Wir haben zwei starke Frauen, Hana (26) & Magdalena (25), gebeten, uns ihre unterschiedlichen Meinungen zum Thema „Ist es okay, ein Gspusi mit einem Vergebenen einzugehen?“ zu verraten. Für viele ist diese Thema Tabu, doch lest selbst.

Hana, 26, könnte bei rücksichtsloser Egozentrik kotzen und kann sehr gut damit leben, deswegen als konservativ betitelt zu werden.

Ist es okay, mit jemandem ein Gspusi zu haben, obwohl man weiß, dass derjenige eine Freundin hat? Nope. Einfach nope. Ganz klare Ansage! Das ist nicht in Ordnung, ganz egal, wie sehr du versuchst, dir das schönzureden. Da kommen immer die gleichen Argumente: „Aber ich kenn sie ja nicht“, sagst du? Irrelevant. Du würdest doch auch nicht von einem fremden Teller Essen klauen, nur weil du nicht weißt, wer es bestellt hat. „ER hat die Beziehung, nicht ICH. Das liegt nicht in meiner Verantwortung“, redest du dir ein? Dennoch bist am Schluss DU der Grund für das Unglück eines anderen Menschen, egal, ob du dich nun verantwortlich fühlst oder nicht. Das gibt eine ganz miese Bilanz auf dem Karma-Konto.

Etwas anderes ist es natürlich, wenn du erst im Nachhinein erfährst, dass der Typ eigentlich bereits vergeben war. Denn dann ist tatsächlich nur einer von beiden rücksichtslos und egoistisch. Aber wenn du wissentlich mit einer Person schmust, ins Bett gehst oder sogar ein Gspusi anfängst, obwohl du weißt, dass diese Person vergeben ist, zeigt das eine ziemliche Charakterschwäche. Tausch doch einfach mal gedanklich die Rollen: Spätestens wenn du selbst betrogen wirst, bist du doch nicht nur auf den Partner wütend, sondern auch auf die Person, mit der du betrogen wurdest.

Spätestens dann wünschst du dir, dass es so rücksichtslose Menschen gar nicht gibt, die einfach für ein bisschen Spaß die Beziehung eines Paars potenziell ruinieren. Spätestens dann weißt du, welche harten Konsequenzen eine unüberlegte Schmuserei, ein One-Night-Stand oder sogar eine Affäre haben kann. Wie entspannt kann man schon mit einem Typen knutschen, wenn man weiß, dass der sich dann später zu einer anderen ins Bett legt, vielleicht sogar noch mit deinen Lippenstiftresten im Gesicht? Man kann sich noch so oft einreden, dass es einem sowieso wurscht ist – aber das schlechte Gewissen ist ein sprichwörtlicher Hund und wird irgendwann zu nagen anfangen.

Let’s face it: Der Typ ist besetzt. Bereits von einer anderen angeleckt. Es ist nicht so, als gäbe es tatsächlich nur diesen einen Mann auf der Welt. Du hast eine recht beträchtliche Auswahl. Es MUSS nicht unbedingt der sein, der da gerade genüsslich seine Partnerin betrügt. Abgesehen davon: Welches Signal sendet das dem Typen denn? Dass er jede haben kann, die er will, weil er so ein toller Hecht ist? Dass man einer geliebten Person gerne mal mit dem A*sch ins Gesicht fahren kann, weil am Ende sowieso mit einer der beiden ein Happy End rausschaut? Dass du nur einen Ausrutscher wert bist? Dass du nicht gut genug für die Hauptrolle bist, aber gerne mal als Sidekick auftauchen darfst?

Nein, meine Liebe. So was solltest weder du dir gefallen lassen, noch solltest du eine andere Person dieser Respektlosigkeit aussetzen. Denn am Ende des Tages sollten wir Frauen zusammenhalten. Wir sollten uns gegenseitig unterstützen, stärken, uns feiern und respektieren. Wegen der Sisterhood warat’s g’wesen.

Magdalena, 25, ist kein Fan von gesellschaftlichen Konventionen – und schon gar nicht von genderspezifischen Verhaltensregeln.

Okay, okay. Bevor jetzt die Moralkeule in meine Richtung geschwungen wird, lasst mich klarstellen: Da kommt jetzt keine „Schmeiß dich bewusst an vergebene Männer ran, um deine Beziehungsangst erfolgreich kaltzustellen!“-Predigt. Gar nicht. Es kommt auch keine Lobeshymne an Frauen, die bewusst versuchen, vergebene Männer aufzureißen, um ihre eigene Attraktivität zu testen. Jup, das soll es tatsächlich geben. (Btw, Newsflash: Wer seinen Selbstwert über Schönheit definiert, wird sich immer nur als objektives Schmuckstück verstehen – aber das ist ein anderes Thema.)

Worum’s mir eigentlich geht, ist die Tatsache, dass überhaupt das Verhalten einer dritten, an einer Beziehung unbeteiligten Person zum Zentrum der Diskussion wird. Ich kann es nicht mehr hören – bzw. vielmehr lesen, denn am deutlichsten wird dieses Phänomen etwa bei Schlagzeilen zu Promi-Trennungen, in denen dann die „miese Tour“ von „Tänzerinnen“ oder „Ludern“ breitgetreten wird. Das Scheinwerferlicht fällt auf das Model, die Tänzerin, die böse Ehezerstörerin, während der Ehemann und Familienvater oft bemitleidet wird, dass er jetzt in einem Scherbenhaufen sitzt. Auch im echten Leben kommt es häufig zu Seitensprüngen – das wissen wir alle aus unserem Umfeld oder sogar aus eigener Erfahrung.

Und das, obwohl in einer Umfrage des Markt und Meinungsforschungsinstituts Forsa (durchgeführt für das Magazin Petra) 87 Prozent der Frauen zwischen 25 und 40 angeben, dass sie nie was mit einem vergebenen Mann anfangen würden. Es geht aber auch gar nicht darum, sich bewusst Vergebene zu angeln – nicht jede erkundigt sich allerdings vor einer gemeinsamen Nacht (immer) nach dem Beziehungsstatus des Gegenübers. (Erneuter Newsflash: Wer schmusen will, schwindelt bei dieser Frage sowieso.) Und ich durchsuche auch nicht das Handy des Flirts auf mögliche Nachrichten von „Schatzi“.

Wenn jemand eindeutige Avancen macht, kann man bei mündigen Personen wohl davon ausgehen, dass sie wissen, was sie tun, oder nicht? Für mich gilt: Diejenigen, die in einer Beziehung leben, sind für selbige verantwortlich. Niemand sonst. Wer eine Beziehung eingeht, legt gemeinsam mit dem zweiten (oder mehreren) Part(s) die Spielregeln fest. Im Idealfall handeln die Beteiligten dann nach den gleichen Regeln.

Wer schummelt, handelt in diesem System moralisch verwerflich. Ein mögliches Gspusi tut das aber ganz bestimmt nicht. Man kann doch niemanden für das Verhalten anderer Personen verantwortlich machen – und ganz ehrlich: Wer sich mit seinem Partner für ein monogames Beziehungskonstrukt entschieden hat, der will doch nicht, dass das Schatzi nur deshalb keinen Blödsinn macht, weil jemand anderer die Verantwortung für sein Handeln übernimmt. Oder willst du einen Typen, der nicht so weit selbstbestimmt ist und nicht genügend Rückgrat hat, um sein Handeln selbst in die Hand zu nehmen, und instant alles rund um sich vergisst, nur weil ihm eine Frau schöne Augen macht? Eben.