Was mit unserem Körper geschieht, ist unsere Sache: Das sollte selbstverständlich sein. In weiten Teilen der Welt ist das aber für viele Frauen nicht der Fall. Das zeigt nun wieder ein UNO-Bericht.

Demnach hat rund die Hälfte der Frauen und Mädchen in ärmeren Gegenden der Welt nicht die vollständige Kontrolle darüber, was mit ihrem Körper geschieht.

Millionen Frauen dürfen nicht über den eigenen Körper bestimmen

Mehr als die Hälfte aller Frauen in 57 untersuchten ärmeren Ländern darf laut dem Weltbevölkerungsbericht der UNFPA nicht selbstständig entscheiden, mit wem sie Sex haben oder ob sie Verhütungsmittel benutzen. Das sei empörend, sagte UNFPA-Chefin Natalia Kanem. „Im Kern sind damit hunderte Millionen Frauen und Mädchen nicht die Besitzerinnen ihrer eigenen Körper. Ihre Leben werden von anderen Menschen beherrscht.“ Kanem forderte daher die internationale Gemeinschaft zu mehr Engagement für die Gleichberechtigung der Geschlechter auf. Der Weltbevölkerungsbericht wird seit 1978 jährlich von der UNFPA veröffentlicht.

Weniger Bildung, weniger Selbstbestimmung

In dem Bericht ziehen die Autoren einen engen Zusammenhang zwischen Bildung und Selbstbestimmungen. Demnach seien Frauen, die weniger gebildet sind als ihre (Ehe)-Partner, häufiger Opfer von sexualisierter Gewalt als Frauen, deren Bildungsniveau dem des Partners entspricht.

Viele Mädchen beziehungsweise Frauen wüssten zudem nicht, dass sie das Recht haben, Geschlechtsverkehr zu verweigern. So habe etwa eine Studie in Indien gezeigt, dass jung verheiratete Frauen ihren Sex seltener als erzwungen bezeichnen, weil man Sex innerhalb der Ehe erwarte. Laut dem UNO-Bericht verhindern diese Normen, dass Frauen selbstbestimmte Entscheidungen über Verhütung treffen könnten.

Mehr Engagement für die Gleichberechtigung der Geschlechter

Am restriktivsten ist die Situation dem Bericht zufolge für Frauen in der Subsahara, in Süd- und Zentralasien. In Ländern wie Mali, Niger oder dem Senegal könnten nur etwa zehn Prozent der Frauen über ihren eigenen Körper entscheiden. Natalie Kanem forderte die internationale Gemeinschaft zu mehr Engagement für die Gleichberechtigung der Geschlechter auf. „Das Recht auf körperliche Autonomie bedeutet, dass wir die Macht und die Kraft haben, eigene Entscheidungen zu treffen, ohne Angst vor Gewalt haben zu müssen oder jemand anderem diese Entscheidung übertragen zu müssen“, erklärt sie.