Jede fünfte Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen. Es muss hier nicht immer von körperlichen Übergriffen die Rede sein, auch psychische Gewalt hinterlässt Narben. Wenn man sich in einer Beziehung kontrolliert fühlt, ist dies keineswegs ein gesundes Verhältnis und darf nicht verharmlost werden. Das Handy wird geortet, die Nachrichten gelesen und die Freunde werden schlecht geredet  – zugrunde liegen diesem Verhalten unterschiedlichste Dinge, oft ist es eine Mischung aus dem Wunsch nach Machtausübung, Eifersucht und Hilflosigkeit auf Seite der Täter. Betroffene Frauen erzählen davon, sich ständig rechtfertigen zu müssen, irrationale Anschuldigungen und Beschimpfungen an den Kopf geworfen zu bekommen und unter einer Art „Überwachung“ zu stehen. Jede SMS und jedes Telefonat wird vom Partner kontrolliert. Doch was geht eigentlich in Männern vor, die versuchen, innerhalb einer Beziehung Macht über eine Frau auszuüben und den Alltag dieser zu kontrollieren?

„Übermäßige Kontrolle scheint ein Mittel, um mit Eifersucht klar zu kommen“

Wer das Handy des anderen durchsucht, andauernd per Whatsapp in Kontakt sein möchte und eventuell sogar in der Arbeit anruft, hat vielleicht ein Eifersuchts-Problem, meint Psychologin Daniela Renn. Und das merkt man in einer Beziehung schon relativ schnell, so die Expertin. „Es ist nichts, was sich erst im Laufe der Beziehung herauskristallisiert.“ Dennoch schlittern unzählige Frauen in eine ungesunde Beziehung, denn am Anfang wird eben jedes Fehlverhalten von der altbekannten rosaroten Brille verniedlicht. Erst nach Monaten, wenn nicht sogar Jahren, wird den Betroffenen klar, dass das nicht „normal“ ist.

Den Partner zu überwachen ist „krankhaft“

Tatsächlich gelten in Österreich Menschen, die das Leben ihres Partners auf Schritt und Tritt nachverfolgen, als „krankhafte Persönlichkeiten“. In anderen Ländern, in denen der kulturelle Wandel der Emanzipation noch nicht angekommen ist, gelte es dagegen bis heute als vollkommen normal, Macht über eine Frau auszuüben. Auch bei uns liegt es leider noch nicht weit in der Vergangenheit, dass der Mann in einer Ehe laut Gesetz über den Alltag der Frau bestimmen konnte. Was vor 35 Jahren noch als gewöhnliche Beziehung galt, wird nun gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert. Es gibt allerdings dennoch Männer, die noch in alten Rollenmustern feststecken und daher die Frau in einer Beziehung, als ihnen untergeordnet wahrnehmen, gibt Dr. Renn zu bedenken.

Österreichisches Frauenhaus Notruf-Telefon: 05 77 22
vielen Dank an 
Dr. Daniela Renn, Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin, www.psypraxis.org

Daniela Renn
Daniela Renn