornehmen. Denn es könnte jederzeit sein, dass Einladungen zum großen Fest der Liebe eintrudeln. Stattdessen sollte man lieber mal etwas Geld (oder besser gesagt einen Patzen Geld) zur Seite legen. Denn wenn wir eines aus der Vergangenheit gelernt haben: Hochzeiten mit allem drum und dran sind verdammt teuer. Aber dazu kommen wir noch.

Denn das weitaus größere Problem ist mittlerweile, dass sich ein neuer Wedding-Trend durchgesetzt hat, der ziemlich aufs Geldbörserl geht. Nämlich Hochzeiten, die über mehrere Tage gehen. Frage an dieser Stelle: Wie um alles in der Welt kommen wir dazu, dass wir unseren geliebten Schlafplatz (der zuhause und zwar nur zuhause ist) aufgeben und dafür ein bis zwei (oder sogar noch mehr!) Nächte in einem überteuerten Hotel, einer Pension oder bei einem uns völlig fremden Hochzeitsgast auf der Couch verbringen?!

Aber nicht nur das Schlafproblem sowie der finanzielle Aspekt gehen uns hier gehörig gegen den Strich, auch der Fakt, einfach anzunehmen, dass man sich ein Wochenende an einem anderen Ort freischaufeln kann und will, sollte definitiv nicht selbstverständlich sein. Startet der Spaß bereits am Freitag oder geht in den Montag hinein, sollen wir auch noch ein bis zwei ohnehin schon sehr rar vorhandene Urlaubstage dafür einsetzen. Sicher nicht!

Darf das Ehepaar angefressen sein, wenn man absagt?

Schon klar, man möchte die Hochzeit von guten Freundinnen nicht verpassen und selbst wenn man nur über den Partner oder die Partnerin mit dem Ehepaar-to-be befreundet ist, gibt es gewisse gesellschaftliche Normen, die voraussetzen, dass man ein Teil davon ist. Im Grunde genommen kann einem aber auch niemand böse sein, wenn man beschließt, hier auszusetzen. Schließlich müssen Paare, die mehrtätige Hochzeiten im Heimatland oder Destination-Weddings im Ausland planen, einfach damit rechnen, dass viele Personen nicht dabei sein können, weil sie nicht mal eben mehrere Tage verreisen wollen. Und das muss man eben auch akzeptieren, ohne dass das für einen Knacks in der Freundschaft sorgt.

Aber natürlich sagen wir nur in den seltensten Fällen ab, schließlich wollen wir weder als kleinlich oder geizig gelten und schon gar nicht das Gerücht entstehen lassen, dass wir es uns nicht leisten können. Also beißen wir in den sauren Apfel und versuchen drei Tage lang Spaß zu haben, während wir innerlich alles andere als happy sind.

Hochzeitsideal von Hollywood inspiriert

Was ist eigentlich aus den guten alten Hochzeiten geworden, bei denen man sich zuhause stylt, zur Hochzeit fährt, ein paar Tränchen während der Zeremonie verdrückt, danach gut essen geht, das Ehepaar hochleben lässt und zum Schluss ins eigene (!) Bett fällt? Wo das größte Problem am nächsten Morgen das ist, wie man zu seinem Auto kommt, das man beim Lokal stehengelassen hat und stattdessen mit dem Taxi nach Hause gefahren ist.

Vielmehr müssen wir die Hochzeiten – denn natürlich sind es meistens gleich mehrere im Jahr – so früh wie möglich in unsere Budgetplanung aufnehmen. Denn je nach Art der Hochzeit kann man locker mit einer vierstelligen Summe (inklusive Geschenk und Polterabend, der schon lange nicht mehr nur aus einem Abend besteht, sondern meistens zwischen 24 bis 72 Stunden lang dauert) rechnen.

Wir fragen uns: Woher kommt dieser wirklich sehr kostspielige Trend? Unsere Vermutung: In sämtlichen Hollywood-Rom-Coms und beliebten Serien werden Hochzeiten gerne mal über mehrere Tage gefeiert. Es gibt ein Welcome-Dinner, die Hochzeit selbst und als Abschluss noch einen After-Wedding-Brunch. Dadurch wird uns ein Ideal vermittelt, das dafür sorgt, dass eine Hochzeit nur dann perfekt ist, wenn all diese Dinge vorkommen. Doch das echte Leben sieht meistens etwas anders aus. Niemand erwartet ein Programm der Sonderklasse mit Special Effects, Feuerwerk und zehnstöckiger Torte. Denn genau genommen geht es um zwei Menschen, die sich vor all ihren Liebsten die ewige Liebe zueinander versprechen. Und das ist es doch, was bei einer Hochzeit eigentlich gefeiert werden sollte – ganz egal wie und wo.

P.S.: Wir können nur hoffen, dass die Paare, die gerade ihre mehrtägige Hochzeit planen, niemals „How I Met Your Mother“ gesehen haben. Denn dort zieht sich die Hochzeit von Barney und Robin über eine ganze Staffel …