Wir konsumieren viel Fleisch. Die Österreicher alleine verzehren durchschnittlich in ihrem Leben 5,9 Tonnen. Dafür müssen Tiere wie Rinder gezüchtet werden. Dabei wird aber klimaschädliches Methan ausgestoßen. Algen sollen dieses Problem nun lösen.

Aktuelle Daten eines Forschungsteams aus den USA zeigen, dass Algenfutter den Methanausstoß von Kühen deutlich reduzieren können.

Algen als Klimaretter?

„Wir haben fundierte Beweise dafür, dass Algen als Teil von Rindernahrung effektiv dabei sind, Treibhausgase zu reduzieren, und dass diese Wirksamkeit nicht mit der Zeit abnimmt“, erklärte der Agrarwissenschaftler und Leiter des World Food Centers, Ermias Kebreab, gegenüber der britischen Tageszeitung „Guardian“. Die Forschungsergebnisse von Kebreab und dessen Doktorandin Breanna Roque wurden im Fachjournal „PLOS One“ veröffentlicht.

Laut den Forschenden der Universität von Kalifornien würden Kühe um bis zu 82 Prozent weniger Methan ausstoßen, wenn man ihrem Futter jeden Tag geringe Mengen an Nahrungsergänzungsmittel auf Algenbasis beifügt. Das Team beobachtete 21 Angus-Rinder in ihrer Studie während eines Zeitraums von fünf Monaten. Dabei baute man auf bereits vorhandener Forschung auf. Schon länger arbeiten Forscher und Start-Ups an Technologien, wie man mit Algen Methanemissionen reduzieren könnte.

Hunderte Liter Methangas pro Tag

Die Fleischproduktion, insbesondere die Haltung von Rindern trägt einen beträchtlichen Teil zur Erderwärmung bei. Rinder produzieren Hunderte Liter Methangas je Tier pro Tag. Das Gas entsteht nämlich beim Zellulose-Abbau durch bestimmte Mikroben im ersten Magen, dem Pansen, der Wiederkäuer. Im Kuhfladen läuft dieser Prozess dann übrigens noch einige Zeit weiter. Methan ist als Treibhausgas in der Atmosphäre um ein Vielfaches wirksamer als Kohlendioxid und macht daher einen substanziellen Teil des menschengemachten Treibhauseffekts aus.

Die sogenannte Rotalgenart Asparagopsis taxiformis kann laut den Forschern der Uni von Kalifornien Abhilfe schaffen. Sie neutralisieren Enzyme im Pansen der Rinder. Kebreab und Roque fanden bereits in einer ersten zweiwöchigen Untersuchung vor zwei Jahren heraus, dass Algen Methanemissionen von Milchkühen deutlich reduzieren. Neu ist diese Erkenntnis aber nicht. Denn bereits 2016 stellten Forscher der James Cook University Ähnliches fest. Den Geschmack von Fleisch und Milch beeinflussten die Algen damals übrigens nicht.

Schwedisches Start-Up sagt Kuhpupsen den Kampf an

Schon länger sagt das schwedische Start-Up Volta Greentech Kuhpupsen und rülpsen den Kampf an. Das Unternehmen hat eine spezielle Alge kultiviert, die den Verdauungsprozess im Darm der Kühe regulieren soll, damit diese weniger Methan produziert. Die Alge ist eine Mischung aus verschiedenen Rotalgen und enthält bioaktive Verbindungen, die eines der Enzyme blockieren, die im Pansen die Produktion von Methan anregen. Laut Volta Greentech kann die tägliche Dosis von 100 Gramm der Algen die Methanproduktion einer Kuh um 80 Prozent reduzieren. Zusätzlich sorge die Blockierung mikrobieller Methanogene im Magen der Kuh dafür, dass außerdem keine Energie verbraucht wird, um ein Abfallprodukt zu produzieren.

Kritik an der Methode

Doch es gibt auch Kritiker, die nicht davon überzeugt sind, dass Algen unser Klima retten werden. In der Praxis könnte man nie die ausreichenden Mengen der speziellen Algenart anschaffen, die man für die Rinderzucht benötigt.