Nach wochenlangen Einschränkungen für Bürger und Wirtschaft hat der britische Regierungschef Boris Johnson erste Lockerungen angekündigt. Als neue Leitlinie kündigte er am Sonntagabend (10. Mai) in einer Fernsehansprache die Strategie „stay alert“ (seid vorsichtig) nach bislang „stay at home“ (bleibt zu Hause) an.

Eine umfangreiche Öffnung werde es für geraume Zeit aber noch nicht geben. Der Lockdown bleibe noch bis mindestens 1. Juni in Kraft.

Boris Johnson kündigt Lockerungen an

Johnson sagte, ab Montag, dem 11. Mai, sollten jene Bürger, die nicht von zu Hause aus arbeiten könnten, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Ab Mittwoch dürften Menschen mit Angehörigen aus ihrem Hausstand so oft sie wollten im Freien sein, wenn sie sich an die Abstandsregeln hielten. Bislang durften sie nur einmal am Tag ihre Wohnungen verlassen, um Sport zu treiben. Frühestens am 1. Juni werde die Regierung aber entscheiden, ob auch Geschäfte nach und nach wieder öffnen und Grundschüler zurück in die Schulen könnten, sagte Johnson.

Wales, Schottland und Nordirland haben mit Blick auf die Lockerung der Ausgangssperren eigene Machtbefugnisse. Schottland kündigte bereits Widerstand an. Johnson, der selbst an Covid-19 erkrankt war und einige Tage auf einer Intensivstation zubringen musste, steht seit Wochen wegen der Corona-Maßnahmen seiner Regierung in der Kritik. So wird ihm unter anderem eine zu späte Reaktion auf die Virus-Ausbreitung vorgeworfen. Großbritannien verzeichnet bisher 31.855 Tote in Verbindung mit dem Virus. Das Land hat damit die zweithöchste Totenzahl weltweit nach den USA. Die „Sunday Times“ hatte berichtet, Wissenschafter hätten Johnson gewarnt, die Zahl könne am Jahresende bei über 100.000 liegen, sollten die Beschränkungen zu schnell gelockert werden.

Kritik von der Opposition

Der Chef der Oppositionspartei Labour, Keir Starmer, sagte, Johnsons Erklärungen vom Sonntag werfen viele Fragen auf. „Es sieht so aus, als ob der Premierminister im Endeffekt Millionen Leuten gesagt hat, sie sollen wieder zur Arbeit gehen, ohne einen Plan für deren Sicherheit zu haben und ohne klare Vorgabe, wie sie das machen sollen, ohne den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.“

(Quelle: reuters / redaktion)