Seit der #MeToo-Debatte werden an Film- und Seriensets immer mehr Intimkoordinatoren eingesetzt. Sie sollen ein sicheres Umfeld während Sexszenen schaffen. Doch nicht alle sind davon überzeugt. Wie etwa „Game of Thrones“-Star Sean Bean. In einem Interview kritisiert er diese jetzt, denn sie würden die Spontanität zerstören, so der 63-Jährige.

Damit hat der Schauspieler eine rege Diskussion innerhalb der Branche ausgelöst.

„GoT“-Star Sean Bean hält nichts von Intimkoordinatoren

Die #MeToo-Debatte hat eine vollkommen neue Position an Film- und Fernsehsets erschaffen, die es noch nicht allzu lange gibt: Eine Intimkoordinatorin. Immer mehr Schauspieler:innen wünschen sich, von einer solchen begleitet zu werden. Denn das soll für ein sicheres Umfeld beim Dreh von Szenen führen, in denen die Protagonist:innen nackt sind oder beim Sex gezeigt werden. Ähnlich wie bei Action-Stunts, kümmert sich die speziell ausgebildete Person darum, dass man die Szenen im Vorhinein ausführlich bespricht und eine Art Choreographie einstudiert.

Wer „Game of Thrones“ gesehen hat, weiß, dass hier nicht gerade mit Sexszenen gespart wurde. Deshalb war hier auch eine Person gefragt, die sich genau damit beschäftigt. Doch nicht alle waren happy mit dieser Entscheidung. Sean Bean, der in der Serie Ned Stark verkörpert, kritisiert den Einsatz von Intimkoordinatoren jetzt. In einem Interview mit dem Time Magazin meint er, dass diese Position die Spontanität beim Dreh von Sexszenen zerstören würde.

Bean fürchte nämlich, dass „die natürliche Art und Weise, wie sich Liebende verhalten“ somit nicht mehr gegeben sei. Szenen würden hiermit zu einer „technischen Übung“ werden. Der Schauspieler erklärt weiter, dass gerade die experimentellsten Szenen oft von TV-Firmen herausgeschnitten werden würden, um Werbekunden nicht zu verschrecken. Genauso, sei es auch in der Serie „Snowpiercer“ geschehen, in der Bean ebenfalls zu sehen ist. Die Rede sei von einem Moment in der zweiten Staffel, in der Darsteller-Kollegin Lena Hall eine intime Szene mithilfe einer Mango gedreht habe. Diese „surreale, aber schöne Szene“ sei nie gezeigt worden, so der 63-Jährige.

Lena Hall: „Ich muss wohl einiges klarstellen“

Lena Hall, von der Sean Bean in dem Interview gesprochen hat, meldete sich daraufhin etwa via Twitter zu Wort. Dort teilte sie den Artikel und schrieb dazu: „Ich muss nach diesem Artikel wohl einiges klarstellen, nachdem mich immer mehr Leute fragen ‚Girl, geht’s dir gut?'“. Dann stellt sie klar: Es sah in der berühmt-berüchtigten Mangoszene in der Badewanne zwar so aus, als sei sie nackt, doch sie war es nicht wirklich.

Dann betonte sie auch, dass Bean „großartiger Schauspieler“ sei und sie sich immer wohlgefühlt habe. „Es waren wir gegen den Rest der Welt und wir wollten einfach diese Geschichte erzählen“, schreibt Lena Hall. Dennoch fände sie Intimitätskoordinatoren nicht überflüssig. Wenn sie mit einem Schauspielkollegen ein komisches Gefühl habe und sich unwohl fühlen würde, dann würde diese Person beim Dreh durchaus hilfreich sein, so die Schauspielerin.

„Ich bin der Meinung, dass Intimitätskoordinatoren eine willkommene Ergänzung an Sets sind und denke, dass sie auch bei Traumata helfen könnten, die in anderen Szenen erlebt werden. Manchmal braucht man sie, manchmal nicht, aber jede einzelne Person und Szene und Erfahrung ist eben anders“, fügt die Schauspielerin noch hinzu.

Aussage löst Diskussion aus

Diese durchaus kontroverse Ansicht löste eine regelrechte Debatte aus. Auch Schauspielerin Rachel Zegler betont auf Twitter, wie wichtig die ausgebildeten Intimitätskoordinatoren an Filmsets seien. Hierbei spricht sie auch aus Erfahrung. Denn sie war beim Dreh zu Steven Spielbergs Film „West Side Story“ erst 17 Jahre alt, als sie Liebesszenen mit dem damals 25-jährigen Ansel Elgort drehte. Dabei sei sie „extrem dankbar“ für die Expertise am Set gewesen. Dann wendet sie sich noch direkt an Sean Bean: „Spontaneität in intimen Szenen kann unsicher sein. Wach auf.“

Die Vorsitzende der britischen Rundfunkunion Bectu, Philippa Childs, zeigt sich von Beans Aussagen richtig enttäuscht. Der Schauspieler würde ihrer Meinung nach seine „privilegierte Rolle“ nicht verstehen, wie sie im Interview mit The Guardian erzählt. Denn gerade „junge und weniger erfahrene Schauspieler“ wären beim Dreh von intimen Szenen mit Herausforderungen konfrontiert. Die Arbeit der Profis sei daher sehr wichtig, um sicherzustellen, dass sich alle Beteiligten sicher fühlen und respektiert würden.