Ein Buch zu spät in die Bücherei zurückzubringen, ist wohl wirklich keine Seltenheit. Im Fall einer Bücherei in Kalifornien liegt die Frist aber schon einige Jahrzehnte zurück.

Denn die Deadline für die Rückgabe war bereits 1927!

Buch wird 96 Jahre zu spät in Bücherei retourniert

Büchereien verbinden die meisten von uns heute wohl entweder mit mühsamen Seminararbeiten oder Buchreports aus alten Schultagen. Vielleicht wecken sie in dem ein oder anderen von uns aber auch noch einen kleinen inneren Stress aus, wenn sie sich daran erinnern, wie knapp man manchmal an der finalen Abgabe-Deadline war oder wie schmerzhaft es für die eigene Geldbörse war, wenn man die Abgabefrist verpasst hat und dann ein paar Euro in ein Buch investieren musste, das einen eigentlich eh nicht interessiert hat, sondern irgendwo im Nachttischkasterl versauerte, bis man die Mailbenachrichtigung der Bücherei bekam.

Eine so große Fristüberziehung wie in Kalifornien haben aber hoffentlich nur die wenigsten von uns hinter sich. Denn dort kam ein Buch ganze 96 Jahre nach der Deadline zurück. Zugegeben, mit seinen 672 Seiten hat „A History of the United States“ von Benson Lossing einen ziemlichen Umfang. Die ganze Geschichte der USA durchzugehen ist wohl auch kein leichtes Lesevergnügen für einen sonnigen Tag im Schwimmbad, sondern eher eine Lese-Challenge, für die man jede Menge Zeit braucht – offenbar bis zu 96 Jahre.

Fristgebühr hätte mehr als 1.636 Euro betragen

Denn tatsächlich hätte das Buch bereits am 21. Februar 1927 in die öffentliche Bücherei St. Helena im Napa Valley zurückgebracht werden sollen. Retourniert wurde es aber erst Anfang Mai 2023! Aber keine Sorge, niemand hat tatsächlich 96 Jahre damit verbracht, die Geschichte der USA durchzulesen. Stattdessen fiel „A History of the United States“ offenbar in die Kategorie „versauert im Nachtkasterl“. Denn die ursprünglichen Besitzer brachten das Buch nie zurück. Und das zog sich über Generationen.

Denn Jim Perry, jener Mann, der das Buch letztlich retournierte, entdeckte es in einem Haufen von Büchern, die seiner verstorbenen Frau gehörten. Er vermutet, dass das Buch ursprünglich von ihrem Großvater ausgeliehen – und eben nie zurückgegeben wurde. Perry hatte mit seiner Rückgabe dann aber noch ziemliches Glück. Denn eigentlich gab es zur Zeit der Ausleihe eine Überziehungsgebühr von einem Nickel pro Tag. Hochgerechnet hätte der Mann also eigentlich rund 1636 Euro bezahlen müssen. Zum Glück erließ die Bücherei aber im Jahr 2019 alle langjährigen Gebühren und Perry musste nichts bezahlen.

Übrigens: wer jetzt glaubt, dass das die längste Überziehung aller Zeiten ist, liegt falsch. Denn der Guinness-Weltrekord für ein nicht zurückgegebenes Buch aus einer Bücherei liegt bei rund 288 Jahren. Ein Geschichtsbuch, das zwischen 1667 und 1668 ausgeliehen wurde, wurde nämlich erst im Jänner 1956 retourniert.