Während das Christentum Ende Dezember das Weihnachtsfest feiert, begeht das Judentum das Lichterfest Chanukka. Als Zeichen, dass jüdisches Leben einen Platz in Deutschland hat, hat man am 22. Dezember in Berlin den größten Chanukka-Leuchter Europas entzündet.

Das achttägige Lichterfest findet heuer vom 22. bis 30. Dezember statt.

Chanukka-Leuchter vor Brandenburger Tor

Vor dem Brandenburger Tor steht ein zehn Meter hoher Chanukka-Leuchter. Am 20. Dezember hatten die Rabbiner Shmuel Segal und Yehuda Teichtal, Vorsitzender des Chabad Jüdischen Bildungszentrums, den Leuchter eingeweiht. Entzündet wurde er schließlich am ersten Tag des Lichterfests, am 22. Dezember, von der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und einem jüdischen Jungen aus Berlin.

Bis zum 30. Dezember zündet man täglich mit Einbruch der Dunkelheit eine weitere Kerze an dem achtarmigen Leuchter an. Eine neunte Kerze in der Mitte dient zusätzlich dem Anzünden der anderen Lichter. Neben dem Leuchter am Brandenburger Tor, der angeblich der größte Europas ist, stehen weitere 21 in ganz Berlin.

Judentum in Deutschland

Bei der Zeremonie am Sonntag waren 200 Gäste sowie prominente Politiker und Religionsvertreter anwesend. Das Entzünden des Leuchters fang übrigens bereits zum 15. Mal an diesem Ort statt. Der Chanukka-Leuchter in der deutschen Hauptstadt sei ein Zeichen, „dass jüdisches Leben und jüdische Kultur einen festen Platz in unserem Land haben und ein Teil von uns sind“, wie Bundesjustizministerin Christine Lambrecht berichtet.

Der Berliner Chabad-Vorsitzende Yehuda Teichtal erinnerte außerdem an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, die sich am 27. Jänner 2020 zum 75. Mal jährt. Heute sei zu beobachten, „wie der Antisemitismus wieder sein hässliches Haupt erhebt“. Er versicherte: „Wir werden dem nicht nachgeben.“ Juden, Christen und Muslime stünden zusammen, es gebe keinen Platz für Hass in der Gesellschaft. „Antisemitismus ist ein Gift, egal woher es kommt“, warnte Teichtal unter Hinweis auf links- und rechtsextremistische oder islamistische Judenfeindlichkeit.

Chanukka: Jüdisches Lichterfest

Chanukka erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem nach dem erfolgreichen Aufstand der Makkabäer gegen hellenisierte Juden im Jahr 164 v. Christus beziehungsweise im jüdischen Jahr 3597. Die Makkabäer führten den traditionellen jüdischen Tempeldienst wieder ein.

Die Chanukkia oder Chanukka-Leuchter ist ein acht- oder neunarmiger Leuchter, der während dem Chanukka-Fest entzündet wird. Er ist nicht gleichzusetzen mit dem wichtigsten Symbol des Judentums, dem Siebenarmigen Leuchter oder Menora. Laut der Tradition fanden die siegreichen Juden nur soviel rituell reines Olivenöl vor, dass es die Menora lediglich einen Tag lang zu speisen vermochte. Der Brennstoff hielt jedoch auf wundersame Weise acht Tage, bis genug Neues geweihtes Öl vorhanden war.