Unfassbare 790.790 Tonnen an Lebensmittel landen in Österreich jährlich im Mistkübel. Das zeigt eine aktuelle Prüfung des Rechnungshofs (RH).

Dieser prangert das Ausmaß an Lebensmittelverschwendung im Land öffentlich an und verlangt von der Politik eine Strategie zur Reduzierung der Verschwendung.

Lebensmittel verschwendet: Fast 800.000 Tonnen landen jährlich im Müll

Nach einer aktuellen Prüfung hagelt es vom Rechnungshof nun heftige Kritik. Denn pro Jahr schmeißen wir in Österreich knapp 800.000 Tonnen Lebensmittel in die Tonne. Diese Zahl sei erschreckend hoch, so der RH. Dabei handelt es sich nämlich um vermeidbaren Abfall. Die Kritik des RH richtet sich jetzt vor allem an das Umwelt- und Klimaschutzministerium. Von der Politik fordert man eine umfassende Strategie, die „alle Sektoren der Lebensmittelkette“ einbeziehen sollen, um diese Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Am meisten wird in privaten Haushalten weggeschmissen

Die aktuellen Zahlen wurde im Zuge RH-Berichts „Verringerung der Lebensmittelverschwendung – Umsetzung des Unterziels 12.3 der Agenda 2030“ erhoben. Demnach tragen die Haushalte mit 206.990 Tonnen am meisten zur jährlichen Verschwendung bei, gefolgt von der „Außer-Haus-Verpflegung“ mit 175.000 Tonnen und dem Handel mit 120.000 Tonnen. Diese Zahlen seien allerdings nur ein „näherungsweiser“ Überblick, heißt es in dem Bericht, denn die Daten der verschiedenen Sektoren wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten, also in unterschiedlichen Jahren erhoben.

Da genaue Zahlen über das tatsächlich Ausmaß der Lebensmittelverschwendung hierzulande fehlen, sei es allerdings nicht möglich zu beurteilen, ob Österreich das gesetzte Ziel für nachhaltige Entwicklung erreichen wird. Demnach müsste die Verschwendung der Lebensmittel pro Kopf bis 2030 um die Hälfte reduziert werden. Darauf hatten sich die UNO-Mitgliedsstaaten 2015 geeinigt.

Entsorgungsverbot geplant

Im Regierungsprogramm 2020-2024 ist bereits ein Verbot der Entsorgung genusstauglicher Nahrungsmittel im Einzelhandel verankert. Derzeit gibt es ein freiwilliges Kooperationsmodell. Im Vergleich zu 2013 wurden 2017 dadurch im Lebensmittelhandel mit 12.250 Tonnen doppelt so viele Lebensmittel an soziale Einrichtungen gespendet.

Es gibt allerdings Bedenken in Bezug auf ein gesetzliches Entsorgungsverbot hinsichtlich der finanziellen und personellen Ressourcen, sowie Lager- und Kühlungskapazitäten. Der Rechnungshof empfiehlt dem Ministerium deshalb, die logistischen und finanziellen Rahmenbedingungen von Spenden von Lebensmitteln im Fall einer gesetzlichen Verpflichtung unbedingt mitzubedenken.

Umfassende Strategie fehlt

Zusätzliche Kritik übt der RH an einer fehlenden Koordination. Denn das Thema Lebensmittelverschwendung sei auf drei Bundesministerien, sowie sieben verschiedene Organisationseinheiten aufgeteilt. Zudem wird kritisiert, dass dem Klimaschutzministeriums eine umfassende Strategie fehle, um die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen. So müsste man zusätzlich zum Handel, der Außer-Haus-Verpflegung und dem privaten Konsum etwa auch die Sektoren Landwirtschaft und Produktion viel mehr mit einbinden.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler reagierte in einer Aussendung auf die Kritik des Rechnungshofs. „Wir haben uns im Regierungsprogramm zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelverschwendung in Österreich zu verringern, und genau daran arbeiten wir.“, so Gewessler. Mit den freiwilligen Spenden des Handels sei dies bereits zum Teil gelungen. Man werde außerdem eine ressortübergreifende Strategie erarbeiten, so die Ministerin. Die Planung dafür würden bereits laufen.