Mit „Dahmer – Monster“ ist Netflix mal wieder ein echter True-Crime-Hit gelungen. Die Serie um den Serienkiller Jeffrey Dahmer schaffte es binnen kürzester Zeit an die Spitze der Netflix-Charts. Zeitgleich sorgt sie aber auch für viele Kontroversen

So sind nicht nur Mitglieder der LGBTQ-Community verärgert, sondern auch Angehörige der Opfer kritisieren Netflix für die Produktion.

„Dahmer“: Deshalb kritsiert die LGBTQ-Community Netflix

Gefühlt sprechen derzeit alle über Jeffrey Dahmer! Kein Wunder, die Serie „Dahmer“ hat es binnen kürzester Zeit auf Platz 1 der Netflix-Seriencharts geschafft. Gleichzeitig sorgt sie jetzt aber auch mächtig für Empörung im Netz. Die Geschichte basiert auf den Ereignissen rund um den Serienmörder Jeffrey Dahmer, der zwischen 1978 und 1991 mehrere junge Männer und Jugendliche tötete. Er gestand insgesamt 17 Morde und wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. 1994 erschlug ihn schließlich ein Mithäftling. Dank Netflix steht sein Name nun auch im Jahr 2022 wieder in den Schlagzeilen.

Ein Dorn im Auge der Netflix-User scheint die Tatsache zu sein, dass die Serie in der Rubrik „LGBTQ“ zu finden war. Zur Erklärung: Netflix kennzeichnet mit dem LGBTQ-Tag all die Werke, in denen Charaktere gezeigt werden, die sich mit der LGBTQ-Gemeinschaft identifizieren und diese repräsentieren. Dahmer war homosexuell, genau wie die meisten seiner Opfer. Dies hatte Netflix offenbar dazu veranlasst, die Serie auf der Homepage unter dem Tag „LGBTQ“ zu listen. Allerdings ist Diversität natürlich nicht wirklich das Thema der Netflix-Serie. Und dass in dieser Rubrik nun ausgerechnet ein Serienkiller zu finden ist, sorgt für Aufregung bei den Usern.  

„Stell dir vor, du klickst auf die ‚LGBTQ‘-Kategorie und bekommst das hier“, beschwerte sich zum Beispiel ein Nutzer auf Twitter. Sein Beitrag wurde bereits über 17.000 gelikt. Ein anderer User schreibt zynisch: „Jeffrey Dahmer war ein stolzes Mitglied der LGBTQ-Community.“

Wie „Deadline“ zudem berichtet, äußerte sich auch Drag-Performer B.J. Daniels gegenüber „WISN“ zu der Thematik. „Ich habe das Gefühl, dass der Tag diese schrecklichen Ereignisse fetischisiert. So sollte man das nicht sehen, es fühlt sich einfach völlig falsch an.“, so Daniels. Netflix hat sich bislang nicht zu der Kritik geäußert, der Streaming-Gigant scheint aber dennoch reagiert zu haben. Mittlerweile ist die Serie nämlich nicht mehr in der „LGBTQ“-Rubrik zu finden. Allerdings sorgte die Serie noch aus einem anderen Grund für Negativ-Schlagzeilen.

Serie kann für Angehörige der Opfer retraumatisierend sein

Heftige Kritik an der Serie kommt auch von den Angehörigen eines Opfers. „Meine Familie (die Isbells) ist stinksauer über diese Serie“, schreibt ein Verwandter des ermordeten Errol Lindsey bei Twitter. „Es ist immer und immer wieder traumatisierend, und wozu? Wie viele Filme/Sendungen/Dokumentationen brauchen wir noch?“. Seine Cousine Rita Isbell war die Schwester von Errol Lindsey. Auch diese hat sich bereits zu der Serie geäußert.

Vor Gericht hat Isbell gegen Dahmer ausgesagt. Ihre Aussage wurde auch in der Netflix-Serie detailliert nachgestellt. Isbell hat sich die entsprechende Folge angesehen. Sie selbst schreibt in einem Essay bei „Insider“ über die unangenehmen Erinnerungen und erhebt klare Vorwürfe gegen Netflix. „Mich selbst in der Serie zu sehen, hat mich gestört. Als ich meinen Namen am Bildschirm sah und die Figur in der Serie wörtlich genau das sagte, was ich damals gesagt habe.“ Weiter schreibt sie: „Es war, als würde ich alles noch einmal erleben“. Die Netflix-Serie habe all die Emotionen zurückgebracht, die sie damals empfunden habe.

„Netflix hätte fragen sollen, ob wir Einwände [Anm: bei der Darstellung bestimmter Ereignisse] haben oder wie wir allgemein zur Umsetzung der Geschichte stehen. Sie haben mich nichts gefragt. Sie haben es einfach getan.“ Für die Frau ist die Sache klar: Der Streaming-Dienst profitiere von ihrem und dem Leid anderer.