Für Airliner ist es ein kleine Sensation: Die britische Fluglinie Virgin Atlantic ist die erste große und globale Airline, die ihren Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern sichtbare Tattoos erlaubt.

Die Angestellten bei Virgin Atlantic sollen künftig selbst darüber entscheiden können, ob sie ihre Tattoos zeigen möchten oder nicht.

Wie Flugbegleiter*innen aussehen müssen

Wer den Traum verfolgt, Flugbegleiterin oder Flugbegleiter zu werden, und sichtbare Tattoos hat, wird schon bei einer simplen Google-Recherche auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Selbst dezente, unauffällige Tattoos können im Bewerbungsprozess das Aus bedeuten. Sofern man überhaupt zu einem Gespräch eingeladen wird. In einem Berufszweig, in dem man mitunter noch weniger Diversität findet als bei „Germany’s Next Topmodel“ gelten Tattoos schon im Vorhinein als klares Ausschluss-Kriterium.

Das liegt auch an den strengen Einstellungskriterien der meisten Airlines. Dazu gehören nämlich nicht nur sehr gute Fremdsprachkenntnisse und neuerdings die Vollimmunisierung gegen Covid-19, sondern eben auch ein Verbot von sichtbaren Tattoos, Piercings und andere optische Voraussetzungen. Bei der Airline Austrian Airlines ist etwa ein „gepflegtes äußeres Erscheinungsbild“ gewünscht, bei der Lufthansa ein „charmantes Auftreten“ und ein „angemessenes Körpergewicht“, wie in Job-Ausschreibungen zu lesen ist.

Die Definition der Airlines lässt natürlich Spielraum, doch es ist allgemein bekannt, dass eine Schminkpflicht für Frauen, ein Verbot von langen Haare für Männer und eben auch keine sichtbaren Tätowierungen in dem Business durchaus sehr gängig sind.

Britische Airline Virgin Atlantic erlaubt Kabinenpersonal sichtbare Tattoos

Umso überraschender kommt nun diese Nachricht: Die Fluglinie Virgin Atlantic erlaubt ihren Flugbegleiter*innen, ihre Tätowierungen auch gegenüber Fluggästen offen zu zeigen. Damit sei Virgin Atlantic die erste große Airline, die diesen Schritt geht, berichtet die britische Tageszeitung The Guardian. Virgin Atlantic selbst bestätigte die Lockerung auf dem offiziellen Twitter-Account.

Anlass war der Internationale Tag der Flugbegleiter am 31. Mai. „Heute setzen wir uns für unser wunderbares Kabinenpersonal, eine schillernde Gruppe von Personen ein“, hieß es in dem Tweet. „Wir haben unsere Mitarbeiter immer ermutigt, sie selbst zu sein. Daher können sie ab heute stolz ihre Tattoos zeigen.“

Die Personalchefin bei Virgin Atlantic, erklärte, die Airline wolle Inklusion und Individualität fördern. „Wir wollen, dass jeder er selbst sein kann und weiß, dass er dazu gehört“, heißt es in einer Pressemitteilung der Airline. „Viele Menschen zeigen mit Tattoos ihre einzigartige Identität. Unsere Kolleg*Innen mit Kundenkontakt und in Uniformen sollten davon nicht ausgeschlossen werden, wenn sie das tun möchten.“

Nicht alle Tattoos sind erlaubt

Die neue Lockerung kommt auch gleich mit einer großen Diversity-Kampagne daher! Das Umschwenken bei Virgin Atlantic könnte aber auch eine Auswirkung der Pandemie sein: Wie viele andere Airlines, suchen auch Virgin Atlantic händeringend nach neuem Personal.

Für die Bewerber*innen gibt es allerdings auch Ausnahmen. Weiterhin verboten bleiben Tätowierungen im Gesicht und am Nacken. Hier überlegt die Airline, zu einem späteren Zeitpunkt abgeschwächte Regelungen einzuführen. Nicht akzeptiert sind Tattoos, die mit Nacktheit, Gewalt, Alkohol oder Drogen zu tun haben, sowie solche, die als „kulturell unangebracht“ angesehen werden. Wer genau aber letztendlich darüber entscheidet, was angebracht ist und was nicht, ist unklar.