Es war das größte Fernsehereignis unserer bisherigen Geschichte – und der wohl größte Trauertag Großbritanniens im 21. Jahrhundert. Doch die Art und Weise, wie die Beerdigung der Queen jetzt online kommentiert wird, sorgt für unterschiedliche Reaktionen.

Denn darf man wirklich Memes über die Beisetzung einer Frau machen?

Beerdigung der Queen sorgt für Memes

Bis zu vier Milliarden Menschen sollen schätzungsweise die Beisetzung von Königin Elizabeth II mitverfolgt haben. Es sei das größte TV-Event der Geschichte, heißt es vorab schon von Expert:innen. Doch während Milliarden von Menschen gebannt auf die Bildschirme starrten, passierte vor allem eines: Eine 96-jährige Frau wurde in einer XXL-Zeremonie beigesetzt. Und die Reaktionen darauf waren unterschiedlichst.

Denn während man in den Live-Übertragungen im TV Erklärungen zu Wappen, Bannern und Rängen der Gäste bekam und die Moderator:innen mal mehr mal weniger emotional über die 70 Regierungsjahre der Queen erzählten, fokussieren sich die Zuschauer:innen in den Sozialen Medien auf etwas ganz anderes. Nämlich die Frage, wie viele Memes man aus einem eintägigen Event rausschlagen kann.

Denn sei es die Spinne, die auf dem Sarg der Queen entdeckt wird, ein Papier, das fallengelassen wird oder die Kamerapräsenz einiger Gäste: Das Internet hat scheinbar seinen Spaß mit der Zeremonie und pickt über Stunden hinweg die skurrilsten, lustigsten oder schrägsten Momente der Trauerzeremonie.

Das Internet lacht über eine Trauerfeier

Das Internet lacht also über den fehlenden Louis und die Einzelheiten einer Zeremonie, die doch eigentlich eines in den Fokus stellen wollte: die Trauer um die am längsten regierende britische Monarchin der Geschichte.

Tja und genau da liegt auch schon die Schwierigkeit. Denn auch wenn manche Memes vielleicht kurz zum Schmunzeln anregen oder tatsächlich witzig sind. Ist es nicht irgendwie ein bisschen makaber, eine Beerdigung zu memeifizieren (falls das ein Wort ist)? Denn vor allem für die Royals ist Elizabeth II ja nicht nur eine Repräsentantin der Monarchie und Großbritanniens. Sie ist Familie, um die sie trauern. Und Memes über die Beerdigung der Großmutter, Mutter oder besten Freundin fände wohl kaum jemand wirklich lustig, oder?

Beerdigungs-Traditionen einfach aus der Zeit gekommen?

Aber vielleicht liegt ja genau hier auch die Schwierigkeit an dem Thema. Denn wenn der Tod von Elizabeth II eines wieder in den Vordergrund gerückt hat, dann wie Menschen mit dem Thema Monarchie umgehen. Während die einen schon nach Bekanntwerden ihres Ablebens trauerten und RIP-Posts teilten, scherzten die anderen über den neuen König Charles III und die Vorteile für seine zweite Frau und große Liebe Camilla. So richtig ernst scheinen jene, die Memes zum Thema teilten, die Institution der Monarchie nicht zu nehmen.

Das soll nicht bedeuten, dass sie diese nicht respektieren. Es heißt lediglich, dass die steifen – und teils wirklich aus der Zeit gekommenen – Traditionen und Aspekte für manche einfach nicht länger den gleichen Effekt haben wie noch vor 50 oder sogar 100 Jahren. Von der Tatsache, wie problematisch die Vergangenheit der Monarchie, dem damit verbundenen Kolonialismus und die Beteiligung internationaler Königshäuser an der Ausbeutung vieler Menschen waren, wird dabei oft noch gar nicht berücksichtigt (wobei auch diese Aspekte natürlich eine Rolle spielen, wenn man bedenkt, wie wenig die Royals dieses Thema heute ansprechen).

TV-Event oder Trauerfeier für die Queen?

Vielleicht fällt für eben diese Generation der Faktor des traditionsreichen Hauses ja auch einfach weg. Was bleibt ist ein XXL-TV-Event. Und ähnlich wie bei den Oscars, Fashion Weeks oder anderen großen Live-Übertragungen wird eben auch über dieses online gelästert und gelacht. Das hat sich in den vergangenen Jahren Social Media einfach eingebürgert. Es ist erst ein großes Event, wenn es dazu auch Memes gibt.

Vielleicht geht ja aber auch beides: Trauern und Lachen. Denn wie jemand den Tod einer Person oder ein einschneidendes historisches Event verarbeitet, ist immer noch immens individuell. Die Frage, ob man Memes posten darf, kann demnach eigentlich niemand allgemein beantworten. Nur eines sollte man vielleicht immer im Kopf behalten. Verletzende Memes, Bilder, die beleidigen oder Szenen, die man bei seinen eigenen Liebsten nicht sehen möchte, sollten wohl auch bei der Queen nicht ausgeschlachtet werden.