Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen ihren Sohn, Prinz Andrew, zieht die Queen Konsequenzen. Sie entzieht dem Adeligen sämtliche militärische Titel und Schirmherrschaften. Damit reagiert die Königin von Großbritannien auf die Bitte zahlreicher Veteranen.

Vor Gericht muss sich der Prinz nun als „Privatmann“ verteidigen.

Prinz Andrew verliert alle Titel

Es muss ein schwerer Schritt für Queen Elizabeth II. gewesen sein und dennoch war er in ihren Augen wohl bitter nötig. Sie hat beschlossen, ihrem Sohn, Prinz Andrew, alle militärischen Titel und Schirmherrschaften zu entziehen. Nach den Missbrauchsvorwürfen, die seit einigen Jahren gegen den britischen Royal bestehen, formierten sich 150 Veteranen und forderten die Queen auf, Andrew sämtliche militärische Titel abzuerkennen.

„Offiziere des britischen Militärs sind den höchsten Standards an Redlichkeit, Ehrlichkeit und ehrenhaftem Verhalten verpflichtet“, lautet der offene Brief von Vertretern der Royal Navy und der Armee sowie Kampfpiloten. Prinz Andrew habe die Standards des britischen Militärs jedoch nicht erfüllt. „Wäre dies irgendein anderer ranghoher Militäroffizier, wäre es indiskutabel, dass er noch im Amt wäre“, so die Veteranen weiter. Dann fordern sie die Queen auf, ihrem zweitältesten Sohn alle verbleibenden militärischen Titel und Ränge zu entziehen.

Wir verstehen, dass er Ihr Sohn ist, aber wir schreiben Ihnen als Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaberin der Streitkräfte“, lautet der Appell. Diese Maßnahmen hätten schon vor langer Zeit passieren sollen, zeigen sich die Veteranen ehrlich. Die etwa 15 Ämter, die Prinz Andrew in Großbritannien, Kanada und Neuseeland innehatte, sollen nun an andere Mitglieder der Royal-Family vergeben werden.

Als „Privatmann“ vor Gericht

Wie der Buckingham Palast verlauten lässt, ist Prinz Andrew seine Titel los. „Mit der Zustimmung und dem Einvernehmen der Queen wurden die militärischen Ränge und royalen Schirmherrschaften des Herzogs von York an die Queen zurückgegeben.“ Seine Anrede „Seine Königliche Hoheit“ soll der 62-Jährige (bis jetzt) zwar noch nicht verloren haben, er darf diese allerdings in keiner offiziellen Funktion mehr verwenden – wie etwa vor Gericht. 

Im drohenden Prozess, der sich um einen angeblichen Missbrauch durch Prinz Andrew dreht, muss er sich als „Privatmann“ vertreten und nicht als Mitglied der britischen Königsfamilie. 

Missbrauchsvorwürfe gegen den Queen-Sohn

Doch was ist passiert? Klägerin Virginia Giuffre wirft Andrew in einem Zivilverfahren in den USA vor, sie als Minderjährige mehrfach missbraucht zu haben. Sie gibt auch an, zuvor Opfer eines Missbrauchsrings geworden zu sein. Diesen sollen laut Klage der bereits verstorbene US-Multimillionär Jeffrey Epstein und seine Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell aufgebaut haben.

Erst kürzlich ist Maxwell von einem Gericht in einem US-Strafverfahren in mehreren Punkten schuldig gesprochen worden und muss mit einer langen Haftstrafe rechnen. Prinz Andrew streitet jedoch weiterhin alle Vorwürfe ab. Bis zuletzt haben die Anwälte des Adeligen gehofft, dass die Klage fallen gelassen wird. Doch ein New Yorker Richter lehnte die Einwände ab. Kommt es zu keiner außergerichtlichen Einigung, steht Prinz Andrew ein Gerichtsprozess bevor. Laut Medienberichten könnte es im September so weit sein.