Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA empfiehlt den Einsatz des noch nicht als Medikament zugelassenen Mittels Remdesivir des US-Unternehmens Gilead nun auch außerhalb klinischer Studien, also für den sogenannten compassionate use, den Einsatz nicht zugelassener Medikamente bei besonders schweren Krankheitsfällen.

Es könne nun bei Patienten angewandt werden, die nicht auf Beatmungsgeräte angewiesen seien, teilte die EMA mit.

Behandlung mit Remdesivir in Europa ausgeweitet

Das Medikament hat man ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt. Erste Studien brachten ermutigende Ergebnisse, dass Remdesivir erfolgreich bei der Behandlung der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 eingesetzt werden könnte, wie Reuters berichtet. Bislang gibt es weder ein Heilmittel noch einen Impfstoff. Eine klinische Studie aus den USA etwa hatte darauf hingewiesen, dass die Verabreichung von Remdesivir bei COVID-19-Patienten die Zeit bis zu einer Genesung um mehrere Tage verkürzen könnte.

Den ersten Ergebnissen zufolge führte das Medikament allerdings nur zu einer geringfügig niedrigeren Sterblichkeitsrate. Auch fehlen noch gesicherte Angaben zu Nebenwirkungen und dazu, welche Patienten am ehesten von einer Behandlung profitieren könnten. Die EMA werte vorliegende Daten derzeit im Rahmen der fortlaufenden Prüfung Remdesivirs aus, hieß es. Verwenden kann man das Mittel laut EMA-Empfehlung nun auch bei nicht-invasiver Beatmung oder wenn der schwer erkrankte Patient mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt wird.

Besonderes Zulassungsverfahren

In der EU war am 30. April die Bearbeitung eines besonderen Zulassungsverfahrens für Remdesivir gestartet. Bei dieser sogenannten „rolling submission“ reicht der Antragsteller Daten aus Studien und Laboruntersuchungen nach und nach ein. Diese Daten bewertet dann die EMA. Wenn die Daten komplett sind, kann der Antragsteller einen Zulassungsantrag einreichen. So will man das Zulassungsverfahren des Medikaments beschleunigen.

Nebenwikrungen nicht bekannt

Wesentliche Nebenwirkungen von Remdesivir sind noch nicht bekannt. Das müsse aber noch weiter untersucht werden. Das Medikament liege nach Berechnungen eines britischen Forschers bei einem Selbstkostenpreis von etwa zehn Euro für eine zehntägige Behandlung.