Aufgrund von patriarchalen Geschlechterrollen wird von Frauen viel erwartet, vieles, das sie nicht erfüllen können – oder wollen. Männern passt es jedoch nicht, dass sich Frauen gegen das geschlechtsspezifische Rollenbild sträuben. Es folgt Gewalt, eine, die auch im Tod enden kann.

Gewalt gegen Frauen gehört ins öffentliche Bewusstsein. Immerhin ist die Gefahr, die lauert, nicht immer fremd, unbekannt und in einer dunklen Ecke. 50.000 weibliche Opfer jährlich gibt es, die von Ehemännern, Freunden oder Verwandten getötet werden. In Europa sind es 3.000 Frauen.

Ein Drittel aller österreichischen Frauen hat sexuelle Gewalt erlebt

2011 wurde eine Studie veröffentlicht, die erschreckende Zahlen liefert. Die Österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt an Frauen und Männern fand heraus, dass 29,5 Prozent der befragten Frauen sexuelle Gewalt erlebt hatten, 74,2 sexuelle Belästigung. 90,3 Prozent der Täter waren Männer, das ist fast die absolute Mehrheit. 2017 wurden 817 Vergewaltigungen angezeigt, bei nur 107 kam es zu einer Verurteilung. Das sind gerade einmal 13,1 Prozent. Im Vorjahr war es sogar ein Prozent weniger. Und die Dunkelziffer, die bei sexueller Gewalt herrscht, ist viel höher. Es werden auf weniger als sieben Prozent gesetzt, die im Fall einer Vergewaltigung tatsächlich Anzeige erstatten.

Als wäre sexuelle Belästigung, Gewalt und Nötigung nicht bereits schlimm genug, kommt es auch vermehrt zur Tötung der Frau. Den Mord einer Frau aufgrund von geschlechtsspezifischen Motiven nennt man Femizid. 2017 starben 87.000 Frauen weltweit, 50.000 durch die Hand ihres Partners oder Familienangehörigen. 2014 gab es in Österreich 19 Femizide, 2019 sind es bereits 41.

Was genau sind Femizide?

Femizide sind Morde, die an Frauen vollzogen werden. Oft wird das Wort Femizid auch in spezieller Bedeutung verwendet, wenn Frauen nur aufgrund ihres Geschlechts umgebracht werden. Femizide sind, unter anderem, in Lateinamerika weit verbreitet. Unter den Ländern, die die höchste Femizid-Rate haben, befanden sich 2016 14 lateinamerikanische Länder. Es werden zirka 12 Frauen Femizidopfer in Lateinamerika – täglich.

In Deutschland gab es bereits 147 Femizide dieses Jahr, in Österreich 41. So viele Frauen wurden 2019 von ihrem (Ex)Partner umgebracht. Medial werden diese Morde aber oft anders dargestellt, als das, was sie tatsächlich sind: Statt Femizid steht Familiendrama, Motiv soll meist die Eifersucht sein.

Von allen in Deutschland getöteten Frauen stirbt fast die Hälfte durch die Hand des Mannes, der vorgibt, sie zu lieben.

Frauenmorde: Von ihren Männern getötet/ zeit.de

Nur sind diese Morde keine Beziehungstaten, keine Dramen, die aus Eifersucht passieren oder Familienstreits. Es sind Femizide, in denen Frauen umgebracht werden, weil sie Frauen sind. Der Grund ist nicht Eifersucht oder ein einfacher Streit, sondern der, dass Männer glauben, sie haben ein Recht darauf, wenn Frauen aus Machtverhältnissen versuchen auszubrechen. Das Motiv bezieht sich auf den Glauben der Männer, die davon überzeugt sind, Frauen haben sich ihnen unterzuordnen, immer dann verfügbar zu sein, wenn sie das wollen.

Femizide bekommen meist nur falsche mediale Aufmerksamkeit

Obwohl Femizide vor allem vergangenen Jahres stark zugenommen haben, ist es immer noch kein eigener Straftatbestand. Die deutsche Bundesregierung weigert sich, den Begriff anzuerkennen. Morde, die als solche nicht eingestuft werden, werden immer noch als Trennungstötungen bezeichnet. Das Gericht entscheidet oft so, dass die Verurteilung die Tat nicht als Mord bestraft – es wird Verständnis für das Motiv des Täters gezeigt.

Und genau das ist es, was es so problematisch macht. Das Patriarchat bezeichnet Femizide nicht als das, was sie sind. Sie bekommen kaum mediale Aufmerksamkeit und wenn, dann werden sie falsch dargestellt. Die Öffentlichkeit hat somit kaum eine Chance zu verstehen, warum Gewalt gegen Frauen ein großes Problem ist. Die Medien werden es weiterhin nicht suggerieren, die Regierung kehrt es auch künftig unter den Tisch. Femizide werden als etwas verkauft, was sie nicht sind. Das ist die Schuld der Regierung, aber auch die, der Medien.

Warum ist ein öffentlicher Diskurs wichtig?

Medien sind die vierte Macht im Staat. Wenn die Regierung versagt, müssen sie herhalten. Deswegen ist es so wichtig, Gewalt gegen Frauen in den öffentlichen Raum zu bringen.

Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache, sondern gehört öffentlich gemacht. Das ist wichtig, weil sich nur so etwas ändern kann – behördlich, aber auch juristisch. Bisher fehlen in Österreich und Deutschland Strategien, die zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen helfen. Bessere Finanzierung von Frauenhäusern, besser geschulte Fachleute aus Polizei, aber auch Justiz und die Anerkennung vom Begriff Femizid sind wichtig, um in zukünftige Gewalt gegen Frauen zu stoppen.