Im „Al Qurashi Family Park Zoo“ in der Hauptstadt Khartoum des Sudan können Tiere nicht mehr ausreichend gefüttert und medizinisch versorgt werden. Dem staatlichen Zoo ging das Geld aus. Eine Löwin ist elend verhungert. Auch Löwin Kandaka und drei weiteren Löwen droht ein erbärmliches Ende.

Die Bilder der halb verhungerten Löwin Kandaka (4) im Zoo von Khartoum gingen um die Welt. Das einst prächtige Fell hängt glanzlos über dem ausgemergelten Skelett. Die Wirbel lassen sich von weitem zählen. Sie hat aber einen starken Überlebenswillen und frisst inzwischen bereits wieder Fleisch. Eine andere Löwin verhungerte jedoch elendig. Für sie konnten Tierschützer im Al-Qurashi-Park in Khartoum nichts mehr tun.

„Vier Pfoten“ kämpft um das Leben der Löwen im Sudan

Seit Ende Jänner ist ein internationales Team der globalen Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ vor Ort. Mit dabei: Dr. Frank Göritz, leitender Tierarzt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) aus Berlin. „Als wir vor zwei Wochen den Zoo erreichten, war ich schockiert“, sagt Göritz zu BILD am SONNTAG. „Ich arbeite seit 15 Jahren mit Vier Pfoten zusammen, habe bereits Tiere aus Gaza und Aleppo in Syrien befreit, aber die Haltungsbedingungen hier sind fernab jeglicher internationaler Standards.“

Löwin Kandaka gab er anfangs keine Überlebenschance. „Das Tier hatte zwei Drittel seines Körpergewichts verloren. Wir haben ihr Infusionen gegeben, dann Hühnerbrühe und Katzenfutter. Die Löwin war so schwach, wir mussten sie nicht einmal betäuben.“

Dass Team und Fracht so schnell in den Sudan fliegen konnten, hat Dr. Amir Khalil (55) aus Wien organisiert. Seit 26 Jahren arbeitet der gebürtige Ägypter für die Organisation. „Ich spreche Arabisch und kenne die richtigen Leute“, sagt er zu BILD am SONNTAG.

Unnötige Strapazen für Löwen

Dass die Weltöffentlichkeit um die Zustände des heruntergewirtschafteten Zoos weiß, ist den Sudanesen sehr peinlich. Am Freitag meldete „Vier Pfoten“, dass der Zoo eine spontane Umsiedlung durchgeführt habe, ohne dies mit den Helfern abzusprechen. Der abgemagerte Löwe Mansour wurde heimlich in ein anderes Gehege gebracht. „Nachdem wir die Zustände vor Ort untersucht haben, mussten wir feststellen, dass der Umzug auf keinen Fall eine Verbesserung für den Löwen bedeutete“, teilte die Tierschutzorganisation mit.

Dr. Amir Khalil sprach mit den Behörden, Löwe Mansour wurde zurücktransportiert. Völlig unnötige Strapazen für das ohnehin geschwächte Tier. Die Ärzte müssen weiter um Wohl und Leben der Löwen kämpfen.

Sudan hungert

Die Hungersituation im Sudan, im Nordosten Afrikas , wird vom Welthunger-Index (WHI) als „ernst“ eingestuft. Das Land belegt Platz 107 von 117 gelisteten Ländern. Es verwundert also nicht, dass nicht nur Menschen Hungern, sondern auch die Tiere im Zoo.