In Italien ist die Zahl der Menschen, die an einer Coronavirus-Infektion gestorben sind, auf 5.476 gestiegen. Am Sonntag meldete das von der Corona-Krise am schlimmsten betroffene Land 651 weitere Todesfälle. Damit fiel der Anstieg nicht ganz so rasant wie am Tag zuvor aus. Am Samstag hatte der Zivilschutz die bisher größte Zahl von 793 Toten an nur einem Tag vermeldet.

Bis Sonntag erfassten die italienischen Behörden insgesamt 59.138 mit dem Coronavirus infizierte Menschen. Das sind rund 5.500 mehr als am Samstag. Italiens Regierungschef Giuseppe Conte zeigte sich erschüttert über die hohe Zahl der Toten: „Der Tod von so vielen Mitbürgern ist ein Schmerz, der jeden Tag wiederauflebt. Wegen der Werte, mit denen wir groß geworden sind, wegen der Werte, die wir auch heute noch teilen, sind diese Toten nicht einfach Nummern“. Es werde noch etwas Zeit brauchen, bis die weitreichenden Maßnahmen, mit denen Italien seit vier Wochen versucht, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, ihre volle Wirkung entfalten, führte Conte weiter aus.

Zwischen Ansteckung und Tod liegen meist 16 Tage

Dass die Zahl der Toten in Italien trotz der bisher ergriffenen Massnahmen weiterhin steigt, erstaunt die Experten nicht: „Inzwischen weiß man, dass vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome durchschnittlich etwa sechs Tage vergehen. Weitere fünf Tage dauert es, bis ein Patient auf das Virus getestet wird – und noch einmal durchschnittlich fünf Tage vergehen, bis die Infektion zum Tod führt“, betont Carlo Signorelli, Dozent für Hygiene und öffentliche Gesundheit in Mailand. „Die knapp 800 Toten vom Samstag sind also das Resultat der Situation, wie sie vor 16 Tagen herrschte. Die Maßnahme der Regierung, zuerst die Lombardei und 14 Provinzen und danach das ganze Land unter Quarantäne zu stellen, sei aber erst vor zwei Wochen erfolgt. Signorelli ist deshalb zuversichtlich, dass die Maßnahmen in wenigen Tagen Wirkung zeigen und dass der Höhepunkt der Epidemie „in Kürze“ erreicht sein werde.

12 Prozent Coronavirus-Sterblichkeit in der Lombardei

Auch für die hohe Sterberate in Italien haben Experten Erklärungen. In Italien überleben neun Prozent der Corona-Patienten die Infektion nicht, in der Lombardei sind es sogar zwölf Prozent – während die Sterberate in Wuhan laut WHO bei 5,8 Prozent und im übrigen China bei 0,7 Prozent lag. Der Hauptgrund liegt laut Signorelli in der Messmethode: In Italien werden nur noch Patienten mit schweren Symptomen auf das Virus getestet – also Personen, deren Sterbewahrscheinlichkeit um ein Vielfaches höher liegt als bei einem jungen, gesunden Menschen, der von seiner Infektion nichts ahnt.

Ein weiterer Grund liegt im hohen Durchschnittsalter der italienischen Bevölkerung. Und eine sehr wesentliche Verschärfung in den vergangenen Tagen ist dadurch erklärt, dass die Spitäler die Intensivpatienten aufgrund der Überlastung nicht mehr professionell versorgen können. Dieser Umstand erhöht die Sterblichkeit dramatisch, das hatte man auch in Wuhan beobachten können.