Die Frage danach, wer vom Frauenvolksbegehren profitiert, ist eigentlich schnell beantwortet: Alle. Eigentlich sollte man meinen, dass all die Forderungen im Jahr 2018 längst überflüssig sein müssten, doch leider ist dem nicht so. Auch heute und auch in Österreich braucht es immer noch Initiative, um einer gleichberechtigten Gesellschaft näher zu kommen. Da gibt es nämlich in einigen Bereichen noch Nachholbedarf. Dass Frauen für dieselbe Arbeit immer noch weniger verdienen und bei Weitem mehr als 50 Prozent aller Machtpositionen von Männern besetzt sind, sind wohl die bekanntesten Beispiele der alltäglichen Diskriminierung.

Was das Frauenvolksbegehren bringt

Viele hängen sich an den Einzelforderungen auf, finden eine 30-Stunden-Woche undenkbar oder haben sonst was an den Forderungen auszusetzen. Was dabei aber aus dem Fokus gerät, ist das, worum es wirklich geht, der Grund, warum jede und jeder von uns dieses Volksbegehren unterschreiben sollte. Es geht um einen Dialog, eine Diskussion zum Thema Gleichberechtigung und Gerechtigkeit, die nie aufhören darf und die alle Menschen etwas angeht. Dass nicht jede einzelne Forderung auch umgesetzt wird, ist logisch – so sieht die Politik eben aus. Doch, dass man darüber spricht, dass etwas passiert, die Konversation nicht abbricht und Frauen nicht ewig zurückstecken müssen, obwohl sie Gleiches leisten – genau dafür ist das Frauenvolksbegehren ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt, auf den hoffentlich noch vielen weitere folgen werden. Die wichtigsten Themen, denen dank der Initiative wieder Gehör verschafft, wurde im Überblick:

1. Wo sind die „mächtigen“ Frauen?

Über 50 Prozent der in Österreich lebenden Menschen sind weiblich. Dennoch stimmt diese Prozentzahl in keinster Weise mit derer überein, die Frauen in Führungs- und Machtpositionen widerspiegelt. Das Frauenvolksbegehren fordert eine verpflichtende 50-Prozent Frauenquote. Das heißt in Zukunft sollen die Hälfte aller Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft Frauen sein. Eigentlich unfassbar traurig, wie weit wir davon entfernt sind.

2. Unbezahlte Arbeit verdient Wertschätzung

Frauen übernehmen heutzutage noch immer oft (wieso eigentlich!?) den Großteil der Hausarbeit und Kinderbetreuung. Dass das auch Arbeit ist, vergisst man(n) leider schnell. Wegen dieser unbezahlten Arbeit im eigenen Zuhause, finden sich weibliche Arbeitskräfte oft in schlecht bezahlten Teilzeitberufen wieder. Diesen großen Differenzen soll eine allgemeine 30-Stuinden-Woche entgegen wirken. Sie könnte allen Arbeitnehmern ein besseres Leben ermöglichen. In wie weit das umsetzbar ist, steht natürlich noch zur Diskussion.

3. Pay-gap muss geschlossen werden

Unfassbar aber wahr: Frauen kriegen für dieselbe Arbeit weniger Geld als Männer, einfach nur weil sie Frauen sind. Das betrifft alle, Akameikerinnen sowie Frauen mit abgeschlossener Lehre und alle zwischendrin. Um dieser Ungerechtigkeit endlich den Kampf anzusagen, muss es volle Lohntransparenz und detaillierte Einkommensberichte geben. Außerdem müssen konkrete Maßnahmen von der Regierung ergriffen werden, um Einkommensunterschieden bei gleichwertiger Arbeit zu beseitigen.

4. Alleinerziehend = armutsgefährdet?

Über 90 Prozent aller Alleinerziehenden sind Frauen. Und über 50 Prozent davon leben an der Grenze zur Armut. Hier muss der Staat einspringen, um die Existenz von betroffenen Familien zu sichern. Wenn das zweite Elternteil den Unterhalt für die Kinder nicht oder nicht regelmäßig überweist, ist eine Unterhaltsvorschuss eine nötige Konsequenz.

5. Gewalt gegen Frauen muss bekämpft werden

Jede fünfte Frau in Österreich– also 20 Prozent der Frauen – sind ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede dritte Frau hat seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren. Was die Regierung momentan dagegen tut? Nicht viel. 2018 wurde vom Innenministerium ein Projekt zu Gewalt gegen Frauen gestoppt und Förderungen für Frauenprojekte fallen dieses Jahr um 700.000 Euro niedriger aus als noch 2017. Hier muss etwas passieren. Frauen sehen sich nicht gerne in der Opferrolle, auch wenn manche das immer wieder behaupten. Viele Frauen werden zu Opfern von Gewalt, weil viele Männer zu Tätern werden. Gewaltprävention, Aufklärung und die Förderung von Anti-Gewalt-Projekten sind dringend nötig. 

6. Schutzbedürftigen muss geholfen werden

Besonders Frauen, Homosexuelle, Bisexuelle, Transfrauen und -männer, sowie Intersexuelle und Queers benötigen auf der Flucht besonders viel Unterstützung. Sie müssen oft aus geschlechterspezifischen Gründen aus ihrem Heimatland fliehen und werden auf dem Weg in Sicherheit oft erneut Opfer von Gewalt. Hier müssen spezielle Regelungen getroffen und im Gesetz (Asylrecht, Migrationsrecht) verankert werden, die Frauen- und geschlechtsspezifischen Fluchtgründen die nötige Dringlichkeit zusprechen.

Auch ohne österreichische Staatsbürgerschaft unterstützen

Das sind nur 6 der unzähligen Punkte, die das Frauenvolksbegehren anspricht. Niemand ist von diesen Themen ausgenommen und deshalb sollten wir uns alle bei der Nase nehmen und unsere Unterschrift setzen. Das können in diesem Fall auch Menschen ohne österreichischem Pass. Rund eine Million Menschen, die in Österreich leben, Steuern zahlen, Kinder groß ziehen und dieses Land ihre Heimat nennen, sind vom Wahlrecht ausgeschlossen – denn sie haben keine österreichische Staatsbürgerschaft. Gemeinsam mit dem Partner SOS Mitmensch haben die Initiatorinnen des Frauenvolksbegehrens daher zur „Pass-Egal-Unterschriftensammlung“ aufgerufen. Dadurch konnte auch ohne österreichische Staatsbürgerschaft eine symbolische Unterstützungserklärung abgegeben werden. Bis zum Stichtag 30.September sind 1804 Unterstützungserklärungen von Personen aus 53 Staaten eingetroffen.

Die Eintragungswoche des Frauenvolksbegehrens geht noch bis Montag, 8. Oktober 2018 um 20h. Hier findet ihr alle Informationen dazu, wie und wo ihr unterschreiben könnt.