Die damals 17-jährige Daphne F. wollte am Silvesterabend des Jahres 2015 mit ihren Freunden unbeschwert ins neue Jahr feiern – doch der Abend endete für sie in einem Alptraum. Sie wurde von mehreren älteren Mitschülern in ein Auto gezerrt und vergewaltigt.

Im April 2016, nachdem sich Daphne ihrer Schwester anvertraut hatte, erstattete die Schülerin schließlich Anzeige gegen den Haupttäter, Diego C. und seine Mittäter. Diego C. floh nach Spanien, wurde dort aber wenige Tage später gefasst und wieder nach Mexiko ausgeliefert, wo das Gerichtsverfahren auf ihn wartete. Am Montag wurde der junge Mann schließlich freigesprochen.

Der Angeklagte handelte „ohne sexuellen Vorsatz“

Der Richter Anuar González hatte die Missbrauchsvorwürfe gegen Diego C. mit der Begründung zurückgewiesen, die Vergewaltigung habe dem Angeklagten keinen Spaß gemacht. Der Angreifer habe ohne „sexuellen Vorsatz“ gehandelt. Dem Mädchen sei zwar das Handy abgenommen worden, doch Daphne sei zu keinem Zeitpunkt hilflos gewesen. Konkret wird Diego C. vorgeworfen, das Opfer an den Brüsten berührt zu haben und sie mit den Fingern penetriert zu haben. Die junge Frau hat allerdings ausgesagt, insgesamt vier junge Männer hätten sich im Auto an ihr vergangen. Danach sei sie in einem Haus vergewaltigt worden.

Die mutmaßlichen Täter stammen aus wohlhabenden Familien

Der Freispruch löste eine Welle der Proteste in Mexiko aus. Frauen und Männer gingen auf die Straße, um gegen das skandalöse Urteil anzukämpfen. Internationale FrauenrechtlerInnen bezeichneten das Urteil als verheerend. Der Vater des Opfers erklärte, er sei keineswegs überrascht über dieses Urteil, denn es zeige nur, wie das mexikanische Justizsystem eben funktioniere. Diego C. stammt wie seine drei mutmaßlichen Mittäter aus einer wohlhabenden Familie.

Richter suspendiert

Das Aufsichtsgremium für Bundesrichter in Mexiko hat den zuständigen Richter nun suspendiert. Ob – und wann – der Fall neu aufgerollt wird, ist noch nicht bekannt.