Der X hat gerade eine Gehaltserhöhung bekommen, die Y letzte Woche ein Baby mit ihrem Traummann, den sie eben erst geheiratet hat und die Z fliegt demnächst auf die Bahamas. Und ich? Was ist mit mir? Ein Gefühl, das viele kennen – denn selbst wenn man es nicht möchte: Die Eifersucht hat eingesetzt. Und macht selbst vor besten Freunden oder Familienmitgliedern nicht halt, denen man ja eigentlich alles gönnen sollte. Soweit die Theorie. Doch in der Praxis sieht es (wie so oft) anders aus.

Die gute Nachricht: Eifersucht gehört zum Leben dazu und ist vielleicht sogar ein evolutionärer Überlebensmechanismus. Denn von diesem Standpunkt aus gesehen motiviert der Neid uns, für einen gerechten Anteil an dem, was uns zusteht, zu kämpfen. Jedoch gibt es einen wichtigen Unterschied zwischen Eifersucht und Neid. Beide können fiese Auswirkungen haben, aber mit ein wenig Selbstbewusstsein in Schach gehalten werden – oder besser noch: Zu unserem Vorteil genutzt werden.

Wir neigen dazu, die Begriffe Eifersucht und Neid gleichzusetzen – doch der Unterschied liegt klar auf der Hand: Wir sind neidisch, wenn jemand etwas hat, was wir wollen, aber wir sind eifersüchtig, wenn wir Angst haben, das zu verlieren, was wir bereits haben.

Neid kann uns aber vorantreiben: Er zeigt uns, was wir wollen, und kann so also zum Vorteil genutzt werden, weil er uns dazu bringen kann, härter für etwas zu arbeiten und zu definieren, was wir wollen und was wir aktuell in unserem Leben vermissen. Diese Einsicht, dass etwas Wichtiges im Leben fehlt, sollte man dann nutzen, um Veränderungen zuzulassen und bewusst vorzunehmen. Sie werden helfen, das zu erhalten oder zu behalten, was einem bislang gefehlt hat. Das hört sich vielleicht ziemlich kompliziert an, kann jedoch easy gelingen, wenn man folgende Punkte versteht:

Verstehe, wie Eifersucht funktioniert

In einer Studie aus dem Jahr 2011 fanden die Forscher tatsächlich eine Beziehung zwischen Neid, Motivation und Leistung. Die Forscher schrieben damals: „Über vier Studien fanden wir heraus, dass benigner (also gutartiger) Neid eine bessere Leistung fördert. Gutartiger Neid ist frustrierend, führt aber zu einer Motivation, sich zu verbessern.“

Die Studie unterscheidet auch deutlich zwischen Bewunderung und Neid. Der Philosoph Søren Kierkegaard nannte Bewunderung „glückliche Selbsthingabe“ – wenn jemand anders so gut in etwas ist, dass man „nur mit Wertschätzung sehen kann, wie gut der andere ist“. Neid dagegen nennt Kierkegaard „unglückliche Selbstbehauptung“. Du glaubst, dass du in etwas genauso gut sein kannst wie eine anderen Person, aber du bist unglücklich, weil du es nicht bist.

Verwende Neid als Motivator

Bewunderung ist nicht so motivierend wie Neid, weil es keine Erwartung gibt, dass man jemals so gut, so reich, so schön, so beliebt wie jemand anderes wird. Neid hingegen ist ein negatives Gefühl, aber es dient einem positiven Zweck. Neid kann helfen, nach Wegen zu suchen, um sich selbst oder die aktuelle Situation zu verbessern. Vorsicht ist jedoch geboten, denn Neid kann der Motivation auch schaden. Er kann deprimierend und konzentrationsstörend sein und zu einem Tunnelblick führen.

Erkenne die Symptome von Neid

Wenn man Neid als Motivator einsetzen will, muss man ihn erkennen, wenn er einsetzt. Allzu oft reagieren wir auf Gefühle ohne nachzudenken, wo sie herkommen. Nehmen wir an, wir sehen die wunderbaren Urlaubsfotos der Freundin, die schon zum dritten Mal in diesem Jahr am Meer ist. Plötzlich setzt unser Fernweh ein – und gleichzeitig denken wir uns: „Wow, schön für dich!“ (Aber meinen es natürlich nicht – Eifersucht!) Es lohnt sich aber, dieser Art von Reaktion nachzuforschen. Ärgern dich die Selfies oder gibt es etwas an diesen Fotos, das du selbst willst? Wenn es letzteres ist, was ist es, das dich schlecht fühlen lässt? Was ist es, das du selbst willst? Etwas Freizeit, weil du in der Arbeit gestresst bist? Mal wieder im Meer zu schwimmen? Oder vielleicht einfach nur der Wunsch, öfter aus dem Haus gehen und neue Dinge sehen zu können. Oder bessere Fotos machen zu können? Was auch immer die Antwort sein mag, Neid kann als Auslöser dienen, um eigene Ziele zu klären. Es ist so viel einfacher zu bekommen, was man will, wenn man selbst weiß, was man will.

Fühle dich nicht schlecht, wenn du eifersüchtig bist

Ein wenig Selbstmitgefühl wird verhindern, dass dein Neid zu Eifersucht wird. Wenn man neidisch ist, fühlt man sich oft mies, weil man fühlt, wie man fühlt und das führt dann zu einer Abwärtsspirale der Negativität. Zu verstehen, warum man neidisch ist, ist ein wichtiger erster Schritt, um das Beste aus der Emotion zu machen. Du kannst deinen Neid erkennen und weitermachen. Man müsste laut Psychologen dabei aber auch anerkennen, dass es tatsächlich möglich ist, dass jemand anderes einen übertrifft oder etwas erreicht, was wir nicht haben (werden). Das kann schwer sein, ist aber wichtig! Neidisch zu sein bedeutet aber nicht, ein schlechter Mensch zu sein. Es bedeutet, ein Mensch zu sein. Jeder ist ab und zu mal neidisch.Wenn Neid zu Eifersucht wird, wird es schon schwerer, aus der negativen Gedankenspirale wieder auszubrechen.

Versuche, dich den Menschen zu nähern, auf die du eifersüchtig bist und bitte um Hilfe

Wenn du auf jemanden neidisch bist, liegt es oft daran, dass er oder sie  etwas erreicht hat, was du nicht hast. Wenn du auch dorthin willst, kann es helfen, sich mit dem Objekt des Neides zu vernetzen. Man kann das  tun, indem man seine Unterstützung anbietet, sei es indem man hilft, ein neues Projekt zu starten, oder einfach zur Beförderung gratuliert. Wenn du deinen Kollegen unterstützt, wirst du ihn vielleicht immer noch beneiden, aber es ist fast unmöglich, auf ihn eifersüchtig zu sein. Schließlich hast du geholfen und am Erfolg Teil gehabt. In gewisser Weise ist Unterstützung ein Gegenmittel gegen Eifersucht. Um Hilfe zu bitten, ist eine weitere Form der Unterstützung. Wenn der Arbeitskollege gerade Lob bekommt, bestätige das  und bitte  um Feedback zu deiner eigenen Leistung. Selbst wenn man immer noch neidisch ist, sollte man freundlich und mitfühlend sein. Vielleicht kann er dir ja weiterhelfen – und dich mit nützlichen Tipps und Tricks versorgen, so dass du das nächste Mal an der Reihe bist, vom Chef gelobt zu werden.