Die grünen sind bereits in aller Munde – nun finden auch weiße Smoothies mit ihrem hohen Fettanteil zunehmend Anhänger. Sie werden auch Lubrikatoren genannt. Statt grünem Blattgemüse enthalten sie „vor allem hochwertige gesunde Fette und essentielle Aminosäuren„, sagt Marion Selzer, die ein Buch mit dem Titel Lubrikatoren für tiefe Zellsättigung & innere Zufriedenheit zum Thema geschrieben hat.

Wichtigste Grundzutat sind rohe und gesättigte Fette – Rohmilchbutter, Kokosmus oder Kokosöl, erklärt die Ernährungsberaterin. Eier, Nüsse, Mandeln und Samen liefern die Proteine. Und für den Geschmack kommen Obst und eventuell ein paar Gewürze hinzu. Und so mixt Selzer beispielsweise aus Cashewkernen, Vanille, Zimt, Wasser, Datteln und Kokosöl einen Smoothie, den sie „Flüssige weiße Schokolade“ nennt.

Flüssige Kalorienbombe

Selzer schätzt am weißen Smoothie auch, dass er satt macht und damit als Ersatz für eine Hauptmahlzeit dienen kann. Doch Achtung: Weit mehr als beim grünen Smoothie gilt es, die Kalorienzahl im Blick zu haben. So kann es ein weißer Smoothie mit gehaltvollen Zutaten wie Rohmilchbutter, Obers und Avocado schon einmal auf rund 500 Kilokalorien pro Portion bringen.

Für einen nicht ganz so kalorienreichen Lubrikator empfiehlt Selzer, die Menge an Nüssen und Trockenfrüchten gering zu halten, pro Portion nur einen Esslöffel Fett zu verwenden und lieber etwas mehr frisches Obst in den Smoothie zu mischen. Allerdings würden die mittelkettigen Fettsäuren, die etwa in Kokosfett vorhanden sind, auch schnell in Energie umgewandelt. Deshalb sei eine Gewichtszunahme durch die Smoothies eigentlich nicht zu befürchten, sagt sie.

„Bloß eine Modeerscheinung“

Der Gesundheitsberater Hans-Helmut Martin hält den weißen Smoothie hingegen „eher für eine Modeerscheinung„. Prinzipiell richtig sei, dass nicht alle ungesättigten Fettsäuren gesund und alle gesättigten ungesund seien. Mittel- und kurzkettige gesättigte Fettsäuren, wie sie in Kokosfett vorkommen, seien gesundheitlich zumindest nicht bedenklich, sagt der Ökotrophologe. Kritisch zu betrachten sei bei Kokosfett aber der Umwelt-Aspekt: Wegen der langen Transportwege sei es aus ökologischer Sicht nicht empfehlenswert, regelmäßig Kokosfett in großen Mengen zu verwenden.

Smoothies als Heißhunger-Regulator?

Eine weitere Eigenschaft weißer Smoothies ist Selzers Erfahrung zufolge, dass sie den Heißhunger nach Süßem oder Fettigem bremsen. „Wer regelmäßig weiße Smoothies zu sich nimmt, kann damit rechnen, dass Gelüste auf Ungesundes verschwinden.“ Außerdem hätten die rohen gesättigten Fettsäuren die Fähigkeit, Schwermetalle und andere fettlösliche Giftstoffe aus dem Körper auszuleiten, sagt sie.

Martin betont hingegen, es sei bisher nicht belegt, dass weiße Smoothies mit ihren gesättigten Fetten zur Entgiftung des Körpers beitragen könnten. Es spreche prinzipiell zwar nichts dagegen, ab und zu einen weißen Smoothie zu sich zu nehmen, ernährungsphysiologisch sei es aber nicht notwendig. Vorsicht sei wegen einer möglichen Keimbelastung zudem geboten, wenn der Smoothie rohe Eier enthält. Vor allem Schwangere und Menschen mit schwacher Immunabwehr sollten keine rohen Eier verzehren.

Die Ernährungswissenschafterin Antje Gahl sieht den regelmäßigen Verzehr von gesättigten Fettensäuren grundsätzlich kritisch. Sie empfiehlt, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie sie etwa in Raps-, Walnuss- und Olivenöl enthalten sind, den Vorzug zu geben. Gahl räumt jedoch ein, dass Kokosfett Studien zufolge auch positive gesundheitliche Einflüsse auf den Fettstoffwechsel haben kann.

Ein praktischer Vorteil des weißen Smoothies ist die vergleichsweise unkomplizierte Zubereitung. Beim grünen Smoothie ist es wichtig, einen Hochleistungsmixer zu haben, der die faserige Struktur des Blattgrünes zerkleinert. Da dies beim weißen Smoothie nicht nötig ist, könne man ihn auch mit jedem herkömmlichen Küchengerät leicht mixen.

Rezept: „Apfelschmaus“

So entsteht dann beispielsweise schnell Selzers „Apfelschmaus“: Für zwei Portionen werden vier Äpfel, je zwei Esslöffel Kokosmus und geschälte Hanfsamen, 15 Gojibeeren und etwa 250 Milliliter Wasser gemixt – und fertig ist der Smoothie.

Für herzhafte Varianten empfiehlt Selzer, Rohmilchbutter oder Kokosöl mit Gewürzen wie Curry, Kurkuma, Salz und Pfeffer oder Kräutern und Zitronensaft zu mischen. So passt der Smoothie auch als Soße zu Salaten, Kartoffel- oder Pastagerichten.

Und auch als Dessert ist ein weißer Smoothie ein Genuss. Eine Creme aus je einem Esslöffel Kokosöl und Mandelmus, einem rohen Ei und einer kleinen Mango, bestreut mit ein paar Kokosraspeln, ist ein schnelles und köstliches Dessert.