Die Statue einer Black Lives Matter-Demonstrantin zierte am 15. Juli das Stadtbild von Bristol. Sie sollte den freigewordenen Platz auf einem Sockel, von dem Demonstranten Anfang Juni die Statue des früheren Sklavenhändlers Edward Colston abgebaut hatten, ersetzen.

Die Figur von Jen Reid wurde ohne Genehmigung der Stadtbehörden aufgestellt. Die Stadt montierte die Statue deswegen wieder ab.

Statue von Jen Reid ersetzte Edward Colston

Weltweit bauen Demonstranten momentan die Statuen von historischen Figuren ab, die Protagonisten des Kolonialismus waren. Für besonders große Aufregung sorgten Anfang Juni die Bilder von Black Lives Matter-Demonstranten, die die Statue des Unternehmers Edward Colston von seinem Sockel rissen und später im Hafenbecken von Bristol versenkten. Der Grund: Edward Colston war als Sklavenhändler an der Versklavung von über 80.000 Menschen beteiligt. Die Statue war schon seit Ende des 20. Jahrhunderts kontrovers diskutiert worden.

Kurz nach der Demontierung der Colston-Statue stellte sich die Demonstrantin Jen Reid auf den nun leeren Sockel und posierte triumphierend. Was sie dabei nicht wusste: Dieser Moment brachte den Künstler Marc Quinn dazu, die Statue „A Surge of Power (Jen Reid)“ zu fertigen. Quinn sagte, Reid habe die neue Skulptur „geschaffen“, als sie auf dem Sockel gestanden und ihren Arm in die Höhe gestreckt habe. Reid selbst nannte die neue Statue „unglaublich“. Sie werde zudem dabei helfen, die Debatte am Leben zu halten, sagte sie der Zeitung „The Guardian“. Am 15. Juli ersetzte die neue Figur schließlich den leeren Platz auf dem Colston-Sockel. Doch Jen Reids Ebenbild hielt nicht für die Ewigkeit. Weil die Statue ohne Genehmigung angebracht wurde, holte die Stadt Bristol sie kurze Zeit später wieder vom Sockel.

Black Lives Matter Demonstranten

Seit Mai kommt es weltweit immer wieder zu Demonstrationen gegen strukturellen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze. Auslöser war der Tod des Afroamerikaner George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Minnesota. Bei einer Demo am 7. Juni in Bristol entschlossen sich die Demonstranten schließlich dazu die umstrittene Statue von Edward Colston zu stürzen. Colston machte im 17. Jahrhundert ein Vermögen, als er versklavte Afrikaner über den Atlantik nach Amerika brachte. Mit dem Geld finanzierte er Schulen und Wohltätigkeitsorganisationen in Bristol. Die Stadt holte die ins Wasser gestürzte Figur übrigens wieder aus dem Hafenbecken und plant, sie inklusive Graffiti und Seilen, die von den BLM-Demonstranten angebracht wurden, in einem Museum auszustellen.